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Gesundheitsindex wird erarbeitet

Resilient – Gesundheitsämter Dresden, Frankfurt, Stuttgart und Universitätsklinikum der sächsischen Landeshauptstadt erarbeiten einen Gesundheitsindex.

Im Park toben Kinder auf dem Rasen, ein Studentenpaar macht Yoga, im Schatten großer Bäume plaudern zwei Seniorinnen, eine Herzsportgruppe bewegt sich durchs Quartier, während eine ältere Dame mit dem Fahrrad zum Hausarzt fährt. Dort, wo viel Grün und wenig Lärm, wo Platz zum Spielen und für Begegnungen ist, lebt es sich gesünder. Der Einfluss des Wohnumfelds auf die Gesundheit spielt ebenso eine Rolle wie Bildung und Einkommen und auch die medizinische Versorgung. Um diesen Zusammenhang auf lokaler Ebene positiv zu gestalten, haben die Gesundheitsämter der Städte Dresden, Frankfurt am Main und Stuttgart sowie das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden das Projekt „Dresdner Gesundheitsindex – ein kleinräumiges Monitoring des Gesundheitsstatus, Gesundheitsverhaltens und des Zugangs zur Gesundheitsversorgung“ unter dem Kurztitel Resilient gestartet.

Ihr gemeinsames Ziel ist es, anhand kleinräumiger Daten die Gesundheit der Menschen in den Städten nachhaltig zu verbessern. Unter Federführung des Dresdner Gesundheitsamtes entwickeln die Projektpartner eine Methodik, um Messzahlen zur gesundheitlichen Lage der Bevölkerung zu gewinnen. Diese Methodik soll künftig allen deutschen Gesundheitsämtern zur Verfügung stehen.

Die Gesundheitsbürgermeisterin der Landeshauptstadt Dresden, Dr. Kristin Klaudia Kaufmann, sagt: „Eine gesunde Stadt hat viele Faktoren. Es sind unser Verhalten, aber auch die Verhältnisse, in denen wir leben, die sich positiv oder negativ auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden auswirken können. Je besser wir diese Zusammenhänge verstehen und beschreiben, desto besser können Fachkräfte aus Verwaltung, Gesundheitswesen und sozialer Arbeit, aber auch engagierte Unternehmen und Ehrenamtliche in den Quartieren tätig werden. Dadurch können wir beispielsweise Gesundheitsförderung und Prävention dort anbieten, wo sie wirkt: Niedrigschwellig und vor den Haustüren unserer Bürgerinnen und Bürger. Aber nicht mit der Gießkanne, sondern passgenau aufgrund von Erkenntnissen über Gesundheitszustand, -verhalten und -versorgung sowie der sozialen Lage unserer Mitmenschen und den Umweltbedingungen.“

„Das Projekt Resilient ist ein gelungenes Beispiel für die stärkere Vernetzung von Wissenschaft und Öffentlichem Gesundheitsdienst“, erklärt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden. „Wir freuen uns, hier einen Beitrag zu einer praxisorientierten Forschung zu leisten.“ Prof. Esther Troost, Dekanin der Medizinischen Fakultät der TU Dresden, erläutert: „Das Projekt bietet auch die Möglichkeit, die Themen der kommunalen Gesundheitsförderung und Prävention auf evidenzbasierte Füße zu stellen und so ein Steuerungsinstrument für regionale Planungen zu entwickeln.“ Beide sind sich einig, dass sich Resilient hervorragend in die Projekte der Versorgungsforschung der Hochschulmedizin Dresden einbettet, die am Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung unter Leitung von Prof. Jochen Schmitt bereits laufen.

Der Dresdner Gesundheitsindex ermöglicht es den Ämtern, die gesundheitliche Lage der Bevölkerung lebensphasen- und geschlechterorientiert auf kleinräumiger Ebene, also in den Stadtteilen und Quartieren, zu beobachten. Berücksichtigt werden dabei auch soziale Faktoren, Umweltbedingungen und Gesundheitsversorgung. Gefördert werden sollen Verhaltensprävention – darunter ist zu verstehen, was jeder individuell für seine Gesundheit tun kann – und Verhältnisprävention. Dieser Begriff beschreibt, was gesamtgesellschaftlich getan werden muss, um ein gesundes Lebensumfeld zu schaffen. Die Verhältnisprävention berücksichtigt unter anderem die Lebens- und Arbeitsverhältnisse der Bürgerinnen und Bürger, etwa Wohnumgebung, Einkommen und Bildung.

Den Ansatz des Projektes unterstützt auch Frankfurts Gesundheitsdezernent Stefan Majer. Er sagt: „Dank der guten Datenlage durch Resilient werden wir unser Angebot für die Bürgerinnen und Bürger noch zielgerichteter ausrichten können. Profitieren werden davon vor allem die Menschen in den Stadtteilen, in denen das Umfeld und die soziale Situation weniger ideal sind. Selbstverständlich verwenden die Gesundheitsämter auch jetzt schon Zahlen als Grundlage für ihre Arbeit und Angebote. Die aktuelle Datenbasis liegt jedoch zumeist nur für eine gesamte Stadt vor und sagt wenig über die lebensphasenorientierte, geschlechtssensible oder räumliche Situation der Menschen aus. Zudem fehlt es bislang an effizienten Methoden, um die gesundheitliche Lage der Bevölkerung differenziert zu beschreiben.“

 „Seit Langem ist bekannt, dass Menschen, die sozialökonomisch benachteiligt sind, ein erhöhtes Risiko haben, krank zu sein und früher zu sterben“, fasst Dr. Peter Tinnemann, Leiter des Gesundheitsamts Frankfurt am Main, den Erkenntnisstand zusammen. Anhand der systematisch erhobenen Zahlen lässt sich künftig eindeutig feststellen, wo in der Stadt Mortalität und Morbidität besonders hoch sind. Zudem lässt sich unter Berücksichtigung aller Faktoren ableiten, wo die Gründe dafür liegen und was eine Stadt dagegen tun kann. „Der Dresdner Gesundheitsindex ist eine tolle Initiative. Denn die daraus resultierende, evidenzbasierte Gesundheitsberichterstattung wird die Arbeit aller Gesundheitsämter effektiver machen. Wir unterstützen das Projekt sehr gern mit Zahlen aus unserer Stadt, um die Menschen künftig besser mit speziell auf ihre Bedarfe zugeschnittenen Angeboten zu erreichen“, fährt Timmermann fort.
 
Weitere Informationen gibt es unter dresden.de.

Zum Hintergrund: Das Projekt Resilient wird aufgrund eines Beschlusses des Bundestages vom Bundesministerium für Gesundheit im Rahmen der Bekanntmachung „Strukturelle Stärkung und Weiterentwicklung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD)“ gefördert und von folgenden Partnerinnen und Partnern durchgeführt: Landeshauptstadt Dresden, Amt für Gesundheit und Prävention; Technische Universität Dresden, Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, sowie Unabhängige Treuhandstelle; Stadt Frankfurt am Main, Gesundheitsamt; Landeshauptstadt Stuttgart, Gesundheitsamt
Unter Mitwirkung des Gesundheitsamtes Köln sowie der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln (PMV Forschungsgruppe). (ffm)