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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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Hölderlin in der Bildenden Kunst

Ausstellungen in Bad Homburg

von Ilse Romahn

(04.06.2020) Größere Veranstaltungen, bei denen sich viel Publikum zusammendrängt, sind wegen der Pandemie nach wie vor untersagt, aber Ausstellungen wurden nun wieder zugänglich gemacht.

Friedrich Hölderlin
Foto: Stadtarchiv Bad Homburg
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Zwar können sie nur unter Auflagen besucht werden, aber es gibt doch wieder reichlich Gelegenheit sich mit Kunst zu befassen. Und mit Hölderlin! In der Hölderlin-Stadt Bad Homburg sind jetzt die Pforten zu gleich vier Ausstellungen geöffnet worden, in denen sich Bildende Künstler mit dem Dichter beschäftigen. 

Das Städtische historische Museum Bad Homburg hat unter dem Titel „Hölderlin – ein geprägtes Bild“ im Gotischen Haus (Tannenwaldweg 102) aus seinen Beständen zusammengestellt, was mit Hölderlin zu tun hat: Gedenkmedaillen und numismatische Kostbarkeiten, die der nicht mehr existierende „Förderkreis Bad Homburger Münzkabinett“ zusammengetragen hatte und die als die einzige öffentliche Sammlung von Prägungen auf Hölderlin weltweit gelten. Gemälde und Grafiken von Max Kaminski und Jürgen Wölbing, ein Triptychon von Ulrich Mertens und Buchkunst von Robert Schwarz geben einen Einblick, wie sich Künstler mit Hölderlin gestalterisch auseinandersetzen. Zu sehen sind auch die Kopie des bekannten Hölderlin-Porträts von Franz Karl Hiemer (1768–1822), das Homburgs Baumeister Louis Jacobi kopiert hatte, und die wunderschöne Büste von Susette Gontard des Künstlers Landolin Ohnmacht, die das Frankfurter Liebieghaus als Leihgabe zur Verfügung stellte.

(Öffnungszeiten bis September: Freitag bis Sonntag 14 bis 18 Uhr. Es können nur 5 Besucher gleichzeitig die Ausstellung betreten. Die Abteilung „Hutmuseum“ und das Café bleiben geschlossen. Eintritt frei. Die Besucher erhalten den Katalog der Ausstellung geschenkt.) 

„Wohl geh‘ ich täglich andere Pfade“ heißt die bis zum 19. Juli laufende Wanderausstellung des Museums Lauffen am Neckar im Kulturzentrum Englische Kirche am Ferdinandsplatz. Friedrich Hölderlin war selbst ein Wanderer, der es nur selten länger an einem Ort aushielt. Zu diesen Orten spazieren die Besucher, und zwar von Stele zu Stele, die im Raum aufgestellt und als 13 aufgeschlagene, 120 Zentimeter breite Bücher konzipiert sind. Von innen heraus leuchtend, berichten sie von Lauffen am Neckar, Nürtingen, Denkendorf, Maulbronn, Tübingen, Waltershausen, Jena, Frankfurt, Bad Driburg, Stuttgart, Hauptwil in der Schweiz, Bordeaux in Frankreich und Bad Homburg. Jeder dieser Orte hatte einen sehr eigenen Einfluss auf Hölderlins Biografie und sein Werk. Die Beschreibungen und die Bilder machen diese Beziehungen nachvollziehbar. Ingrid Dolde, Vorsitzende des Hölderlin-Vereins Nürtingen, und Eva Ehrenfeld, Geschäftsführerin der Hölderlin-Gesellschaft Tübingen, zeichneten die Wanderschaft Hölderlins nach.

(Öffnungszeiten: Donnerstag und Freitag 16 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag 14 bis 18 Uhr; maximal zehn Personen; Eintritt frei.) 

Corinna Krebber, in Frankfurt lebende Architektin von Beruf und Künstlerin von Berufung, hat in der Schlosskirche ihren „Ariadnefaden“ gezogen. Für eine Raum-Installation in der Allerheiligen-Kirche in Frankfurt am Main hatte sie bereits vor acht Jahren ein mehrere hundert Meter langes Schriftband aus Papier mit den Worten von Hölderlins Mnemosyne-Gedicht geschnitten. Diese Bänder hängte sie nun unter der Decke der Schlosskirche auf – für sie der eigentliche künstlerische Akt: „Man muss sehen, wie Kunst und Raum zusammenwirken. Die Textbänder müssen mit den Schwingungen des Raumes korrespondieren.“ Die Ausstellung ist vorerst bis Ende Juni zu sehen, eine Verlängerung möglich.

(Öffnungszeiten: Donnerstag und Freitag 14 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag 12 bis 18 Uhr. Die Zahl der Besucher, die die Ausstellung gleichzeitig besichtigen können, ist beschränkt.) 

Open air kann die großformatige Buch-Installation von Anja Harms und Eberhard Müller-Fries besichtigt werden: im Park der Reimers-Stiftung am Wingertsberg 4 unterhalb des Hölderlin-Pavillons. An dieser Stelle soll Hölderlin gesessen und in Gedanken an seine geliebte Susette nach Frankfurt geschaut haben. Seine Zeile „Wenn über dem Weinberg es flammt“ gibt der Installation ihren Titel. Sie besteht aus fünf in der Größe unterschiedlichen Stahlrahmen, die an aufgeschlagene Bücher erinnern. Aus Textfragmenten von Hölderlin generierte QR-Codes bilden die formale Grundlage für die Gestaltung der aus Holzplatten geschnittenen „Buchdecken“. Als vergrößerte QR-Codes sind die Formen lesbar, abrufbar und stellen die direkte Verbindung zu den Texten Hölderlins her. Das Oberurseler Künstlerpaar hat sich der Literatur und der Buchkunst verschrieben. Seine Buchskulpturen sind in zahlreichen Museen auf der ganzen Welt vertreten.

(Zu besichtigen bis zum 31. Oktober; tagsüber ist der Park frei zugänglich.) 

Es gelten an allen Ausstellungsorten die üblichen Hygiene- und Abstandsregeln. Die Zahl der Besucher, die die Ausstellung gleichzeitig besichtigen dürfen, ist in den Räumlichkeiten begrenzt.