Letzte Aktualisierung: 10.12.2024
Helaba: Wirtschaft wächst 2024 um 1,3 Prozent
DAX liegt dann bei 17 500 Punkte
von Karl-Heinz Stier
(10.11.2023) Auch für das kommende Jahr folgt der Konjunktur- und Kapitalmarktausblick von Helaba einem Motto: „Weltwirtschaft im Umschaltspiel“. 2024 geht nichts an Fußball vorbei. Mit der Europameisterschaft in Deutschland wird das Thema noch präsenter sein als sonst. Strukturelle Rahmenbedingungen müssen passen. Schließlich sind Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind im Fußball und in der Wirtschaft von entscheidender Bedeutung.
Dies gilt für die Geld- und Fiskalpolitik auf der taktischen Seite, aber auch für strukturelle Faktoren. Das sich rapide verändernde makroökonomische und geopolitische Umfeld erfordert jedoch ein schnelles Umschalten und ist somit für 2024 sowohl Herausforderung als auch Chance.
Umschalten der Geldpolitik 2024 notwendig
Rückläufige Inflationsraten eröffnen den Spielraum für Zinssenkungen. Unterstützt durch eine sich erholende Industrie wird es im Laufe des Jahres 2024 konjunkturell aufwärtsgehen. „Die deutsche Volkswirtschaft wächst um 1,3 Prozent“, prognostiziert Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba. Die deutsche Inflationsrate wird sich im Vergleich zum Vorjahr von 6 Prozent auf 3 Prozent verringern. Dabei wird im Jahresverlauf 2024 ein sukzessiver Rückgang zu beobachten sein, der 2025 in eine durchschnittliche Inflationsrate von 2,5 Prozent münden wird. „Verantwortlich sind dafür jedoch keine konjunkturellen, sondern strukturelle Faktoren wie Demografie und Deglobalisierung“.
Geopolitische Belastungen wirken sich nicht nur auf das Preisniveau aus, sondern auch auf den internationalen Handel. Die Weltwirtschaft droht in zwei Technologie- und Handelsblöcke zu zerfallen. In den Industrienationen gewinnen Protektionismus und eine aktive Industriepolitik an Popularität. Gleichzeitig zeigen sich – insbesondere in Deutschland – die Nachteile ausufernder staatlicher Eingriffe. Der Trainingszustand Deutschlands lässt zu wünschen übrig: Bürokratieabbau, eine wettbewerbsfähigen Steuer- und Abgabenpolitik sowie eine funktionsfähige Infrastruktur müssen 2024 auf dem Trainingsplan stehen. Vieles davon ist erkannt, ob es aber umgesetzt wird, bleibt offen. Die Helaba entwickelt dafür drei Szenarien. Das Basisszenario hat mit 70 Prozent eine höhere Eintrittswahrscheinlichkeit als im Vorjahr.
Weltwirtschaft im Umschaltspiel - Basisszenario Wahrscheinlichkeit: 70 %
So lässt der Druck auf Renten im Jahresverlauf nach Inflationsrückgang und Leitzinswende positive Impulse für die Saison 2024. Der Abbau der Wertpapierbestände bei den Notenbanken bei gleichzeitig relativ hoher staatlicher Emissionstätigkeit begrenzt jedoch das Kurspotenzial.
An den Aktienmärkten sind hohe Zinsen, schwaches Wachstum und geopolitische Belastungsfaktoren bereits eingepreist. Eine moderate bis günstige Bewertung, schon sehr negative Konjunkturerwartungen und eine verhaltende Positionierung weiter Anlegerkreise legen die Basis für wieder deutlich steigende Kurse. Ende 2024 dürfte der DAX um 17.500 Punkte notieren. Am deutschen Immobilienmarkt dürfte dank weiterhin hoher Nachfrage und stark rückläufiger Bautätigkeit die Trendwende bei Wohnimmobilien vollzogen werden. Die Kaufpreise von Einzelhandelsimmobilien werden sich nach langjähriger Talfahrt stabilisieren, während bei Büros mit weiteren Rückgängen gerechnet werden muss.
Negativ- Alternativszenario Vorrundenaus -Eintrittswahrscheinlichkeit 20 %
Die massiven Leitzinserhöhungen lassen die Weltwirtschaft zeitverzögert in eine Rezession fallen. Die Arbeitslosigkeit steigt, belastet die Einkommen und die Finanzstabilität wird in Mitleidenschaft gezogen. Die Aktien rutschen in einen Bärenmarkt und die Renditen an den Rentenmärkten sinken deutlich. Die Immobilienpreise gehen auf Talfahrt.
Positiv-Alternativszenario „Ballzauber“ - Eintrittswahrscheinlichkeit 10 %
Hier wächst die deutsche Wirtschaft um rund 2 Prozent. Politische Voraussetzungen sind, dass es gelingt, geopolitische Spannungen zu reduzieren, weltweit in der Handels- und Umweltpolitik stärker zu kooperieren und den Subventionsverlauf auf Kosten ärmerer Länder abzubremsen. Alles läuft richtig gut und alle Beteiligten sind mit vollem Engagement dabei. Der DAX überschreitet die Marke von 20 000 Indexpunkten.