Joseph Beuys und der Nationalsozialismus – Ein Laborraum
Museum Schloss Moyland Am Schloss 4 I 47551 Bedburg-Hau
Im Rahmen des vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen geförderten Programms „Forschungsvolontariat Kunstmuseen NRW“ wurde im Museum Schloss Moyland das Forschungsprojekt Joseph Beuys und der Nationalsozialismus – Ein Laborraum ins Leben gerufen. Es befasst sich mit der Geschichte des Künstlers Joseph Beuys (1921–1986). Der Fokus liegt dabei auf seiner Rolle im Nationalsozialismus sowie seiner späteren Positionierung zu seiner Zeit als Soldat im Zweiten Weltkrieg und zur NS-Ideologie.
Die Frage, wie Joseph Beuys, der als Freiwilliger bei der Luftwaffe am Zweiten Weltkrieg teilnahm, zum Nationalsozialismus stand und welche Haltung er zu, Holocaust vertrat, wird seit langem kontrovers diskutiert. Zahlreiche Äußerungen des Künstlers werden als Belege für seine möglicherweise unzureichende Distanzierung oder sogar anhaltende Nähe zu nationalsozialistischem Gedankengut angeführt.
Die Stiftung Museum Schloss Moyland besitzt nicht nur einen umfangreichen Bestand an Werken des Künstlers, sondern verfügt auch über ein einzigartiges Archiv zu Joseph Beuys. Dieser Bestand an Sammlungs- und Archivgut bildet die Grundlage für kritische Auseinandersetzung des Museums mit dem Thema. Die Ergebnisse des Forschungsprojektes werden ab dem 30. März 2025 in einem auf Mitwirkung der Besucher angelegten Laborraum innerhalb der Dauerpräsentation zu Joseph Beuys im 1. Obergeschoss des Schlosses präsentiert. Im Laborraum sind multimedial aufbereitete Informationen über die Jugend von Joseph Beuys, seine Zeit als Soldat und seine Beteiligung am 1957 ausgeschriebenen Wettbewerb für ein Mahnmal im ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau zusammengefasst. Zum Informationsangebot gehören auch Interviews mit Forschern zu Joseph Beuys sowie mit Schülern und Studenten.
Auschwitz und der Zweite Weltkrieg im Werk von Joseph Beuys
Die auf den Laborraum bezogene Ausstellung Auschwitz und der Zweite Weltkrieg im Werk von Joseph Beuys fragt vom 30. März bis 29. Juni 2025 nach den ästhetischen Strategien, mit denen Beuys auf die Ungeheuerlichkeit der systematischen Vernichtung von Menschen jüdischen Glaubens, von Sinti und Roma, Kommunisten und anderen im nationalsozialistischen Deutschland verfolgten Gruppen reagiert hat.
Mit rund 90 Kunstwerken und Fotografien aus der Sammlung des Museums Schloss Moyland gibt die Ausstellung eine differenzierte Antwort auf die Frage nach Beuys‘ Verhältnis zur NS-Zeit. Die Ausstellung zeigt, dass sich Beuys während seiner gesamten Schaffenszeit – von den 1940er bis in die 1980er Jahre – immer wieder auf unterschiedliche Weise künstlerisch mit dem Zweiten Weltkrieg und insbesondere mit Auschwitz auseinandergesetzt hat. Der Beitrag der Ausstellung zur kontrovers geführten Debatte besteht in der Erweiterung der Diskussionsgrundlage um einen in dieser Hinsicht aussagekräftigen Einblick in sein künstlerisches Werk.
Beuys‘ Entwurf für ein Mahnmal im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau aus dem Jahre 1957/58 stellt einen Wendepunkt im Werk des Künstlers dar. Diese Arbeit steht im Zentrum des Laborraums und der Ausstellung, die beide den Blick in zwei Richtungen wenden: zurück auf Werke, die der Künstler während des Kriegs und in der Nachkriegszeit geschaffen hat, und nach vorn in die 1960er bis 1980er Jahre, als sich Beuys nahezu kontinuierlich in Kunstwerken mit dem Zweiten Weltkrieg, mit Auschwitz und der Frage nach einer deutschen Kollektivschuld auseinandergesetzt hat.
Stiftung Museum Schloss Moyland, Am Schloss 4 | 47551 Bedburg-Hau www.moyland.de ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏ ͏