Das Online-Gesellschaftsmagazin aus Frankfurt am Main

Letzte Aktualisierung: 05.12.2024

Werbung
Werbung

Kinder- und Jugendtheaterpreis 2024

von Bernd Bauschmann

(25.11.2024) Marc Nellen, Abteilungsleiter im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, hat am Freitag, 22. November, im Kaisersaal des Rathauses Römer in Anwesenheit von Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft, die beiden wichtigsten deutschen Staatspreise für dramatische Literatur für Kinder und Jugendliche verliehen, die mit jeweils 10.000 Euro dotiert sind.

An der Preisverleihung nahmen 160 Gäste aus der Frankfurter Stadtpolitik, der Kulturszene der Stadt sowie Künstlerinnen und Künstler des Theaters für junges Publikum aus ganz Deutschland teil.

Nellen betonte in seiner Ansprache: „Die Nominierten zeigen mit ihren Figuren Kinder und Jugendliche, die mutig, selbstbewusst und stark ihren Weg gehen und ihre Identität behaupten. Diese Erfolge mit ihren Stücken bei jungen Menschen haben sie nur, weil sie von Beginn an nicht für sondern mit jungen Menschen arbeiten: Sie entfalten gemeinsam mit jungen Menschen das gigantische Potenzial, was Theater alles sein und geben kann.“

„Das Theater kann ein Ort sein, der Kindern und Jugendlichen Platz für ihre Gefühle gibt, für Wut oder Enttäuschung, ebenso wie für Neugierde und Inspiration“, sagte Hartwig in ihrer Begrüßung. „Dafür braucht es gute Geschichten, die der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen entsprechen. Heute zeichnen wir genau diese großartigen Geschichten von Autorinnen und Autoren aus, in denen sich Kinder und Jugendliche wiederfinden und in die sie eintauchen können.“ Kinder und Jugendliche bräuchten zudem einen geeigneten Ort, an dem ihre Geschichten erzählt werden könnten. Umso wichtiger sei das geplante Kinder- und Jugendtheater, das im Frankfurter Zoogesellschaftshaus entsteht, sagte Hartwig.

Die beiden Staatspreise für dramatische Kinder- und Jugendliteratur werden alle zwei Jahre vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vergeben. Das Kinder- und Jugendtheaterzentrum in der Bundesrepublik Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main ist mit der Durchführung des Auswahlverfahrens und der Preisverleihung beauftragt.

Den Deutschen Kindertheaterpreis 2024 erhält Matin Soofipour Omam aus Deutschland für ihr Stück „Raumrauschen“, erschienen im Felix Bloch Erben Verlag für Bühne Film und Funk in Berlin.

Der Deutsche Jugendtheaterpreis 2024 geht an Julia Haenni aus der Schweiz für ihr Stück „angst oder hase“, erschienen im Verlag der Autoren in Frankfurt am Main.

In der Laudatio für Soofipour Omam lobt Julia-Huda Nahas stellvertretend für die Jury, dass das interaktive Theaterstück wunderbar authentisch zeigt, wie natürlich das Wort dem Menschen folgen kann. Und dass es den Finger in Wunden legt, die alle kennen, deren Lebensrealität in einem gesellschaftlichen Konsens normativerweise nicht vorgesehen ist. „Raumrauschen“ schaffe es, diese Leerstellen aufzubrechen und lade alle – und wirklich ALLE im Raum – ein, diese Brüche mit ihrem Leben zu füllen. Egal in welcher Sprache.

Iwona Nowacka stellt in ihrer Laudatio für Haenni im Namen der Jury fest, dass wir lachen und gerührt sind bei diesem klugen, vielschichtigen, faszinierenden, humorvollen, poetischen, spielerischen, dynamischen, mit Metatheatralik und Absurdität so geschickt umgehenden und extrem politischen, aber keinesfalls didaktischen, zutiefst menschlichen, großartigen, ja, genialen Text.

Die Jury hat zudem drei Sonderpreise für Studierende des Szenischen Schreibens verliehen. Die Preise erhalten Leah Luna Winzely für das Stück „Der Wassermann“, Lili Roesing für das Stück „Rückenschwimmen“ und Julia Herrgesell für das Stück „FÜCHSE.“. Alle drei Preisträgerinnen studieren am Studiengang Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin.

In der Jury-Laudatio für die Sonderpreisträgerinnen würdigt Lena Riemer die drei Texte der jungen Autorinnen. Winzely bescheinigt sie, ein Stück mit großer poetischer Kraft geschaffen zu haben, das formell Gattungsgrenzen herausfordert und inhaltlich das Konzept von Familie neu betrachtet. Roesing dankt sie für ihr Stück über die Ungewissheit, wie man damit umgehen soll, wenn man einen Übergriff erfahren hat, als einen mit kraftvollen Fragmenten erzählten Text, der die Komplexität des Konflikts an keiner Stelle verschweigt. Und sie lobt das Stück von Herrgesell als eine Parabel, die mit Poesie, Witz und einem großen Feingefühl für Sprache davon erzählt, allein und gefangen in der eigenen Angst zu sein, und als ein Theaterstück für ungewisse Zeiten.

Der Jury für den Deutschen Kindertheaterpreis 2024 und den Deutschen Jugendtheaterpreis 2024 gehörten an: Julia-Huda Nahas, Regisseurin, Autorin und Kulturpädagogin (Kaarst), lwona Nowacka, Übersetzerin, Autorin und Kuratorin von Theaterprojekten (Szczeczin / Polen), Lena Riemer, Autorin, Studierende des Literarischen Schreibens (Leipzig) und Prof. Gerd Taube, Leiter des Kinder- und Jugendtheaterzentrums in der Bundesrepublik Deutschland (Frankfurt am Main). Das Jury-Mitglied des Goethe-Instituts konnte an den Sitzungen zur Nominierung und der Auswahl der Preisträgerinnen und Preisträgern nicht teilnehmen. (ffm)