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Letzte Aktualisierung: 28.11.2023

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„Queer Gold“: Bürgermeisterin Eskandari-Grünberg über die Bedeutung von queerer Literatur

von Ilse Romahn

(22.09.2023) Queere Themen sind in der Öffentlichkeit angekommen, und inzwischen auch in der Literatur. Im Literaturhaus hat am 20. September eine Reihe mit dem Titel „Queer Gold“ begonnen. Mit dabei waren Tessa Hart sowie Brix Schaumburg, Deutschlands erster geouteter trans Schauspieler, und die Leiterin der Stabsstelle Antidiskriminierung, Harpreet Cholia.

Außerdem erlebten die etwa 120 Besucherinnen und Besucher den Auftritt der Dragqueen Jessica Walker.

In ihrem Grußwort stellte die Schirmfrau des Abends, Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg, fest: „Queere Identitäten werden unsichtbar, wenn sie nicht repräsentiert sind. Es ist ein sehr erfreulicher Fortschritt für die gesamte Gesellschaft, dass sich das mittlerweile geändert hat. Viel zu lange Zeit handelten die großen Geschichten der Literatur ausschließlich von Menschen mit traditionellen, heteronormativen Geschlechterrollen. Lebensentwürfe jenseits dieser Norm suchte man vergeblich. Weder in den Kinder- oder Jugendbüchern, noch in der Literatur für Erwachsene konnten sich queere Menschen wirklich repräsentiert fühlen. Diese Repräsentation ist aber unglaublich wichtig. Geschichten bilden unsere Identität. Sie machen uns einzigartig. Wenn die Literatur keine Vorbilder liefert, dann ist es, als ob die Identität nicht existiert. In den Buchläden und Büchereien finden sich heute zahlreiche Geschichten von queeren Menschen für queere Menschen. Diese Geschichten machen die Literatur aufregender, bunter und spannender.“

Dass die Wurzeln von queerer Literatur im anglo-amerikanischen Raum zu finden sind, wurde in der Podiumsdiskussion deutlich. Hart, Schaumburg und Cholia wiesen darauf hin, dass dort die „Queer of Color“ oder „Black Queer Theory“ als unverzichtbare Teilbereiche der Genderforschung fest etabliert sind, während die Szene in Deutschland und Europa die ersten litrerarischen Gehversuche macht und um Sichtbarkeit ringt. Queere Geschichten seien Überlebensgeschichten. Ihre Protagonistinnen und Protagonisten gehörten zu den am meisten und mehrfach diskriminierten Personen.

„Queer Gold“ wird als Gastveranstaltung im Literaturhaus kuratiert und moderiert von der queeren Aktivistin und ehemaligen Verlegerin Annette Kühn. Weitere Folgen der Reihe sind derzeit in Planung. (ffm)