Letzte Aktualisierung: 11.12.2023
Gedenkstunde für gefallene jüdische Soldaten
von Ilse Romahn
(17.11.2023) Es war ein Gedenken unter besonderen Vorzeichen. Die Jüdische Gemeinde hat den gefallenen jüdischen Soldaten im Ersten Weltkrieg gedacht. Etwa 100.000 Juden kämpften im Ersten Weltkrieg. Es waren viel mehr als ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung ausmachte. 12.000 von ihnen verloren ihr Leben.
Bei der Gedenkstunde auf dem Alten Jüdischen Friedhof verlasen Schülerinnen und Schüler der I.E. Lichtigfeldschule die Namen der auf dem Ehrenfriedhof beerdigten Gefallenen. Grußworte sprachen Rachel Heuberger, Gemeinderatsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, der Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Mark Dainow, der Hessische Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker, Brigadegeneral Bernd Stöckmann vom Landeskommando Hessen und Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg.
„Dieses Jahr wiegt die Erinnerung besonders schwer“, sagte Eskandari-Grünberg. „Wir sind am 7. Oktober Zeuginnen und Zeugen eines Pogroms geworden, wie es seit der Shoah keines mehr gegeben hat. Täglich erreichen uns die Nachrichten über weitere Gräueltaten. Immer noch sind Geiseln verschleppt. Immer noch warten Familien in Unsicherheit und Angst.“
Es sei erschreckend, dass der Angriff auf die israelische Bevölkerung nicht nur auf Verurteilung stoße. „Immer wieder gibt es Relativierungen und Rechtfertigungen des Terrors.“ Es gelte deshalb auch daran zu erinnern, dass die Legitimation von Gewalt gegen Jüdinnen und Juden in Deurtschland eine lange Tradition habe.
„Damals wie heute wird versucht, Jüdinnen und Juden zu Fremden zu machen. Zu Menschen, die nicht dazugehören. Die ganz anders sein sollen, als man selbst. Man versucht, die Empathie auszulöschen. Man soll mit ihnen kein Mitgefühl haben“, sagte Eskandari-Grünberg weiter.
Der Tod der jüdischen Soldaten im Ersten Weltkriegh habe eine bittere Tragik. „Sie waren bereit, ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Sie wollten als Teil der deutschen Gesellschaft anerkannt werden. Aber ihr Opfer wurde nicht geschätzt. Sie starben in einem ungerechten Krieg. Für ein Land, das die Schuld an diesem Krieg trägt. Für ein Land, das sie nicht wollte.“ (ffm)