Herlinde Koelbl – „Jüdische Porträts“ einer großen deutschen Fotografin
Ausstellung in der Stadtbibliothek Bad Homburg
Bis zum 15. Juni sind „Jüdische Porträts“ zu sehen: 26 großformatige Fotografien von so bekannten Personen wie Grete Weil, Ida Ehre, Marcel Reich-Ranicki oder Simon Wiesenthal. Die Fotografin hatte zwischen 1986 und 1989 deutsch-jüdische Persönlichkeiten aufgesucht, die die Shoa überlebt hatten. Nach eigener Aussage wollte sie mit der Werkreihe „zeigen, wen die Deutschen eigentlich vertrieben haben“. Sie lichtete die Menschen jedoch nicht nur ab, sondern führte auch eindringliche Interviews mit ihnen. Auszüge daraus stellte Herlinde Koelbl den Fotos zur Seite, so dass eine einzigartige Studie entstand.
Ein weiteres großes Projekt von Herlinde Koelbl war eine Langzeitstudie, für die sie in den 90er-Jahren jedes Jahr wieder 15 bedeutende Männer und Frauen fotografierte und „die Verwandlung des Menschen durch das Amt“ festhielt. In einem Interview sagte Herlinde Koelbl: „Ich will eine Geschichte über den Menschen erzählen. Seine Geschichte. Das gelingt nur im Dialog.“ Geschichten erzählt die Künstlerin auch in Bildbänden wie „Männer“, „Starke Frauen“ und „Das deutsche Wohnzimmer“.
Herlinde Koelbl, 1939 am Bodensee geboren, studierte zunächst Modedesign und kam erst 1976, nach der Geburt von vier Kindern, als Autodidaktin zur Fotografie. Sie arbeitete unter anderem für die New York Times, den STERN und die ZEIT, für deren Magazin sie nach wie vor bekannte Persönlichkeiten aus Politik, Sport, Film und Literatur interviewt.
Die in der Nähe von München lebende Fotografin ist mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden. Ihre Fotografien waren in allen großen Schauräumen und Museen auf der ganzen Welt zu sehen.
Die Ausstellung „Jüdische Porträts“ wurde der StadtBibliothek Bad Homburg von der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland zu Verfügung gestellt. Sie kann dienstags, donnerstags und freitags von 11 bis 18 Uhr, mittwochs von 15 bis 18 Uhr sowie samstags von 11 bis 14 Uhr in der StadtBibliothek, Dorotheenstr. 24, bei freiem Eintritt besichtigt werden.