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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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Handwerk hat in Regensburg goldenen Boden

Individuelle Reise durch eine jahrhundertealte Branche

von Ilse Romahn

(21.10.2021) In Regensburg trifft Tradition auf Moderne: Handwerksbetriebe, die schon seit Generationen in Familienbesitz sind, ergänzen sich mit kreativen Jungunternehmern, die neue Ideen entwickeln. Nachdem 2020 bereits die Broschüre „Kunstspaziergang“ erschien, die 15 der wohl spannendsten Kunstorte in Regensburg vorstellte, präsentiert das Handlungsfeld 3 des Tourismuskonzepts Regensburg nun die zweite Ausgabe der Spaziergangsreihe: den „Handwerkspaziergang“.

Die neue Broschüre "Handwerkspaziergang"
Foto: Regensburg Tourismus GmbH, bauercom.eu
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Damit können sich sowohl Gäste als auch Einheimische auf einen ganz besonderen Spaziergang durch die Regensburger Altstadt begeben. Der Handwerkspaziergang führt sie zu Keramikbetrieben, Goldschmieden, Korbmachern, Messerschleifern und vielem mehr. Insgesamt laden 19 Betriebe dazu ein, ihr Handwerk auf ganz persönliche Weise kennenzulernen.  

Bewahrung der historischen Tradition 
Regensburg ist seit langem eng mit dem Handwerk verbunden. Bereits im Mittelalter war die UNESCO-Welterbestadt für ihre Handwerkskunst weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Der Regensburger Dom und die Steinerne Brücke sind noch heute Sinnbild architektonischer Meisterleistungen.

„Bei der Konzeption des Handwerkspaziergangs war es uns wichtig insbesondere die kleinen, inhabergeführten Betriebe ins Rampenlicht zu rücken“, so Wolfgang Dersch, Vorsitzender des Tourismusbeirats und Kulturreferent der Stadt. „In Reisekatalogen oder Suchanfragen werden sie nicht an erster Stelle genannt. Dies bleibt den großen Sehenswürdigkeiten und Museen vorbehalten. Aber die Einzigartigkeit und Bandbreite der Handwerkstätigkeiten prägt die Atmosphäre der Altstadt mindestens genauso sehr. Dieses Erbe gilt es zu bewahren und für die heutige Zeit aufzubereiten, insbesondere in einer Stadt, die erst im Sommer 2021 den zweiten UNESCO-Welterbetitel erhalten hat.“   

Perlbeutelmuseum, Intarsien und Hüte für Hollywood Produktionen 
Wie einzigartig das Regensburger Handwerk ist, zeigen einige der zahlreichen Beispiele. Wie kommt man beispielsweise auf die Idee, Perlbeutel zu stricken und diesen sogar ein eigenes Museum zu widmen? „Diese Frage höre ich oft“, sagt Claudia Flügel-Eber, Inhaberin des Ladens und Cafés „Carakess“, in dem sie ihr ganz spezielles Handwerk präsentiert. „Ich stelle sie mir manchmal auch selbst; wenn ich z.B. dabei bin, 30.000 Perlen mit 1,2 Millimeter Durchmesser nach Muster auf einen Faden zu fädeln, mit dem Vorhaben, diese Perlen mit Stricknadeln in der Dicke von ca. 1,25 Millimeter nach Muster wieder abzustricken. Kuchen backen geht schneller.“

 Absolut empfehlenswert ist auch ein Besuch bei Johann Zimmermann in seinem Schach- und Intarsienladen im AltstadtQuartier Hotel Münchner Hof. Intarsien sind filigrane Kunstwerke aus Holz. Unweit des Neupfarrplatzes fasziniert schon der Blick ins Schaufenster des gelernten Schreinermeisters. Bei dieser Dekorationstechnik werden unterschiedliche Hölzer auf einer Ebene zu einem Muster oder Motiv zusammengefügt. „Als „Baumpsychologe“ interessieren mich die Bäume am meisten, die unter Wind und Regen gelitten haben. Sie haben die schönste Maserung“, sagt Johann Zimmermann. 

Alice im Wunderland ist weltbekannt. Doch nur wenige wissen, dass der Hut, den Johnny Depp als verrückter Hutmacher in der Walt-Disney Neuinterpretation trug, aus Regensburg stammt. Sein Hut wurde von keinem Geringeren kreiert als dem Hutkönig persönlich: Andreas Nuslan – der Hutmacher am Dom. Zu seinen Kunden zählen Promis und Schauspieler wie Fürstin Gloria von Thurn und Taxis und Jan Josef Liefers. Selbst Joseph Ratzinger wurde ein Hut von ihm überreicht. Er liebt Hüte in jeder Form und ist in doppeltem Sinne Handwerksmeister seines Fachs – für Herren- und Damenhüte gleichermaßen und damit weltweit einzigartig.

 Werkstattführungen, Floristikworkshops und Druckkurse mit Kindern und Jugendlichen - Analog und digital verschmelzen
Printprodukte gelten oft beim Druck bereits als veraltet. Das kann beim Handwerkspaziergang nicht passieren. Die Broschüre ist mit verschiedenen QR-Codes versehen. Alle Betriebe haben einen Code bei ihrem Eintrag, der zum Aktivwerden einlädt. Die Handwerker bieten verschiedene Kurse, Führungen und lassen sich im Verkaufsraum direkt über die Schulter schauen. So können z.B. Werkstattführungen bei Keramikhandwerkern, Geigenbauern oder Goldschmieden durchgeführt werden. Für Interessierte werden Floristikworkshops und Kerzenkurse angeboten und Buchkinder entwickeln in kleinen Gruppen frei ihre eigenen Geschichten und Träume, denen sie mit künstlerischen Mitteln Gestalt verleihen.

Wer sich für ein besonderes Thema wie Mode & Accessoires interessiert, wird ebenfalls fündig. Nachhaltige Slow-Fashion Mode, ein individuell gestalteter Geldbeutel aus Bioleder oder neue Wanderschuhe. Man kann sich in Regensburg von Kopf bis Fuß perfekt einkleiden. 

Eine Themenseite sortiert die Betriebe nach Kategorien und erleichtert so die gezielte Suche. Das Angebot wird fortlaufend ergänzt, weitere Regensburger Betriebe können sich für einen Online-Eintrag bewerben, wenn sie die Aufnahmekriterien erfüllen. Außerdem kann die Broschüre auch direkt aufs Smartphone geladen werden. Damit kann man den Handwerkspaziergang von überall in der Altstadt beginnen. 

Interessierte sind dazu aufgerufen, ihre Erlebnisse mit anderen unter #Handwerkspaziergang zu teilen. 

Der Guide „Handwerkspaziergang“ ist in gedruckter Form in der Tourist Informationen am Rathausplatz und am Schwanenplatz sowie in zahlreichen Institutionen ausgelegt. Zur Inspiration und Planung der nächsten Regensburg-Städtereise steht die Broschüre auch online zum Download bereit.

Mehr über die touristischen Angebote finden Sie auf www.tourismus.regensburg.de