Ideen der Preisträgerinnen wurden auf dem Hofheimer Waldfriedhof umgesetzt
Charakter bewahren und Neues schaffen
Im Juni 2008 hatte die Stadtverordnetenversammlung Hofheim die Vorlage zur Weiterentwicklung der Friedhofskultur beschlossen. Seitdem werden die Friedhöfe im Stadtgebiet - dem Wandel in der Bestattungskultur mit dem eigenen Hofheimer Standard Rechnung tragend – schrittweise verändert und umgestaltet.

Foto: Stadt Hofheim
Insbesondere mit dem Waldfriedhof besteht eine in der Region einmalige Friedhofsanlage, deren besonderer Charakter trotz Umgestaltung erhalten bleiben soll.
Wie dies gelingen kann, sehen Besucherinnen und Besucher seit August im oberen Bereich des Waldfriedhofs. Hier wurde ein wichtiger Bauabschnitt, unter anderem mit dem neuen gärtnerbetreuten Gräberfeld, abgeschlossen.
Erster Stadtrat Wolfgang Exner stellte am Freitag gemeinsam mit Tatjana Busch und Franziska Fertig, den damaligen Preisträgerinnen beim städtischen Wettbewerb für die Freiraumplanung des Waldfriedhofes, Professor Andreas Paul, dem damals zuständigen Dozenten, sowie Norbert Kerl von BPG Landschaftsarchitekten aus Biebertal, der die Baumaßnahme begleitet hat, den neugestalteten Bereich vor. Die Arbeiten wurden ausgeführt von der Gramenz GmbH, Wiesbaden.
Exner erläuterte, dass der Stadt eine grundsätzliche Planung für den oberen Bereich des Waldfriedhofes sehr wichtig war: „Sie soll den besonderen Charakter dieses Friedhofs widerspiegeln und dabei Faktoren wie die Topographie und die besonderen Baumarten berücksichtigen. Und wir möchten Ruhe- und Aufenthaltsbereiche, die Angehörige und Besucherinnen und Besucher zum Verweilen, zur Besinnung und zur Trauerbewältigung einladen.“
2010 wurde ein gemeinsames Projekt mit der Hochschule Geisenheim unter der Leitung von Professor Andreas Paul initiiert. Studierende des Studienganges Landschaftsarchitektur, Lehrgebiet Freiraum- und Projektplanung, beteiligten sich am städtischen Wettbewerb und erarbeiteten Vorschläge für eine grundsätzliche Gestaltungsplanung des oberen Bereiches des Waldfriedhofs.
Dabei hatten die Studierenden zahlreiche Anforderungen wie neue Urnengrabstätten, Urnengemeinschaftsgrabanlagen, Flächen für die Baumbestattung, Neugestaltung der Wasser- und Abfallstellen, Räume des Rückzugs und der Trauerbewältigung und eine verbesserte Erschließungs- und Wegestruktur zu berücksichtigen.
Die 24 Studentinnen und Studenten in 12 Planungsteams mussten sich also nicht nur mit den topografischen Gegebenheiten des rund 33.000 Quadratmeter großen Waldfriedhofes auseinandersetzen, sondern hatten auch dem Wandel in der Bestattungskultur Rechnung zu tragen: Etwa seit 2003 wollen immer mehr Menschen nach ihrem Tod verbrannt werden, so dass die Beisetzung ihrer Asche in der Urne inzwischen rund 70 Prozent aller Bestattungen ausmacht.
Der Jury gefiel das Konzept von Tatjana Busch und Franziska Fertig am besten, und sie bedachte es im Februar 2011 mit dem ersten Preis.
„Ich freue mich, dass Frau Busch, Frau Fertig, Herr Professor Paul und Herr Kerl die Zeit gefunden haben, nach Hofheim zu kommen“, so Exner. Gemeinsam konnten sie betrachten, wie ihre Ideen für die Umgestaltung des Waldfriedhofes tatsächlich umgesetzt wurden.
Im Oktober 2016 begann der Bauabschnitt 1, der in vier Monaten realisiert wurde. Beim Wegebau wurde ein Teil der Mittelachse erneuert, ebenso die Treppe in der Mittelachse und die Entwässerungsanlage. Neu angelegt wurde ein Teilbereich im Grabfeld 9.
Von Mai bis August 2018 wurden die Bauabschnitte 2 und 3 umgesetzt: Ausbau des Mittelweges bis zum oberen Ende des Friedhofes, Ausbau der Wegeverläufe im neuen gärtnerbetreuten Grabfeld, Anbindung an den Parkplatz 4, Bau eines Betriebshofes neben diesem Parkplatz. Dabei wurden unter anderem 200 Meter Wasserleitungen erneuert, 300 Meter Entwässerungsrohre verlegt und 2000 Quadratmeter Wege und Platzflächen neu gepflastert. Die Kosten für diese beiden Abschnitte belaufen sich auf 480.000 Euro.
Mitte September hatten alle Interessierten bereits Gelegenheit, sich das neue gärtnerbetreute Gräberfeld mit Mustergrabmalen anzuschauen und sich über den Waldfriedhof insgesamt und die verschiedenen Bestattungsmöglichkeiten zu informieren.