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Letzte Aktualisierung: 23.04.2024

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Je 100.000 Euro Preisgeld für drei Forscher

Aventis Foundation verlieh im Senckenberg-Museum den höchstdotierten deutschen Nachwuchspreis

von Joachim Pietzsch

(04.10.2022) Der höchstdotierte deutsche Nachwuchspreis im Bereich der Lebenswissenschaften, der Life Sciences Bridge Award, ist jetzt im Rahmen eines Festaktes im Senckenberg-Museum in Frankfurt am Main verliehen worden. Mit je 100.000 Euro Preisgeld ausgezeichnet wurden die Mathematikerin Dr. Melanie Schirmer und die Ärzte Dr. Julian Grünwald und Dr. Christoph Kuppe, die in den vergangenen Jahren mit bedeutenden Leistungen in der Genforschung auf sich aufmerksam gemacht haben.

Die strahlenden Preisträger (v.l.n.r.) Christoph Kuppe, Melanie Schirmer und Julian Grünewald
Foto: Aventis Foundation
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Der Life Sciences Bridge Award wird die Preisträger auf ihrem Weg zu einer unbefristeten Professur unterstützen. Mit diesem Preis verfolgt die Aventis Foundation das Ziel, Forschern in den Lebenswissenschaften frühzeitig ein selbstständiges wissenschaftliches Arbeiten zu ermöglichen und sie in der Umsetzung auch unkonventioneller Ideen zu bestärken.

Um den Preis bewerben konnten sich wieder Wissenschaftler von deutschen Universitäten, deren Forschungsleistung auf dem Gebiet der Lebenswissenschaften gemäß dem Ranking der Deutschen Forschungsgemeinschaft am größten ist. Durch diese Fokussierung sollen die universitäre Spitzenforschung in Deutschland gefördert und besonders begabte Nachwuchskräfte ermutigt werden, trotz ungewisser Zukunftsaussichten an einer akademischen Karriere festzuhalten. Die Preisträger:

Dr. med. Julian Grünwald

Auf ihrem Weg zu einer unbefristeten Professur haben die Preisträger dieses Jahres bereits große Schritte gemacht: Dr. med. Julian Grünewald (36) hat als Post-Doc am Massachusetts General Hospital in Boston bedeutende Beiträge zur Weiterentwicklung der Geneditierung geliefert. In seiner Forschung konzentriert er sich auf die Optimierung und Anwendung von Basen-Editoren und Prime-Editoren.

Anders als das CRISPR-Cas-Verfahren, von dem sie abstammen, schneiden diese Geneditoren bei ihrer Arbeit nicht die Doppelhelix, sondern nur einen Strang der Erbinformation DNA durch, was ihre Handhabung besonders sicher macht. In der Kardiologie des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München sucht Grünewald nun auf einer befristeten Tenure-Track-Professur mit seiner Forschungsgruppe nach Möglichkeiten, Prime-Editoren zur Behandlung einer schweren genetisch bedingten Herzerkrankung einzusetzen.

Dr. med. Christoph Kuppe

Dr. med. Christoph Kuppe (37) begann schon während seines Medizinstudiums, sich auf die Nierenheilkunde zu spezialisieren. In seiner Forschung konzentriert er sich auf die molekulare Entschlüsselung der chronischen Niereninsuffizienz, an der zehn Prozent der Weltbevölkerung leiden. Diese Krankheit ist durch eine bisher nicht aufhaltbare Vernarbung des Nierengewebes gekennzeichnet. Durch die Analyse aller Genabschriften – des Transkriptoms – von vielen tausend einzelnen Nierenzellen konnte Kuppe den bisher unbekannten Ursprung dieser Vernarbung aufdecken.

Als Privatdozent und Forschungsgruppenleiter sucht Kuppe nun an der RWTH Aache nach Ansatzpunkten zur Behandlung der diabetisch bedingten Niereninsuffizienz. Seine Multi-OmikEinzelzellanalysen hat er inzwischen mit Erfolg auf die HerzinfarktForschung ausgedehnt.

Dr. phil. Melanie Schirmer

Dr. phil. Melanie Schirmer (39) sind als Post-Doc am Broad Institute in Cambridge/USA wegweisende Analysen des Darm-Mikrobioms gelungen. In ihrer Forschung konzentriert sie sich auf chronisch entzündliche Darmerkrankungen. Die Mathematikerin nutzt dabei Verfahren, die Gensequenzierung, Bioinformatik und mikrobiologische Experimente integrieren, um herauszufinden, wie das Zusammenspiel von rund zehn Billionen Mikroben in unserem Dickdarm für den Erhalt von Gesundheit oder für die Entstehung von Krankheit sorgt.

Was sie in den USA begann, setzt sie nun als Forschungsgruppenleiterin am Institute for Food & Health der Technischen Universität München fort. Ihr Ziel ist es, Krankheiten besser verstehen und behandeln zu können, bei denen das Gleichgewicht zwischen Mikrobiom und Immunsystem gestört ist.

„Die drei Preisträger haben Herausragendes geleistet und lassen für die Zukunft viel erwarten“, sagte Prof. Dr. Günther Wess, der Kuratoriumsvorsitzende der Aventis Foundation. „Der Life Sciences Bridge Award schenkt ihnen mehr Unabhängigkeit, um ihre Forschungsideen umzusetzen. Wir wollen sie mit klarer Perspektive in der Wissenschaft halten.“

Über die Aventis Foundation

Die Aventis Foundation ist eine unabhängige, gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Frankfurt am Main. Sie dient der Förderung von Kunst und Kultur sowie von Wissenschaft, Forschung und Lehre.

https://www.aventis-foundation.org/wissenschaft/life-sciencesbridge-award/

https://bridge.aventis-foundation.org