Letzte Aktualisierung: 21.03.2025
Frankfurt etabliert Nachtrat
von Ilse Romahn
(30.08.2024) Zur Stärkung der Nachtkultur und der Nachtökonomie führt die Stadt Frankfurt einen mehrköpfigen Nachtrat ein. Damit setzt das Dezernat für Wirtschaft, Recht und Stadtmarketing das im Koalitionsvertrag vereinbarte Vorhaben um.
„Als moderne Metropole hat die Stadt den Anspruch, kulturelle Aktivitäten und Dienstleistungen tagsüber sowie bis in die späten Abendstunden hinein verfügbar zu machen und Lebensqualität auch nach 22 Uhr zu schaffen“, erläutert Wirtschaftsdezernentin Stephanie Wüst und ergänzt: „In den vergangenen Jahren – auch bedingt durch die Pandemie – hat sich das kulturelle Angebot Frankfurts insbesondere im Bereich der Nachtökonomie sukzessive ausgedünnt. Strukturelle Defizite machen sich in zunehmend vielen Feldern bemerkbar. So hat die Verdrängung von Clubs nicht nur die Musikszene geschwächt, sondern auch zu einem Mangel an Veranstaltungsflächen beigetragen. Gleichzeitig wurden öffentliche Orte zu Treffpunkten, die Anwohner und Stadt vor Herausforderungen bei Müll-, Lärmschutz- und Sicherheitskonzepten stellen. Hier setzt der Nachtrat als Netzwerk an. Er ist Schnittstelle zwischen Stadtverwaltung und den Akteuren der Nachtökonomie sowie den Anwohnerinnen und Anwohnern.“
Als politisch unabhängiges Gremium arbeitet der Nachtrat ehrenamtlich. Er setzt sich zusammen aus Vertreterinnen und Vertretern der Stadtverwaltung sowie Multiplikatoren aus verschiedenen Branchen, darunter Gastronomie, Hotellerie, Clubszene, Veranstaltern, Jugend und Kultur. Seine Ziele sind, sich für eine lebenswerte und attraktive Stadt einzusetzen, die vielfältige Nachtkultur und die Potenziale der Nachtökonomie zu fördern. Zudem sind Pilotprojekte und Kampagnen vorgesehen.
Derzeit bilden 13 Personen den Frankfurter Nachtrat. Ursprünglich war laut Koalitionsvertrag für dieses Amt ein Nachtbürgermeister oder eine Nachtbürgermeisterin vorgesehen. Für Wüst, die mit ihrem Dezernat Verantwortung für das Thema übernommen hat, ist ein mehrköpfiges Team nur sinnvoll: „Mir war es wichtig, viele verschiedene Frankfurter Akteure zu diesem Thema zu hören und deren Meinung und Erfahrungswerte einzuholen. Dabei wurde klar, dass Frankfurt in seiner Angebotsstruktur sehr vielfältig und vielschichtig ist: Gastronomie, Sport, Kultur, Live-Musik, Konzerte, Hotellerie, Jugend – all das umfasst so viele Herausforderungen und Themen, dass wir in der Lösung eher ein Gremium sahen als eine einzige Person. In einem mehrköpfigen Nachtrat kann jedes Mitglied mit seiner speziellen Expertise bestimmte Schwerpunkte abdecken und als kompetentes Bindeglied zwischen den Akteuren und der Stadtverwaltung fungieren.“
In seiner Struktur ist jedes Mitglied für einen Kompetenzbereich zuständig. „Der Nachtrat soll Impulse in die Stadt hineinbringen und Ideen liefern, um die Nachtkultur und Nachtökonomie zu stärken“, sagt Wüst und fährt fort: „Zudem erhoffe ich mir, dass er in seiner Funktion von allen relevanten Akteuren, und ganz wichtig, von den Bürgerinnen und Bürgern, wahrgenommen wird.“ Angesiedelt ist der Nachtrat bei der Stabsstelle Stadtmarketing, für die Eduard M. Singer verantwortlich zeichnet. „Unsere Stabsstelle wird eine wichtige Brücke zum Nachtrat sein. Konkret bedeutet dies, dass sie als Geschäftsstelle Koordinations- und Organisationsaufgaben übernehmen wird. Zudem fungiert die Stabsstelle als Bindeglied zur Stadtverwaltung. Wir sorgen dafür, dass die Anliegen, Impulse, konkreten Ideen und Empfehlungen des Nachtrats in die zuständigen Gremien und Abteilungen der Stadtverwaltung getragen werden. Gleichzeitig bringen wir relevante Informationen, Pläne und Entscheidungen der Stadtverwaltung zurück in den Nachtrat“, erläutert Singer. Er betont: „Der Nachtrat ist keine Beschwerdestelle, er ist kein dauernder Konfliktlöser. Er hilft, berät und unterstützt.“
Pilotprojekte und Kampagnen
Zunächst konzentriere sich das Gremium auf Pilotprojekte und Kampagnen. „Hier sind verschiedene Ideen denkbar, zum Beispiel als Event die ‚Frankfurter Nächte‘.“ Als Basis dafür will der Nachtrat zusammen mit der IHK und der Tourismus+Congress GmbH Frankfurt (TCF) die Erweiterung der bestehenden Studie aus dem Jahr 2013 – Wirtschaftsfaktor Tourismus in Frankfurt – um Aspekte der Nachökonomie anstoßen. „Mit neuen Daten können wir langfristig Standards festlegen und gezielt Projekte entwickeln, die die Nachtökonomie und Nachtkultur fördern“, erklärt Singer. Die Umsetzung der Studie ist für Anfang 2025 geplant.
Auch die Bürgerinnen und Bürger wird der Nachtrat aktiv einbeziehen. „Entweder laden wir mehrmals im Jahr zu einer öffentlichen Sitzung oder wir führen eine Bürgerfragestunde ein. Ebenfalls denkbar ist es, die Bürgerschaft konkret zur Anhörung von bestimmten Themen und Projekten einzubinden“, sagt Singer.
Zudem will der Nachtrat projektbezogen weitere Expertinnen und Experten hinzuziehen, zum Beispiel aus Handel, Sicherheit, Wirtschaft, Vereinen und Institutionen. „Wir sind gut vernetzt und können themenspezifisch Gäste hinzuladen. Uns ist es wichtig, handlungsfähig und offen zu sein“, erläutert Singer.
Für den Nachtrat sind für das Jahr 2024 insgesamt 68.000 Euro aus dem Haushalt bereitgestellt. (ffm)