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Letzte Aktualisierung: 24.04.2024

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Goetheanum befasst sich mit Leben und Gesellschaft im Umbruch

von Ilse Romahn

(06.04.2021) Menschliche Gesellschaften durchleben komplexe Transformationsprozesse: Aktuell machen das Klima, die Suche nach angemessenen Formen des Zusammenlebens, die Stellung der Individualität und die Digitalisierung auf Beziehungsfragen aufmerksam. Das Goetheanum regt dazu einen transdisziplinären Dialog an.

Bild ‹Golgatha› von Christiane Haid (Ausschnitt)
Foto: Quelle Christiane Haid
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«Durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie treten bisher so nicht gekannte Phänomene und Konsequenzen zutage, die unser Leben massiv einschränken und prägen.» So Christiane Haid, Leiterin der Sektionen für Schöne Wissenschaften und für Bildende Künste am Goetheanum. «Dabei wollen wir nicht stehenbleiben. Denn wir können die Zukunft eigenverantwortlich und konstruktiv gestalten.»

Die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Umbrüchen zeigt typische Verhaltensweisen wie Verleugnen, Verärgerung und Rückzug, Depression. Für ein Leben nach der Krise ist Arbeit angesagt, sind doch die Aufgabenbereiche komplex. «Es braucht vernetztes Denken, das auf einem multidisziplinären Zusammenwirken basiert. Das setzt ein dialogisches Vorgehen voraus», sagt Ueli Hurter, Co-Leiter der Sektion für Landwirtschaft und Vorstand am Goetheanum. Christiane Haid und Ueli Hurter sind mit der Goetheanum-Leitung davon überzeugt, dass auch die aktuellen Krisen aktiv angegangen werden können – durch eine transdisziplinäre Zusammenarbeit und in Dialog mit Expertinnen und Experten, die ans Goetheanum eingeladen werden.

Umbrüche sind Ausdruck gestörter Beziehungen, zwischen Menschen und gegenüber Natur und Kosmos. Beispielsweise macht die Klimakrise auf das Verhältnis Erde und Sonne aufmerksam. Richtet sich der Blick ausschließlich nach oben in die Atmosphäre, geht die Aufmerksamkeit nach unten verloren, wo auf dem und im Boden ein Beitrag zum Klima liegt: Wälder als grüne Lungen und Erde als Kohlendioxidbinder.

Für den Entwurf von Szenarien aus der Krise dienen oft Algorithmen, die auf Grundlage von Daten und Modellen Prognosen für die Zukunft erstellen. Dieses Prinzip der digitalen Welt ist leistungsfähig und leitet Zukunft aus bestehenden Abläufen beziehungsweise aus der Annahme ab, dass es sich dabei um Muster handelt. Die Suche nach die Zukunft neu gestaltenden Ideen setzt anderswo an. Etwa wenn sich der Mensch zugesteht, mehr als ein biologisches System – nämlich schöpferisch und inspirationsfähig – zu sein. Eine Konsequenz daraus kann eine Schulung sein, die Wissen und Fähigkeiten so veranlagt, dass gerade auch unerwartete Herausforderungen kreativ angegangen werden können. In diesem Sinne ist Kultur systemrelevant.


Reihe (Deutsch, Englisch) Leben und Gesellschaft im Umbruch, montags, 20 Uhr, 12. April 2021 bis 28. Juni 2021, Zugang gratis Web goetheanum.tv/pages/umbruch. Ansprechpartnerin Christiane Haid, ssw@goetheanum.ch

Die Corona-Pandemie zeigt auf, wie komplex Lebensformen miteinander interagieren. Kommt es dabei zu einer Störung, treten Stresssymptome auf, die gegebenenfalls zerstörisch wirken. Die Leitung der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum entwickelt aus ihrem Verständnis des Lebendigen heraus mehrdimensionale Lösungsansätze.

Das Goetheanum ist Sitz der weltweit arbeitenden Freien Hochschule für Geisteswissenschaft und der Anthroposophischen Gesellschaft. Die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft mit ihren elf Sektionen ist in Forschung, Entwicklung, Lehre und der praktischen Umsetzung ihrer Ergebnisse wirksam und wird in ihrer Arbeit durch die Anthroposophische Gesellschaft gefördert.