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Frankfurts neues Historisches Museum wird jetzt eingerichtet

3000 Objekte müssen in dem Neubau untergebracht werden

„Frankfurt bleibt das Nest“ stand vor dem Abriss des alten Betongebäudes aus dem Jahr 1972, der die frühere Heimstatt des „wichtigsten Museums der Stadt“, so sein damals neuer Leiter Jan Gerchow, der 2005 als neuer Direktor in Frankfurts Historischem Museum begonnen hatte.
Noch ist Kaier Karl der Große in Plastik eingehüllt, damit er nicht beschädigt wird
Noch ist Kaier Karl der Große in Plastik eingehüllt, damit er nicht beschädigt wird
Foto: Hermann Wygoda
Die alte Kaimauer aus der Stauferzeit- noch ist sie nicht komplett ausgebaut
Die alte Kaimauer aus der Stauferzeit- noch ist sie nicht komplett ausgebaut
Foto: Hermann Wygoda

„Frankfurt bleibt das Nest“ stand vor dem Abriss des alten Betongebäudes aus dem Jahr 1972, der die frühere Heimstatt des „wichtigsten Museums der Stadt“, so sein damals neuer Leiter Jan Gerchow, der 2005 als neuer Direktor in Frankfurts Historischem Museum begonnen hatte. Doch die Maler, die die Graffiti mit dem Spruch „Frankfurt bleibt das Nest“  gemalt hatten, wussten nicht, dass dieser Spruch schon Jahrhunderte älter ist. Er stammt nämlich von Frankfurts größtem Dichter und Auto, Johann Wolfgang von Goethe höchst persönlich. Gerchow hatte schon bald nach seinem Amtsantritt den Kulturpolitikern der Stadt seine Ideen präsentiert, was man aus dem, wie er es nannte, „hässlichsten Gebäude der Stadt“ mit einer Komplettsanierung noch machen könnte. Doch sein Wunsch zig sich, wie in Frankfurt üblich, über mehr als zehn Jahre hin. Da musste er erst einmal den damaligen Planungsdezernenten Edwin Schwarz (CDU) von der Idee abbringen statt des Museums ein Hotel an diesem prominenten Ort Frankfurts zu bauen, das auch gleich die wichtigsten historischen Gebäude wie den Saalhof aus dem 12. Jahrhundert miteinbeziehen sollte. Und so sollte es noch bis 2008 dauern, bis für das Museum der Wettbewerb für einen Neubau gestartet werden konnte. Doch das Frankfurt bekanntlich „voller Merkwürdigkeiten stickt“, gab es auch bei diesem Überraschendes aus Frankfurts Erde. Was niemand ahnte war, dass just hinter dem ehemaligen Saalhof  noch ein Stück der Kaimauer des alten Hafens hervorkam, von dem Goethe in Dichtung und Wahrheit schrieb, dass ihn dort, am Weinmarkt, die Ankunft der Marktschiffe besonders unterhielten, „wo man so mancherlei und mitunter so seltsame Figuren aussteigen sah“. Dass ein solcher Fund nicht wieder unter  die Erde gelegt werden konnte, fand schnell von allen Verantwortlichen Zustimmung. Auch wenn es eine weitere Verzögerung und zusätzliche vier Millionen Euro kostete.

Dafür wird Frankfurt aber ab Oktober eines der architektonisch schönsten und inhaltlich interessantesten Museen eröffnen können. Das Stuttgarter Büro Lederer Ragnasdöttir Oei, hat mit seiner Architektur bewiesen, dass es das Besondere an diesem wichtigsten historischen Platz Frankfurts verstanden und nach zehn Jahren Planungs- und Bauzeit auch umgesetzt hat. So ist der langgezogene Neubau mit seiner Länge von 60 Metern, mit seinen Doppelgiebeln und mit seiner modern anmutenden Sandsteinfassade im „Frankfurter rot“ bereits ein Hinweis auf die neue Altstadt, die hinter ihm beginnt. In ihrer Erklärung zur Übergabe des Baues an die Stadt hatten die beiden Architekten es so formuliert, dass „ein Museum, das sich mit der Geschichte der Stadt befasst, selbst Beispiel dafür sein soll, wie die Stadt an dieser Stelle ohne Bruch weitergebaut werden könnte“.  Am Ende hat die Stadt für dieses neue Paradegebäude 54 Millionen Euro ausgegeben. Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) nannte es einen „Meilenstein“, der mit seinem Bezug auf die neue Altstadt „ein großer Wurf“ geworden sei. Und für Frankfurts Kulturdezernentin Ina Hartwig ist es „ein Glücksfall“, dass der Neubau des Historischen Museums „an diesem geschichtsträchtigen Ort im Zentrum Frankfurts gebaut“ worden  sei.

Am kommenden Samstag und Sonntag können die Frankfurter ihr neues „Historisches“ schon einmal beschnuppern. Bei freiem Eintritt wird ein Festprogramm mit Sonderführungen, Musik- und Theater geboten. Allerdings beginnen danach erst die Arbeiten mit den 3000 Objekten, die in dem  Neubau zum neuen Historischen  Museum zusammengestellt werden. Wenn die Präsentation komplett fertig ist, hat Jan Gerchow für die Eröffnung eine weitere „große Party“ für Anfang Oktober angekündigt.