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Letzte Aktualisierung: 16.04.2024

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Frankfurt liest ein Buch: 14. Lesefest beginnt am 24. April

von Ilse Romahn

(23.03.2023) Im Hotel Villa Orange hat am 21. März die Pressekonferenz zum 14. Lesefest rund um Deniz Ohdes Roman „Streulicht“ stattgefunden. Das Lesefest geht von Montag, 24. April, bis Sonntag, 7. Mai.

Bildergalerie
Porträt Deniz Ohde
Foto: Suhrkamp Verlag, Foto: Heike Steinweg
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Buchcover „Streulicht
Foto: Suhrkamp Verlag
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Neben der ersten Vorsitzenden des Vereins, Sabine Baumann, und Silke Haug als zweite Vorsitzende sprachen Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft, und Julia Cloot vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain und Kuratorin sowie stellvertretende Geschäftsführerin. Im Anschluss wies Lothar Ruske, Programmplaner des Lesefestes, auf einige Programmhighlights hin.
 
Im Mittelpunkt des 14. Lesefestes steht vom 24. April bis 7. Mai der Roman „Streulicht“ von Deniz Ohde aus dem Suhrkamp Verlag. In ihrem gefeierten Debütroman erkundet Deniz Ohde die Sollbruchstellen im Leben der Erzählerin und erzählt von den Zuschreibungen und Erwartungen an sie als Arbeiterkind, der Kluft zwischen Bildungsversprechen und erfahrener Ungleichheit und dem Versuch, sich von der verinnerlichten Abwertung zu befreien. Industrieschnee markiert die Grenzen des Orts, eine feine Säure liegt in der Luft, und hinter der Werksbrücke rauschen die Fertigungshallen, wo der Vater tagein, tagaus Aluminiumbleche beizt. Hier ist die Ich-Erzählerin aufgewachsen, hierher kommt sie zurück, als ihre Kindheitsfreunde heiraten. Und während sie die alten Wege geht, erinnert sie sich: an den Vater und den erblindeten Großvater, die kaum sprachen, die keine Veränderungen wollten und nichts wegwerfen konnten, bis der Hausrat aus allen Schränken quoll. An die Mutter, deren Freiheitsdrang in der Enge einer westdeutschen Arbeiterwohnung erstickte, ehe sie in einem kurzen Aufbegehren die Koffer packte und die Tochter beim trinkenden Vater ließ. An den frühen Schulabbruch und die Anstrengung, im zweiten Anlauf Versäumtes nachzuholen, an die Scham und die Angst – zuerst davor, nicht zu bestehen, dann davor, als Aufsteigerin auf ihren Platz zurückverwiesen zu werden.
 
Die Autorin Deniz Ohde, geboren 1988 in Frankfurt am Main, studierte Germanistik in Leipzig, wo sie heute auch lebt. Für ihren Debütroman Streulicht, der auf der Shortlist des Deutschen Buchpreis stand, wurde sie mit dem Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung und dem aspekte-Literaturpreis 2020 ausgezeichnet. (ffm)