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Herzrhythmus des Christentums

Frankfurter Maler Thomas Bayrle Gast beim Aschermittwoch der Künstler

Der Frankfurter Maler, Grafiker und Objektkünstler Thomas Bayrle ist Gast beim Aschermittwoch der Künstler, den das Bistum Limburg am 6. März im Haus am Dom, Domplatz 3, ausrichtet.

Unter dem Titel „Zündstoff“ wird er um 16 Uhr im Gespräch mit der Theologin Viera Pirker die Grenzgebiete von Kunst, Religion und Gesellschaft ausloten. Seit Jahrzehnten begegnen im Werk Bayrles auch religiöse Motive: Ein Autoreifen betet das Ave Maria, Motoren klingeln im Gesang des Hochamts, Autobahnen treten an die Stellen der Blutbahnen Jesu, sodass der Herzrhythmus des Christentums alle Lebenssphären durchdringt.

Bayrle wurde 1937 in Berlin geboren. Nach einer Lehre als Weber in Göppingen studierte er an der Werkkunstschule Offenbach. Zunächst beschäftigte er sich mit Literatur und bildkünstlerischen Reproduktionstechniken. Bayrle ist Mitbegründer der Gulliver Presse, die Künstlerbücher und Editionen verlegt. Das Prinzip des Seriellen prägt seine Kunst. Er arbeitet mit neo-dadaistischen und Pop-Art-Stilmitteln. Bayrles politische Arbeiten thematisieren die kapitalistische Gesellschaft und die Entindividualisierung des Menschen in der Masse. Von 1972 bis 2002 lehrte er an der Städelschule.

Im Anschluss an Vortrag und Diskussion feiert der Limburger Bischof Georg Bätzing um 18 Uhr ein Pontifikalamt im benachbarten Kaiserdom St. Bartholomäus, bei dem den Gläubigen das Aschekreuz als Zeichen menschlicher Vergänglichkeit ausgeteilt wird.

Der Brauch des Aschermittwochs der Künstler geht auf den französischen Schriftsteller Paul Claudel (1868-1955) zurück. Ein mit Claudel befreundeter Kölner Stadtdechant hatte dessen Idee nach dem Zweiten Weltkrieg aufgegriffen und sie erstmals 1950 von Paris nach Köln gebracht. Seither wird der Aschermittwoch der Künstler auch hierzulande gefeiert.

Mit dem Aschermittwoch beginnt in den christlichen Kirchen die siebenwöchige Fastenzeit bis Ostern. Sie erinnert an die 40 Tage, die Jesus vor seinem Tod fastend und betend in der Wüste verbrachte. In der katholischen Kirche werden an diesem Tag seit altersher die Palmzweige des Vorjahres verbrannt. Aus der so gewonnenen und gesegneten Asche zeichnen Priester den Gläubigen ein Aschenkreuz auf die Stirn. Es soll die Menschen an ihre Vergänglichkeit erinnern und sie zur Umkehr aufrufen. Dazu spricht der Priester die Worte „Gedenke Mensch, dass Du Staub bist und zum Staub zurückkehrst“.