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Letzte Aktualisierung: 18.04.2024

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Frischekick im Sommer: Kneippen im Teutoburger Wald

von Ilse Romahn

(28.07.2020) Die Lehre des Pfarrers Sebastian Kneipp ist über 200 Jahre alt, doch seine Methoden sind aktuell wie nie: Ernährung, Bewegung, Wasser, Ordnung und Heilpflanzen – diese Säulen sind auch gerade in diesen Zeiten die Basis für eine gute Gesundheit. Der Teutoburger Wald befindet sich mitten in Deutschland am Übergang zwischen norddeutscher Tiefebene und Mittelgebirge auf halbem Weg von Frankfurt nach Hamburg und vom Ruhrgebiet nach Hannover. Er ist mit rund sieben Millionen Übernachtungen jährlich eins der führenden Reiseziele in Nordrhein-Westfalen. Neben Wellness und Gesundheit sind Wandern, Radfahren und Kultur zentrale Themen im „Heilgarten Deutschlands“, wie der Teuto auf Grund seiner natürlichen Heilmittel auch genannt wird.

Die Heilbäder im Teutoburger Wald bieten mit ihren zahlreichen Quellen und Kneipp-Anlagen ideale Bedingungen für eine sommerliche Auszeit im Zeichen von Kneipp. 

Die Kneipp-Therapie ist ein nach dem Pfarrer Sebastian Kneipp (1821–1897) benanntes Behandlungsverfahren, das Wasseranwendungen, Pflanzenwirkstoffe, Bewegungs- und Ernährungsempfehlungen kombiniert. Wohl am bekanntesten ist das Wassertreten: Wer im Storchengang durchs kalte Becken watet, regt den Kreislauf an, fördert die arterielle Durchblutung und stärkt die eigenen Abwehrkräfte. Über 650 Kneipp-Einrichtungen gibt es hier in Deutschland – und besonders viele im Teutoburger Wald. 

Bad Wünnenberg
In Bad Wünnenberg beispielweise gibt es aktuell sieben Kneippanlagen, in denen man etwa im Bachlauf Wassertreten oder sich im Armbecken einen Frischekick holen kann. Wer „gekneippt“ hat, ruht sich auf einer der zahlreichen Ruheliegen aus. Aktive Bewegung bedeutet Wandern und Walken im Bad Wünnenberger „Naturerlebnis Aatal“ oder auf den abwechslungsreichen Wanderwegen. Besonderes Highlight des Ortes: Der Barfußpfad, ein langer Rundweg um den Paddelteich mit verschiedenen Untergründen. Ohne Schuhe spaziert man über groben Rindenmulch, leichten Sand, runde Tonkügelchen, matschigen Lehm, sanften Rasen oder auch durch ein erfrischendes Bachbett. Durch diese Art natürliche Fußreflexzonenmassage stärkt man nicht nur die Fußmuskulatur, sondern alle Organe und das Herz-Kreislaufsystem. Im Kräutergarten am Historischen Speicher in Bad Wünnenberg erklärt der Heimatverein am jeweils 1. Sonntag im Monat die unterschiedlichen Kräuter, wie sie duften und schmecken.

Bad Salzuflen
Mit dem neuen Kurpark wird das Thema Sole & Kneipp in Bad Salzuflen zum ganzheitlichen Erlebnis. In der Wandelhalle lernt man Wissenswertes über die Bäder-Geschichte, Gesundheit, das Heilmittel Sole und Kneipp. Im Kneipp-Pavillon erfährt man, dass Kneippen mehr als kalte Wassergüsse bedeutet. Unter der „Hördusche“ erklärt Sebastian Kneipp „persönlich“, worauf es bei der Wasserkur, den Heilkräutern, Bewegung, Ernährung und innerer Balance ankommt. Im Kurpark kann das Wissen im weiteren Kneipp-Pavillon mittels der Riechorgel vertieft oder auf der Kneipp-Insel mit Barfußpfad direkt angewendet werden. Ein neuer Atemweg mit fünf Stationen fordert die Besucher dazu auf, verschiedene Atemtechniken auszuprobieren.

Bad Holzhausen
Im jüngsten Heilbad des Landes Nordrhein-Westfalen, in Bad Holzhausen, gibt es das Gesundheitszentrum HolsingVital, das sämtliche Formen von Kneippgüssen anbietet und einen besonders privaten und persönlichen Rahmen für einen Urlaub im Zeichen von Kneipp bietet. Der idyllische Ort liegt inmitten von Wiesen und Wäldern, historische Schlössern und Burgen in der Nähe zeugen von alten Zeiten, und gemütliche Pensionen und Hotels bieten den idealen Rahmen für einen Kurz-Urlaub im Sommer.

Bad Driburg
Radfahren in Kombination mit Kneippen – das bietet das private Heilbad Bad Driburg. Es gibt verschiedene Radrundtouren, die direkt oder mit kleinen Umwegen an insgesamt sechs Kneipp'schen Anlagen vorbeiführen. Das Wassertreten bringt den Kreislauf in Schwung und regt die Durchblutung und den Stoffwechsel an. Die Bewegung trägt zudem zur Lockerung der Muskulatur ein – eine ideale Ergänzung. 

Mehr zu Kneipp und den zahlreiche Gesundheitsangebote unter: https://www.teutoburgerwald.de/gesundheit.

 

 

 

 

Interview mit dem Kneipp-Pfarrer
Was ist das Wichtigste beim Kneippen?
Die Kneipp-Theorie zielt darauf ab, Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen. Sie ist besonders für die Prävention, also Vorbeugung geeignet. Durch die Anregung der Selbstheilungskräfte gewinnt man Widerstandsfähigkeit und inneres Gleichgewicht. So entwickelt der Mensch eine starke Position gegenüber allen Anforderungen des Lebens. Sebastian Kneipp hat fünf Bereiche genannt, auf die man achten soll, um ein gesundes Leben im Einklang mit der Natur zu führen: Wasser, Bewegung, Lebensordnung, Ernährung und Heilpflanzen.

Warum ist das Kneippen wieder so aktuell?
Die Verfahren sind für jeden geeignet: Erwachsene, Kinder, Berufstätige, Renter, für jeden Bildungsstand und jede Lebenseinstellung, für Gesunde und Kranke. Es handelt sich um ein ganzheitliches Gesundheitskonzept, das einfach ist, fast nichts kostet und nur wenig Aufwand bedeutet. Leben nach Kneipp macht gesund (oder noch gesünder), bewirkt ein starkes Immunsystem, umfassende Fitness, überdurchschnittliche Stressresistenz und gute Stimmung.

Kneipp in Zeiten von Corona: worauf muss man achten?
Abstandsregeln und Ausgangsbeschränkungen sind Vorsorgemaßnahmen, die natürlich notwendig sind. Aber Kneipp-Anwendungen sind ebenfalls Präventivmaßnahmen, und zwar für die Gesundheit. Auch in diesen Zeiten verbessert der Aufenthalt in der Natur die körperliche Abwehrfunktion. Das Herz und der Kreislauf werden durch die Bewegung stimuliert, die Lungenfunktion beim Atmen der frischen Luft gestärkt. Der Aufenthalt im Wald steigert die Aktivität von natürlichen Killerzellen und reduziert Stress. Auch ein Entspannungsbad sorgt für seelischen Ausgleich.

Was ist Ihr ganz persönlicher Kneipp-Tipp?
Pfarrer Sebastian Kneipp hat uns viele Möglichkeiten aufgezeigt, aktiv die Abwehrkräfte zu steigern. Das Wichtigste: Heute noch anfangen; und: regelmäßig! Wichtig ist nicht, sich die richtige Ausrüstung zu kaufen, die richtige Kleidung zu tragen. Einfacher denken: Wenn ich z.B. kein Tretbecken im Ort habe reicht ein großer Eimer oder die Badewanne zum Wassertreten. Anstatt Taulaufen auf feuchtem Gras lässt sich das auch mit einer Schüssel kaltem Wasser und einem Handtuch im Wohnzimmer durchführen. Aber nur die Regelmäßigkeit führt zum Erfolg. Zitat Sebastian Kneipp: „Lieber wenig und oft – denn viel und selten.“