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Letzte Aktualisierung: 24.04.2024

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Hessen: Ausfalldauer bei psychischen Leiden erreicht Höchststand

von Ilse Romahn

(30.03.2021) Analyse der DAK-Gesundheit zeigt einen Anstieg der Fehltage wegen Seelenleiden von fast 60 Prozent seit 2010. Beschäftigte im Gesundheitswesen sind am stärksten betroffen.

Noch nie fielen hessische Beschäftigte im Job so lange wegen psychischer Erkrankungen aus wie im Corona-Jahr. Die durchschnittliche Falldauer lag mit 38 Tagen drei Tage über dem Vorjahresniveau und erreichte ein Rekordhoch. Rund 262 Fehltage je 100 DAK-Versicherten wurden im Jahr 2020 registriert und damit fast 60 Prozent mehr als noch 2010. Erwerbstätige im Gesundheitswesen fielen am häufigsten aus und zeigten im Branchenvergleich die größte Steigerung an Fehlzeiten (plus 14 Prozent). Das geht aus dem aktuellen Psychreport der DAK-Gesundheit für Hessen hervor. Danach sind Frauen seit Jahren stärker von Seelenleiden betroffen und verzeichneten im vergangenen Jahr 50 Prozent mehr Ausfalltage wegen Psyche als Männer. Depressionen waren unter den Diagnosen die wichtigste Ursache für Krankschreibungen.  

„Die Corona-Pandemie stellt eine Belastung dar, die an kaum jemandem spurlos vorüber geht. Gerade für Menschen mit einer psychischen Erkrankung kann dies eine enorme Herausforderung bedeuten“, sagt Sötkin Geitner, DAK-Landeschefin in Hessen. „Aber auch ein Blick auf die Wirtschaftsgruppen zeigt, wer besonders unter der aktuellen Krisensituation zu leiden hat. Das Gesundheitswesen ist bis an die Grenzen belastet und damit auch die Beschäftigten.“ Gemeinsames Ziel müsse sein, den Betroffenen mit passenden Angeboten, betrieblicher Gesundheitsförderung und speziellen Versorgungskonzepten zu helfen. Mit 378 Fehltagen je 100-erwebstätigen DAK-Versicherten lag die Ausfallquote wegen Psyche im Gesundheitswesen im Jahr 2020 ein Viertel über dem bisherigen Spitzenreiter, der öffentlichen Verwaltung. Den dritten Rang belegt die Branchengruppe Verkehr, Lagerei und Kurierdienste mit einem Anstieg von elf Prozent im Vergleich zu 2019.

Mehr langwierige Krankschreibungen 
Der Psychreport zeigt, wie sich bei den psychischen Erkrankungen 2020 das Verhältnis von kurzen zu langwierigen Fällen verändert hat: Bei kurzen Krankschreibungen bis zu drei Tagen gab es einen deutlichen Rückgang von mehr als einem Viertel, wohingegen die Zahl der Krankschreibungen ab zwei Wochen deutlich zunahm. Für den Psychreport der DAK-Gesundheit hat das Berliner IGES Institut Daten von mehr als 272.000 bei der Kasse versicherten Beschäftigten in Hessen ausgewertet.  Eingegangen sind alle Fehlzeiten, für die eine Arbeitsunfähigkeits-Bescheinigung mit einer psychischen Diagnose an die Kasse geschickt wurde. Ein zentrales Ergebnis: Die durchschnittliche Dauer eines psychischen Krankheitsfalls hat ein Rekordniveau erreicht und eine Langzeitbetrachtung zeigt einen Anstieg der Fehltage von beinahe 60 Prozent seit 2010. 

Frauen deutlich mehr betroffen
Frauen verzeichnen seit Jahren deutlich mehr Fehltage durch psychische Erkrankungen als Männer. Im Jahr 2020 fielen durchschnittlich auf 100 DAK-versicherte Arbeitnehmerinnen 315 Fehltage an. Männer liegen fast 50 Prozent darunter (218 Tage/100 Versicherte). Damit liegen die Fehlzeiten der Frauen praktisch auf Vorjahresniveau, die der männlichen Erwerbstätigen sind um zwei Prozent gesunken.

Anpassungs- und Angststörungen gewinnen an Bedeutung
Depressionen verursachen mit 106 Fehltagen je 100 Versicherte weiterhin mit Abstand die meisten Fehltage, liegen 2020 unter dem Vorjahresniveau. Unter Pandemie-Bedingungen gewinnen die Anpassungsstörungen an Bedeutung: Im vergangenen Jahr entfielen 60 Tage je 100 Versicherte auf diese zweitwichtigste Diagnose, sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Mit Anpassungsstörung ist eine Reaktion auf ein belastendes Lebensereignis, zum Beispiel einen Trauerfall, gemeint. Bei den Angststörungen gab es mit einem Anstieg von 37 Prozent den größten Zuwachs gegenüber dem Vorjahr. 

DAK-Gesundheit bietet Hilfe im Spezialisten-Netzwerk
Die DAK-Gesundheit bietet Menschen mit Anpassungsstörungen, Depressionen und Ängsten therapeutische Hilfe - ohne Wartezeiten und komplizierte Terminabsprachen. Versicherte der Krankenkasse können das Angebot „Veovita“ im Rahmen des Spezialisten-Netzwerks der Kasse nutzen. Es sorgt für eine gute Vernetzung von haus- und fachärztlichen Praxen, Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten. Ziel ist, einen akuten Handlungsbedarf schneller zu identifizieren und Betroffene gezielt zur richtigen Behandlung zu führen.

Weitere Informationen im Netz: www.dak.de/psyche