Letzte Aktualisierung: 03.12.2024
Ganz weit im Osten ist es schön. Teil III
von Helmut Poppe
(22.11.2024) Erholung an einem zauberhaften Berg. Und Elsässisches auf Thüringer Art.
Nicht, dass man sich zu dem alten Eisen hinzugezogen fühlt. Eher wollte man einmal in einem Dekor verweilen, das ein wenig an böhmische Pracht und an Thomas Manns Zauberberg erinnert. Und wer da glaubt, dass nur im Elsässischen Fachwerk und Wasserläufe kombiniert auftreten, sollte sich in Erfurt umschauen.
Nicht weit entfernt von Dresden oder Görlitz und von Prag - später in diesem Artikel kommen wir auf eine Stippvisite in der Tschechei zu sprechen - liegt das polnische Bad Flinsberg - Świeradów-Zdrój. Der- oder diejenige mit einer korrekten Aussprache erhält 99 Punkte!
Hier im Isergebirge – immerhin bis 1000 Meter hoch und mit Skipisten ausgestattet - liegt dieser bezaubernde Kurort in Niederschlesien. Er ist berühmt für seine heilenden Mineralquellen und die malerische Landschaft. Neben der erholsamen Atmosphäre erwartet die Besucher hier auch ein aufregendes Abenteuer: der Skywalk. Mit einer schwindelerregenden Höhe von 62 Metern verspricht dieser ein unvergessliches Erlebnis und stellt eine echte Herausforderung dar, die nur Mutige meistern wollen.
Die im Sanatorium anzutreffenden Zeitgenossen lassen es eher ruhig angehen. Sie nutzen über Reiseveranstalter zu eher günstigen Preisen Pauschalen aus Unterbringung im 4-Sternehotel, Halb- oder Vollpension und Kuranwendungen. Sauna, Dampfbäder, eine Salzgrotte und die Nutzung eines Fitnessraums sind inbegriffen. Im Rahmen einer netten und fürsorglichen Atmosphäre wird ein Kulturprogramm abends aufgeführt. Im benachbarten Sanatorium kann man böhmische Atmosphäre genießen.
Fazit: Für Reisende mit Erholungsbedürfnis eine gute Adresse zumal in den Pauschalangeboten deutscher Reiseveranstalter wie zum Beispiel der nahe bei uns gelegenen Trendtours.de An- und Abfahrt im Preis inbegriffen sind.
Man selbst fuhr nach einem erholsamen Kurz-Kururlaub (wer dieses Wort stolperfrei rasch aussprechen kann, erhält weitere 99 Punkte) Richtung Heimat. Wie es so einem geht, folgt unbedarft dem Navi folgt, findet sich unerwartet in gänzlich fremdem Gebiet wieder. Die aufmerksame Beifahrerin erkennt Schriftakzente auf den Straßenschildern, Potzblitz oder auf Tschechisch „Sakra! Pane bože“, wir sind ja in der Tschechischen Republik! Was gäbe es hier zu sehen? Jizerka (Klein Iser): Ein charmantes Bergdorf und bekannt für das Misthaus (Hnojový Dům) oder die Tafelfichte (Smrk): Der höchste Berg im Isergebirge, heben wir uns für ein nächstes Mal auf. Der Umweg, der sich als solcher nicht herausstellte, führte uns dann auf direktem Wege an die deutsch-polnische Grenze und führte uns am tschechisch-polnischen am nicht überwachten Übergang an Spionagefall-trächtigen Überbleibseln vorbei. Eine echte Filmkulisse.
In Polen tankt man noch einmal rasch um 15 Cent pro Liter billiger, ersteht polnische Pralinen vom traditionellen Wedel bevor es gut 650 Kilometer weiter ins Rhein-Main-Gebiet geht. Konditioniert durch sechs Tage polnisch-böhmische Kaffeehauserfahrungen meldet sich die Lust auf KuK -Kaffee und Kuchen- bereits vor Erfurt. Man nimmt die Ausfahrt und stößt auf eine weitere absolut sehenswerte Stadt. Sehens- und besuchswert in der Thüringer Landeshauptstadt sind der Erfurter Dom und die Severikirche. Diese beeindruckenden gotischen Kirchen bilden das Herz der Stadt und einen Einblick in die reiche Geschichte Erfurts. Bei einem Stadtspaziergang überschreitet man die Krämerbrücke: Eine der ältesten und längsten Fachwerkbauten Europas, die mit kleinen Handwerksläden und einem mechanischen Theater gesäumt ist. Remineszenen an Strasbourg werden wach. Der Erfurter Weihnachtsmarkt ist einer der ältesten Weihnachtsmärkte Deutschlands, der jedes Jahr viele Besucher anzieht. Bei dem Einkauf von Gebäck und Brot erfährt man einiges von der netten Verkäuferin zu Ost- und Westbrötchen: Traditionell wurden solche aus dem Osten in Steinöfen gebacken, was ihnen eine besonders knusprige Kruste und ein dichteres Inneres verlieh. Man kann sie problemlos auch am Tag darauf wieder aufbacken. Sie sind meistens kleiner und flacher als ihre westlichen Pendants und viele beschreiben den Geschmack als herzhafter und intensiver. Man fand Bestätigung.
Die restlichen 260 Kilometer in Richtung der anderen Stadt mit dem „furt“ verliefen rasch und problemlos. Als Erinnerung blieb „Es ist richtig schön im ferneren und nahen Osten“. Gerne immer wieder.
Teil I dieses Reisebrichts finden Sie hier. Teil II hier.