Das Online-Gesellschaftsmagazin aus Frankfurt am Main

Letzte Aktualisierung: 09.12.2024

Werbung
Werbung

Ganz weit im Osten ist es schön

von Helmut Poppe

(06.11.2024) Teil 2 Von Görlitz – eigentlich Zgorzelec – nach Breslau mit seiner belebten Innenstadt. Diese Reise ist es wert.

Bildergalerie
Rynek, Breslau
Foto: Poppe, frankfurtlive
***
Hier kommt nichts weg - ja, die Polen haben Humor!
Foto: Poppe, frankfurtlive
***
Café in der Breslauer Markthalle
Foto: Poppe, frankfurtlive
***
Leopoldina, Breslau
Foto: Poppe, frankfurtlive
***
Breslauer Markthalle
Foto: Poppe, frankfurtlive
***

In unserem letzten Reisejournal berichteten wir von einer eindrucksreichen Visite der Stadt Görlitz und einem ganz besonderen Aufenthalt in einem Hotel auf der anderen Seite der Neisse. Was hält einem davon ab, die Fahrt zwei, drei Stunden auf der kostenlosen Autobahn fortzusetzen, um sich eine Stadt im Südwesten Polens anzuschauen?

Breslau, heute bekannt als Wrocław, war einst die drittgrößte Stadt Deutschlands und birgt eine reiche Geschichte, die sich in ihren Straßen und Gebäuden widerspiegelt. Die Stadt hat im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Herrschaften erlebt, von den Polen über die Habsburger bis hin zu den Preußen, und jede dieser Epochen hat ihre Spuren hinterlassen. Breslaus historisches Zentrum, der Große Ring, ist eines der schönsten Stadtzentren in Europa. Das Rathaus, ein Meisterwerk der gotischen Architektur, steht im Mittelpunkt dieses lebhaften Platzes.

Ein Spaziergang durch Breslau offenbart die Vielfalt und den Reichtum ihrer Vergangenheit. Die Stadt ist bekannt für ihre Zwerge von Breslau, kleine bronzene Figuren, die überall in der Stadt verteilt sind und an die Oppositionsbewegung "Orange Alternative" aus den 1980er Jahren erinnern. Diese Zwerge sind nicht nur ein Symbol des Widerstands, sondern auch eine charmante Überraschung für die Besucher.

Die Jahrhunderthalle, ein UNESCO-Weltkulturerbe, ist ein architektonisches Wunderwerk und ein Zeugnis der Moderne. Sie wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von Max Berg entworfen und ist ein beeindruckendes Beispiel für den Einsatz von Stahlbeton.

Auf der Dominsel, dem ältesten Teil der Stadt, steht der imposante Breslauer Dom, ein weiterer Höhepunkt der gotischen Architektur. Die Universität Breslau, gegründet im Jahr 1702, ist nicht nur ein Ort der Bildung, sondern auch ein architektonisches Juwel, das man gesehen haben muss.

Bei der Auswahl der Unterkunft hat man in dieser quirligen Großstadt die Qual der Wahl. Besonders zu empfehlen ist das Hotel Monopol. Parken kann man dort zu günstigen Preisen unterhalb dem Konzerthaus.

Das Hotel besticht durch sein klassisch-konservatives Ambiente. Der Wellness-Bereich - im Preis inbegriffen – bietet einen überraschend großen Pool, Fitness-Raum, Sauna und ein Sole-Dampfbad.

Als bemerkenswert wurde die Möglichkeit empfunden, im Stadtarchiv nach der Vergangenheit und möglichen ehemaligen Familienmitgliedern zu forschen. Eine sehr freundliche Dame nahm sich dort einem an und stand mit vielen Recherchetipps zur Seite. Da stellt sich einem Journal, das sich mit Frankfurt beschäftigt, ob es solche Dienstleistungen auch in der Stadt am Main gibt.

Auf dem kurzen Rückweg zum Hotel schaute man kurz in ein kubanisches Lokal mit entsprechender Musik – bailamos – entschied sich dann aber für eine Stippvisite der Leopoldina. Dort ist die prächtige barocke Aula zu bewundern, die mit kunstvollen Stuckdekorationen und Deckenmalereien verziert ist. Die Aula wurde zu Ehren von Kaiser Leopold I. erbaut und ist heute ein Teil des Universitätsmuseums.

Wie den Abend verbringen?

Die bewusste Entscheidung für ein Hotel in der Innenstadt -alle Sehenswürdigkeiten waren zu Fuß erreichbar – macht es leicht, den zentralen Marktplatz Rynek für ein Abendessen zu besuchen. Er ist einer der größten und schönsten mittelalterlichen Marktplätze Europas. Umgeben von prächtigen Bürgerhäusern und historischen Gebäuden, bildet er das Herzstück der Stadt. Die Gastronomie rund um den Ring bietet eine Vielzahl von Cafés, Restaurants und Biergärten, in denen man die lokale Küche genießen kann.

Die sich häufenden Hotelfrühstücke sollen sich nicht auf den Hüften niederschlagen, darum geht der figurbewusste Tourist in die Breslauer Markthalle nach einer erholsamen Nacht am nächsten Morgen. Dort lässt sich ein rasches Sniadanie an einem Stand serviert von einem freundlichen Studenten des Maschinenbaus einnehmen. Polen lieben Pilze, die Auswahl ist groß. Als Mitbringsel empfiehlt sich unter anderem geräucherter Käse, den es in den Variationen Kuh, Schaf, Ziege gibt.

Fortsetzen lässt sich das Verweilen in einem süßen Kaffeehaus im Gemäuer der Hala Targowa, wie sich die Markthalle auf Polnisch nennt. Man fühlt sich dort wie bei der guten, lieben, alten Tante. Alleine dieser Ort ist eine Reise nach Breslau wert. Nach diesem abschließenden Halt in Breslau geht es zum zweiten Teil der Schlesienrundreise und zwar nach Oppeln.

Oppeln, auch bekannt als Opole, ist eine charmante Stadt in Oberschlesien. Als eine der ältesten Städte des Landes bietet Oppeln eine reiche Geschichte und viele kulturelle Sehenswürdigkeiten. Der Altstadtmarkt, der das Herz der Stadt bildet, beeindruckt mit seinen farbenfrohen Fassaden und dem imposanten Rathaus. Hier kann man gemütlich durch die Gassen und über die Pfennigbrücke schlendern und die historischen Gebäude bewundern.

Eine der Hauptattraktionen ist das Piastenschloss, das majestätisch über der Stadt thront und einen wunderschönen Blick auf die Umgebung bietet. Die Kathedrale des Heiligen Kreuzes ist ein weiteres Highlight, das mit seiner beeindruckenden Architektur und den wunderschönen Innenräumen fasziniert. Spaziergänge entlang der Oder bieten eine entspannte Möglichkeit, die natürliche Schönheit der Region zu genießen.

Wer das Wasser und entsprechende Gastronomie liebt, sei nach einem Besuch von Oppeln ein Aufenthalt am Turawa-See empfohlen. Hier wählte man das Hotel Zielony mit seiner Dépendance Manhattan. Sauber, nett und ruhig fand man es dort. Gute Fischgerichte zu fairen Preisen gibt es in der Restauracja Rybna mit Blick auf den See, der doch einige Kilometer lang ist und von Wassersportlern geschätzt wird.

Den Tag darauf ging es in ein Sanatorium Richtung tschechische Grenze, nicht, da man sich zu dem alten Eisen hinzugezogen fühlt. Eher wollte man einmal in einem Dekor verweilen, das ein wenig an böhmische Pracht und an Thomas Manns Zauberberg erinnert. Die Idee erwies sich als gut. In dem folgenden Bericht, der bald hier erscheint, berichten wir darüber.