Küstenbeet im Palmengarten zeigt, wie man pflegeleicht und ökologisch wertvoll gärtnert

Foto: Stadt Frankfurt / Palmengarten
Das Küstenbeet erstreckt sich unterhalb des Palmenhauses entlang des großen Weihers. Auf über 300 Quadratmetern hat Gartenmeister Sven Nürnberger in den vergangenen zweieinhalb Jahren eine Landschaft angelegt, wie man sie in Küstenregionen findet – in Deutschland, Großbritannien, in Südeuropa, Neuseeland, Chile und Kalifornien. „Es ist ein kosmopolitisches Beet“, sagt Nürnberger. Geografische Grenzen spielten bei der Gestaltung keine Rolle. Nürnbergers Augenmerk lag vielmehr darauf, eine gestalterisch und ökologisch interessante Vielfalt zu präsentieren. So steht beispielweise die aus Helgoland stammende Urform des Kohls (Brassica oleracea) neben dem Gewöhnlichen Meerkohl (Crambe maritima) und der Dünen-Kriech-Weide (Salix repens subsp. dunensis). Diese einheimischen Pflanzen bilden Gemeinschaften mit Currykraut, südpazifischen und südamerikanischen Küstengräsern, Kalifornischem Mohn und Strandflieder.
„Das Küstenbeet gibt unseren Besuchern Anregungen, wie man eine Fläche pflegeleicht und dennoch ökologisch wertvoll anlegen kann“, sagt Nürnberger. „Schotterwüsten, wie man sie immer häufiger in Wohnvierteln findet, lassen sich schnell und einfach in ein blühendes Beet umwandeln, indem man zum Beispiel durch Aufschüttung mit Sand, Kies und Splitt speziell an diese Extremböden angepasste Saat nutzt.“ Sobald aus den Samen Pflanzen gewachsen sind und diese Blüten treiben, kommt Leben in den Schottergarten: Bienen, Hummeln und andere Insekten fliegen ein.
Im Palmengarten wachsen die Pflanzen in einem Untergrund aus ungewaschenem Sand aus dem Frankfurter Stadtwald (30 Zentimeter) und Kies (5 Zentimeter). Nürnberger und seine Kollegen haben daraus ein sanft zum Wasser hin abfallendes Gelände mit kleinen Dünenhügeln und Findlingen modelliert – ein kleines Stück Küste eben.
Die Idee, die Fläche auf diese Art zu gestalten, entstand, weil man dem wild wuchernden Japanischen Staudenknöterich (Fallopia japonica) eine Grenze setzen wollte. Der Knöterich zählt zu den invasiven gebietsfremden Arten, die den einheimischen Gewächsen mancherorts mehr Konkurrenz machen als gewünscht. Auch im Palmengarten. Er hatte sich rasant über das gesamte Beet ausgebreitet und andere Pflanzen verdrängt. Indem die Gärtner die Fläche ausschachteten und mit einem wurzelundurchlässigen Vlies auslegten, soll der Knöterich künftig in Schach gehalten werden.
Die extensive und wassersparende Bewirtschaftung der Pflanzung ist ein Beispiel dafür, wie man mit innovativen Pflanzkonzepten Hitzeextremen im Ballungsraum begegnen kann. „Mit dem Küstenbeet zeigen wir, dass eine Anpassung an klimawandelbedingt hohe Temperaturen auch sehr ästhetisch sein kann – und einheimisch dazu“, bestätigt Palmengarten-Direktorin Katja Heubach. Es sei wichtig, bereits heute die genetische Vielfalt und die Artenvielfalt der Natur für zukünftige Anforderungen zu sondieren und sie gestalterisch zu nutzen. Das sei auch Aufgabe eines so traditionsreichen Botanischen Gartens wie dem Palmengarten: „Die besten Pflanzkonzepte schaut man sich am besten von der großen Meisterin ab.“ (ffm)