Letzte Aktualisierung: 02.10.2024
Italienische Geschichte wird im Erzählen lebendig
Die italienische Erfolgsautorin Francesca Melandri ist zu Gast Frankfurt
von Adolf Albus
(16.11.2023) Sie gilt manchen als „die neue Elena Ferrante“, aber Francesca Melandri hat ihren ganz eigenen Stil. Ihr Roman „Alle, außer mir“, der im Original unter dem Titel „Sangue giusto“ 2017 erschienen ist, erzählt eindringlich und spannend von einem dunklen Kapitel europäischer, insbesondere italienischer Geschichte, nämlich der Rolle Italiens als Kolonialmacht in Äthiopien und Eritrea.
Melandri verwebt darin die Themen Identität, Verdrängung, Familie und Kolonialismus zu einer meisterlichen Erzählung, die die Geschehnisse um den Abessinienkrieg anhand einer individuellen Lebensgeschichte anschaulich macht.
Im Rahmen der Frankfurter Ginzburg Lecture ist Melandri zu Gast an der Goethe-Universität. Unter dem Titel LA PELLE VIVA DELLA STORIA („Die lebendige Haut der Geschichte“) wird sie
am Mittwoch, 29. November, von 18 Uhr c.t.,
im IG-Farben-Gebäude, Raum 311
auf dem Campus Westend
der Goethe-Universität
aus ihrem jüngsten Buch lesen und über ihre aktuellen Projekte sprechen. Ihr italienischer Vortrag wird ins Deutsche übersetzt.
Bekannt geworden war Melandri, Jahrgang 1964, bereits 2010 durch Ihren Roman „Eva dorme“ („Eva schläft“, Blessing, 2011), der die politische Geschichte Südtirols anhand einer Familiengeschichte aufarbeitet. Es folgte 2012 „Più alto del mare“ („Über Meereshöhe“, Blessing, 2012). Die Trilogie zur politischen Geschichte Italiens fand mit dem Roman „Sangue giusto“, 2017 („Alle, außer mir“, Wagenbach, 2018) schließlich ihren Abschluss. Hier spannt sie einen Bogen von der faschistischen Beteiligung an der Kolonialisierung Afrikas bis hin zu den Schicksalen der Geflüchteten, die heute auf Lampedusa stranden.
Die Ginzburg Lecture findet zum zweiten Mal statt. Veranstalter sind das Italienzentrum der Goethe-Universität und das RMU-Italienforum. Die Schirmherrschaft der Veranstaltung hat das italienische Konsulat übernommen.