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Kammerspiele: »Das Leben der Tony Sender« Szenische Lesung am 20. Oktober

Sie war eine der bedeutendsten Politikerinnen dieses Landes, engagierte sich unermüdlich für den Aufbau der ersten Republik Deutschlands – und wurde doch so gut wie vergessen. Tony Sender: Rebellin, Demokratin, Weltbürgerin oder auch »Frau Großmaul«, wie Goebbels sie nannte, kämpfte zeitlebens für soziale Gerechtigkeit, Völkerverständigung und Friedenssicherung, für ein vereintes Europa und für die Gleichstellung von Mann und Frau.
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Foto: Schauspiel Frankfurt

Themen und Werte, die heute, knapp 100 Jahre später, von wieder erstarkenden Nationalismen und rechten Strömungen auf ein Neues bedroht werden. Und doch hat sie einmal gesagt: »Freiheit gibt es nur so lange, wie wir uns alle in jeder Stunde dafür einsetzen.«

Die Politikerin und Journalistin wurde 1888 als Tochter eines jüdisch orthodoxen Paares in Biebrich geboren. Nach ihrem Abschluss der Höheren Töchterschule zog die damals Dreizehnjährige alleine nach Frankfurt am Main um hier die Private Handelsschule für Mädchen zu besuchen. Tony Sender trat 1910 als beruflich selbstständige Frau in die SPD ein. Mit ihrem pazifistischen Engagement nahm die Politikerin 1915 an der Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz teil. Mit ihrer Teilnahme an der Novemberrevolution 1918/19 nahm sie als Generalsekretärin des Arbeitsrates der Stadt Frankfurt entscheidenden Anteil. Anschließend wurde sie für die USPD Abgeordnete der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung und ab 1920 bis 1933 Reichstagsabgeordnete der USPD/SPD. Im März 1933 floh Tony Sender vor dem Nationalsozialismus in die USA ins Exil und engagierte sich von dort aus u.a. in der UN-Menschenrechtskommission. Die Exilantin verstarb in Folge eines Schlaganfalls 1964 in New York.

Anlässlich des 100. Jubiläums der Einführung des Frauenwahlrechts 1918 in Deutschland konzipierte das Historische Museum der Stadt Frankfurt gemeinsam mit dem Frauenreferat der Stadt im Frühjahr 2018 eine Ausstellung zu Ehren der zentralen Akteurinnen der international ersten Frauenbewegung um 1900. Im Rahmen einer Patenschaft von Tony Sender entwickelte das Schauspiel Frankfurt den Abend in Zusammenarbeit mit dem Frauenreferat und dem Historischen Museum.

Konzept: Katharina Bach, Judith Kurz, Christina Lutz.

Die Aufführung am 20. Oktober beginnt um 20 Uhr (Kammerspiele). Mitwirkende sind Katharina Bach, Christina Geiße, Katharina Linder, Sebastian Reiß und Uwe Zerwer.

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