Das Online-Gesellschaftsmagazin aus Frankfurt am Main

Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

Werbung
Werbung

Inflation und Nachholfaktor drücken Rentenplus

VdK warnt vor zunehmender Altersarmut

von Karl-Heinz Stier

(01.07.2022) Die Rentenanpassung um 5,35 Prozent (West) und um 6,12 Prozent (Ost) zum 1. Juli ist aus Sicht des Sozialverbands VdK Hessen-Thüringen eine gute Nachricht. „Die auf den ersten Blick kräftige Anhebung darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die schwierige finanzielle Situation vieler Rentner und Rentnerinnen nicht entscheidend ändern wird“, sagt der Landesvorsitzende Paul Weimann.

„Zugleich wird durch die von der Bundesregierung beschlossene Aktivierung eines Rentenkürzungsfaktors, des sogenannten Nachholfaktors, das Rentenwachstum 2022 deutlich gedämpft.“ Hinzu komme, dass die Lebenshaltungskosten inflationsbedingt seit Monaten steigen würden. So brächten etwa explodierende Preise für Energie und Lebensmittel sehr viele ältere Menschen an ihre finanziellen Grenzen. „Die diesjährige Rentenanpassung schafft keinen Ausgleich für diese Entwicklung“, so Paul Weimann.

Aktuelle Daten belegen, dass in Hessen und Thüringen wie in ganz Deutschland immer mehr Menschen von Altersarmut betroffen sind. Den Statistischen Landesämtern zufolge stieg die Armutsgefährdungsquote bei den 65-Jährigen und Älteren zwischen 2011 und 2021 in Hessen von 12,7 auf 17,7 Prozent, in Thüringen von 11,4 auf 16,8 Prozent. Die Zahl der Empfänger von Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung nahm in dem Zeitraum in Hessen um knapp 40 Prozent, in Thüringen um fast ein Viertel zu. „Ein äußerst alarmierendes Signal für den VdK“, sagt der VdK-Landesvorsitzende. „Denn diese Sozialhilfeleistung wird nur jenen älteren Menschen gewährt, die – auch nach einem Leben voller Arbeit – über keine eigenen Mittel verfügen, ihren Lebensunterhalt nicht selbst bestreiten können und dringend auf staatliche Unterstützung angewiesen sind.“

„Die Schaffung eines gerechten Rentensystems muss deshalb auf der politischen Agenda bleiben“, betont Paul Weimann. „Die Bundesregierung muss sicherstellen, dass die gesetzliche Altersvorsorge ein verlässliches Einkommen im Alter garantiert.“ In diesem Sinne fordert der VdK Hessen-Thüringen eine grundlegende Reform der Rentenversicherung, in die dann alle Erwerbstätigen einzahlen, also auch Selbstständige, Politiker und langfristig ebenso Beamte. „Das stellt die staatliche Altersversorgung auf eine breite und solide Basis“, erklärt Paul Weimann.