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Letzte Aktualisierung: 24.04.2024

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Historisches Museum geht optimistisch ins Neue Jahr

Digitales Dokumentationszentrum für NS-Geschichte ist im Werden

von Karl-Heinz Stier

(30.01.2023) Im Jahr 2022 haben Ausstellungen und Veranstaltungen über die NS-Zeit im vergangenen Jahr viele Besucher ins Historische Museum gelockt. Einige werden in 2023 fortgesetzt – wie Nachgefragt - Frankfurt und der NS für Kinder unter zehn Jahren oder Auf der Spurensuche im Heute – Frankfurt und der NS (noch das ganze Jahr über).

Bildergalerie
Jan Gerchow gab eine Übersicht über das Jahresprogramm
Foto: Karl-Heinz Stier
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Geldschein aus der Hyperinflation von 1923
Foto: Historisches Museum
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Fotografin Barbara Klemm
Foto: Historisches Museum
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Neu ist nach einer Übersicht von Jan Gerchow die Sonderausstellung „Inflation 1923 – Krieg, Geld und Traum (3. Mai - 10.September), ein Thema von unerwarteter und beängstigter Aktualität. Bereits 1914 hatte sich die Geldmenge bedingt durch die kriegsbedingte Finanzpolitik des Deutschen Reiches und der Reichsbank entscheidend vermehrt. Die Inflation wurde jedoch erst nach der Kriegsniederlage spürbar, als Anleger und Unternehmen ihr in Kriegsanleihen angelegtes Kapital verloren. Damit ging auch der Verlust des Vertrauens in den Staat einher. Die Belastungen der Friedensbedingungen, der Demobilmachung sowie die Versorgung von Kriegsopfern und Hinterbliebenen verschärften die Situation. Politische Morde und die Besetzung des Ruhrgebietes durch französische Truppen infolge nicht geleisteter deutscher Reparationszahlungen schließlich führten zum völligen wirtschaftlichen Zusammenbruch. Zunehmende Nahrungsmittel- und Wohnungsverknappung, der Schwarzhandel und die Plünderungen, Streiks und Krawalle prägten sich tief in das kollektive Gedächtnis der Menschen ein. Die Ausstellung rahmt das Inflationserlebnis um 1923 mit der Darstellung historischer Teuerungen, dem nachfolgenden Aufstieg Hitlers und einer zweiten Inflation ein, um anschließend über die Währungsreformen 1948, 1990 und 2001 in die Gegenwart zu führen. Wie sieht es heute mit der Inflation aus?

Das Demokratie-Jubiläum – 175 Jahre Nationalversammlung - eröffnet das Stadtlabor zum Gleichheitsversprechen der Demokratie und der Thementour zur Frankfurter Demokratiegeschichte durch das ganze Museum. Wie erlebe ich Demokratie? Wie kann politische Teilhabe für alle gelingen? Und wie wollen wir in Frankfurter zusammenleben? Diesen Fragen geht das Stadtlabor in etwa 25 Ausstellungen nach. Denn Menschen nehmen unterschiedlich am politischen Leben teil. Privilegien entscheiden darüber, wie sie sich politisch organisieren und im Parlament vertreten werden. (13. Mai bis 14. April).

Zum Jubiläumsjahr der Paulskirchen-Versammlung wird 2023 in der Dauerausstellung eine weitere Thementour zu 30 Objekten eingeführt. Neue Perspektiven auf die deutsche Demokratie und ihre Geschichte rund um die 1848er Revolution werden sichtbar und vertieft. Die auch visuell erfahrbare Diskussion mit Experten aus Wissenschaft, politischer Bildung, Kunst und Literatur soll ein breites Publikum ansprechen und leitet zu den aktuellen Fragen im Stadtlabor über. (Ab 13. Mai bis über das Jahr hinaus).

Ein weiteres Thema ist „Barbara Klemm und ihre Frankfurter Bilder“. Die berühmteste deutsche Fotografin war in der FAZ, für die sie von 1970 bis 2005 als Redaktionsfotografin arbeitete, für Politik und Feuilleton zuständig. Bekannt ist sie vor allem für ihre Bilder von Menschen in Politik und Kultur sowie ihre weltweiten Fotoreportagen. Barbara Klemm kam 1959 nach Frankfurt und hat seit Mitte der 60er Jahre das Leben mit der Kamera beobachtet und dokumentiert. Sie war oft bei Veranstaltungen länger da als ihre Kollegen und so gelangen ihr außergewöhnliche Fotos. Erstmals präsentiert das Museum eine große Ausstellung mit über 300 Fotografien ihrer Blicke auf die Stadt. (9. November bis 1. April 2024).

Schließlich gibt es noch eine Veranstaltung zum Thema „Salon Frankfurt“ ab 20. Mai, eine Dokumentation und Emotion. Sie lässt Geschichte und Geschichten auf erfrischende Weise lebendig werden. Ausgangspunkte sind verschiedene Exponate aus den Beständen des historischen Museums. Sie erzählen, was Frankfurt einst beschäftigte, bewegte und begeisterte. Farbe erhält das historische Bild durch Filmausschnitte, Gespräche und nicht zuletzt durch passende Musik.

Was die Besucher des Museums angeht, so scheint es nach Ansicht von Leiter Gerchow wieder aufwärts zu gehen. Nach dem Tiefstand im Jahre 2021 mit 35.381 Besuchern - bedingt durch die Pandemie - schnellste die Zahl 2022 auf 98.961 hoch, erreichte jedoch noch nicht den Vor-Pandemie-Stand in 2019 von 162.835. „Wir verdanken das vor allem den drei Ausstellungen zu Frankfurt und den  Nationalsozialismus. Sie haben das Publikum der Region Frankfurt-Rhein-Main von Jahresbeginn ins Museum gelockt. Dagegen sind von den circa 40 Prozent internationalen Besuchern, die wir vor Corona hatten, bislang nur wenige zurückgekehrt“, sagte Jan Gerchow.