Das Online-Gesellschaftsmagazin aus Frankfurt am Main

Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

Werbung
Werbung

Hessische Wirtschaft wächst 2019 um 1,1 Prozent — Revidierte Ergebnisse 1991 bis 2018

von Helmut Poppe

(31.03.2020) Die hessische Wirtschaft wächst stärker als das Bundesmittel. Der größte Wachstumsbeitrag stammt aus den Dienstleistungsbereichen. Das produzierende Gewerbe ohne Baugewerbe liegt im Minus, dasBaugewerbe im Plus. Bei der kennzahl BIP je erwerbstätiger Person nimmt Hessen einen Spitzenplatz unter den Flächenländern eein.

Das hessische Bruttoinlandsprodukt (BIP), die Summe aller in Hessen produzierten Waren und Dienstleistungen, wuchs 2019 preisbereinigt um 1,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dies geht aus ersten, noch vorläufigen Berechnungen hervor, die der Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“ heute vorlegte. Wie das Hessische Statistische Landesamt weiter mitteilt, lag dieser Zuwachs über dem des Bundes (0,6 Prozent). 2018 hatte das Wirtschaftswachstum in Hessen 1,3 Prozent und im Bund 1,5 Prozent betragen (weitere Ergebnisse für frühere Jahre sind im Anhang dieser Pressemitteilung dargestellt). Nominal, d. h. ohne Ausschaltung der Preisentwicklungen, wuchs das BIP 2019 um 3,0 Prozent (Deutschland: plus 2,7 Prozent) auf 295 Milliarden Euro (Deutschland: 3 436 Milliarden Euro). Das entsprach einem Anteil von 8,6 Prozent am deutschen BIP.

Entwicklung in den Wirtschaftsbereichen

Die folgenden Aussagen beziehen sich auf die preisbereinigte Bruttowertschöpfung. Der Vorsprung Hessens vor dem Länderdurchschnitt hatte 2 Ursachen: Die Dienstleistungsbereiche haben in Hessen einen höheren Anteil am BIP und das Produzierende Gewerbe drehte in Hessen weniger stark ins Minus. Die Dienstleistungen entwickelten sich in Hessen (plus 1,8 Prozent) und im Bund (plus 1,7 Prozent) positiv. Mit einem Anteil von 75 Prozent an der Gesamtwirtschaft schlug dieses Plus in Hessen stärker auf das BIP durch als im Bund (69 Prozent). Das Produzierende Gewerbe ohne Baugewerbe zeigte deutliche konjunkturelle Bremsspuren (Hessen: minus 2,6 Prozent, Deutschland: minus 3,7 Prozent). Dass dieser Wirtschaftsbereich in Hessen ein geringeres Gewicht hat als im Bund, dämpfte den Negativ-Effekt beim BIP zusätzlich. Das Baugewerbe profitierte von der starken Nachfrage und legte um 4,7 Prozent zu (Deutschland: plus 3,9 Prozent).

Erwerbstätigkeit und Arbeitsproduktivität

Das BIP im Jahr 2019 wurde von 3,534 Millionen Erwerbstätigen erwirtschaftet, die in Hessen ihren Arbeitsplatz hatten. Das waren 1,0 Prozent mehr als im Vorjahr (Deutschland: plus 0,9 Prozent). Somit waren die Zuwächse beim Arbeitseinsatz geringer als beim BIP und die Arbeitsproduktivität, das preisbereinigte BIP je erwerbstätige Person, stieg um 0,1 Prozent (Deutschland: minus 0,3 Prozent). Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden stieg um 0,7 Prozent (Deutschland: plus 0,6 Prozent) und die auf die Arbeitsstunde bezogene Produktivität war um 0,4 Prozent größer als 2019 (Deutschland: 0,0 Prozent).

Jede erwerbstätige Person erwirtschaftete rein rechnerisch einen Beitrag zum hessischen BIP in Höhe von 83 320 Euro. Das waren 9,7 Prozent mehr als im Bundesmittel (75 930 Euro) und der Spitzenwert unter den Flächenländern. Dieser hohe Wert ist wesentlich durch die Wirtschaftsstruktur Hessens begründet. Beim BIP je Einwohnerin und Einwohner profitierte das Land zusätzlich von einem hohen Überschuss der Einpendelnden; es lag mit 46 920 Euro um 13,5 Prozent über dem Bundesmittel (41 360 Euro).

Revidierte Ergebnisse 1991 bis 2018

Alle 5 Jahre werden die Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen in sogenannten Generalrevisionen grundlegend überarbeitet. Zweck ist die Einführung neuer Konzepte und Klassifikationen, die Umsetzung methodischer Verbesserungen sowie die Umstellung auf neue Datenquellen. In der Regel werden die Generalrevisionen EU-weit harmonisiert durchgeführt. Die Änderungen werden nach Möglichkeit für die gesamte Zeitreihe umgesetzt, um methodisch vergleichbare Daten bereitzustellen. Im Zentrum der aktuellen Generalrevision stand die Einführung neuer Datenquellen in die Berechnung der Bundes- und Länderergebnisse. Die Auswirkungen auf das hessische BIP der Jahre 1991 bis 2018 waren moderat. Die Differenzen zwischen neuem und altem nominalen Niveau lagen in einem Intervall zwischen minus 2,1 Prozent und plus 0,6 Prozent (Deutschland: zwischen minus 1,2 Prozent und plus 0,4 Prozent). Im Mittel betrugen sie minus 0,4 Prozent (Deutschland: minus 0,4 Prozent). Die durchschnittliche Wachstumsrate des preisbereinigten BIP im Zeitraum 1991 bis 2018 sank von 1,1 Prozent auf 1,0 Prozent (Deutschland: konstant bei 1,4 Prozent).

Methodische Hinweise

Die Berechnungen beruhen zu diesem Zeitpunkt auf einer unvollständigen Datenbasis. Bei den turnusmäßigen Überarbeitungen der Ergebnisse wird diese Datenbasis sukzessive ausgeweitet. Wie immer zu diesem Zeitpunkt wurden auch die Ergebnisse der 4 Vorjahre (2015 bis 2018) überarbeitet, darüber hinaus auch die Jahre 1991 bis 2014. Die bisher veröffentlichten Ergebnisse für diese Jahre verlieren mit der heutigen Veröffentlichung ihre Gültigkeit.

Ergebnisse zum 1. Halbjahr 2020 erscheinen Ende September 2020. Effekte der Corona-Krise auf das hessische BIP werden gegebenenfalls in diesen Ergebnissen erkennbar sein. Aktualisierte Daten für 2019 und die Vorjahre werden gemeinsam mit den ersten Ergebnissen für das Jahr 2020 Ende März 2021 veröffentlicht. Weitere Informationen zu Terminen und Hintergründen sind unter www.vgrdl.de zu finden.