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Letzte Aktualisierung: 13.11.2024

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Hessen im Bildungsmonitor 2024 auf Platz 7

von Helmut Poppe

(05.09.2024) Hessen hat sich im INSM-Bildungsmonitor 2024 auf Platz 7 der 16 Bundesländer verbessert. Die Vergleichsstudie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) bewertet anhand von 98 Indikatoren in 13 Handlungsfeldern, wie gut ein Bundesland Bildungsarmut reduziert, zur Fachkräftesicherung beiträgt und Wachstum fördert. Hier finden Sie ausgewählte Ergebnisse.

INSM BIldungsmonitor
Foto: INSM
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Hessen zeigt in den Bereichen Integration, Förderinfrastruktur und Inputeffizienz besondere Stärken:

  • Integration: Vergleichsweise wenige ausländische Jugendliche verlassen die Schule ohne Abschluss. Mit 12,4 Prozent liegt Hessen deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 16 Prozent.
  • Förderinfrastruktur: An den Kitas hat ein hoher Anteil des Personals einen akademischen Abschluss.
  • Inputeffizienz: Relativ hohe Investitionen an Hochschulen.

Verbesserungspotenzial

Trotz der positiven Entwicklungen gibt es in Hessen auch Bereiche mit Verbesserungspotenzial, insbesondere in den Handlungsfeldern Internationalisierung, Schulqualität und Ausgabenpriorisierung:

  • Internationalisierung: Der Anteil der Berufsschüler mit Fremdsprachenunterricht ist gering.
  • Schulqualität: Unterdurchschnittliche Kompetenzen bei Neuntklässlerinnen und Neuntklässlern.
  • Ausgabenpriorisierung: Vergleichsweise geringe Bildungsausgaben je Teilnehmer an weiterführenden Schulen.

Potenziale der Zuwanderung heben

Deutschland steht durch den demografischen Wandel vor großen Herausforderungen. Die Zuwanderung junger Menschen bietet ein großes Potenzial, das im Bildungssystem besser genutzt werden muss. Studien wie PISA zeigen, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund im Durchschnitt geringere Kompetenzen in Lesen, Naturwissenschaften und Mathematik haben. Ein wesentlicher Einflussfaktor sind die Sprachkompetenzen. Kinder mit Migrationshintergrund wachsen häufiger in nicht deutschsprechenden Elternhäusern auf, ihnen wird seltener vorgelesen und sie besuchen seltener den Kindergarten.

Investitionen in Bildungschancen nötig

Um die Bildungschancen von Kindern mit Migrationshintergrund zu verbessern, sind folgende Maßnahmen notwendig:

  • Frühkindliche Bildung stärken: Ausbau der Sprach- und Leseförderung.
  • Ganztagsinfrastruktur: Erweiterung der Teilnahme an hochwertiger Ganztagsbetreuung.
  • Schulen als Familienzentren: Stärkung durch multiprofessionelle Teams.
  • Schulautonomie und Vergleichsarbeiten: Förderung eines Qualitäts- und Ideenwettbewerbs zwischen den Schulen.
  • Sozialindex: Differenzierte zusätzliche Mittel für bessere Bildungschancen.
  • Besonders Schulen mit vielen Kindern mit Migrationshintergrund haben bei der Digitalisierung Nachholbedarf. Daher sollte die digitale Infrastruktur an Schulen weiter ausgebaut werden.

Hessens Stärken und Schwächen:

Integration (BM 2024: 2. Platz): Besser als der Bundesdurchschnitt schnitt Hessen beim Anteil der ausländischen Schulabgängerinnen und Schulabgänger ohne Abschluss ab. Mit 12,4 Prozent wies Hessen den zweitbesten Wert aller Bundesländer auf (Bundesdurchschnitt: 16 Prozent). Besser als im Durchschnitt fiel in Hessen auch der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg aus. Außerdem fiel die Studienberechtigtenquote von ausländischen Schülerinnen und Schülern an berufsbildenden Schulen mit 10,7 Prozent höher aus als im Bundesdurchschnitt (7 Prozent). Ein leicht unterdurchschnittliches Ergebnis erzielte Hessen jedoch bei der Studienberechtigtenquote von ausländischen Jugendlichen an allgemeinbildenden Schulen (Hessen: 6,8 Prozent; Bundesdurchschnitt: 8 Prozent).

Förderinfrastruktur (BM 2024: 5. Platz): 49,7 Prozent der hessischen Grundschülerinnen und Grundschüler besuchten im Jahr 2022 ganztags die Schule (Bundesdurchschnitt: 49,5 Prozent). Damit schnitt Hessen bei diesem Indikator leicht überdurchschnittlich ab. Bei dem Anteil der Schülerinnen und Schüler in der Sekundarstufe I, die ganztags betreut werden, erreichte Hessen ebenfalls ein überdurchschnittliches Ergebnis (Hessen: 75,3 Prozent; Bundesdurchschnitt: 48,6 Prozent). Überdurchschnittlich schnitt Hessen weiterhin beim Anteil der ganztags betreuten Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren ab (Hessen: 53,4 Prozent; Bundesdurchschnitt: 46,6 Prozent). Zudem überstieg in Hessen der Anteil des Personals mit einem akademischen Abschluss in den Kindertagesstätten im Jahr 2023 mit 11,2 Prozent den Durchschnittswert aller Bundesländer von 7,3 Prozent.

Inputeffizienz (BM 2024: 6. Platz): In Hessen wurden die Mittel für die Schulen relativ effizient eingesetzt. Hessen weist an den Schulen relativ hohe Sachausgaben relativ zu den Personalausgaben auf. Weiterhin ist die Altersstruktur an den allgemeinbildenden Schulen in Hessen relativ ausgewogen. Zudem verließen weniger Lehrkräfte die Schulen vorzeitig wegen Dienstunfähigkeit als im Durchschnitt über alle Bundesländer. Überdurchschnittlich fällt auch die Investitionsquote an den Hochschulen aus (Hessen: 14,1 Prozent; Bundesdurchschnitt: 10,4 Prozent).

Potenziale

Internationalisierung (BM 2024: 12. Platz): Relativ wenige Grundschülerinnen und Grundschüler wurden in Hessen im Jahr 2022 in Fremdsprachen unterrichtet. Mit 48,1 Prozent lag Hessen unter dem Bundesdurchschnitt von 52,8 Prozent. Der Anteil der Berufsschülerinnen und Berufsschüler mit Fremdsprachenunterricht betrug 32,3 Prozent und fiel damit ebenfalls unterdurchschnittlich aus (Bundesdurchschnitt: 49,9 Prozent). Auch beim Anteil der Bildungsausländerinnen und -ausländer an den Studierenden befindet sich Hessen unter dem Durchschnitt der Bundesländer (Hessen: 11,3 Prozent, D: 13 Prozent). Gleichzeitig wiesen die Schülerinnen und Schüler insgesamt leicht überdurchschnittliche Kompetenzen im Hören und Lesen der englischen Sprache auf, die hessischen Gymnasiasten schnitten beim Lesen und Hören der englischen Sprache leicht unterdurchschnittlich ab.

Schulqualität (BM 2024: 12. Platz): Die Kompetenzerhebung für die Viertklässlerinnen und Viertklässler aus dem Jahr 2021 zeigt, dass die hessischen Grundschülerinnen und Grundschüler höhere Kompetenzen aufweisen als viele andere Bundesländer. Sowohl im Lesen, im Hörverständnis und auch in Mathematik weist Hessen überdurchschnittliche Werte auf. In der aktuellsten IQB-Kompetenzerhebung für die Neuntklässlerinnen und Neuntklässler weist Hessen im Lesen jedoch unterdurchschnittliche Kompetenzen auf. Dies gilt für die Schulen insgesamt als auch für die Gymnasien.

Ausgabenpriorisierung (BM 2024: 12. Platz): In Hessen fallen die Bildungsausgaben pro Teilnehmerin und Teilnehmer im Vergleich zu den Gesamtausgaben der öffentlichen Haushalte je Einwohnerin und Einwohner vor allem an den weiterführenden allgemeinbildenden Schulen relativ gering aus. So beträgt die Relation der Bildungsausgaben für diese Schulformen in Bezug zu den öffentlichen Gesamtausgaben in Hessen 124,6 Prozent und im Bundesdurchschnitt 143,1 Prozent. Unterdurchschnittliche Ergebnisse weist Hessen auch bei den beruflichen Vollzeitschulen und den Hochschulen auf (Hessen: 164,2 Prozent; Bun-desdurchschnitt: 172,8 Prozent).

Alle Ergebnisse finden Sie auf www.insm-bildungsmonitor.de.

INSM-Bildungsmonitor 2024, Institut der deutschen Wirtschaft (IW)