Letzte Aktualisierung: 02.06.2023
Frankfurt begrüßt zahlreiche Ehrengäste zum Jubiläum der „Wiege der Demokratie“
Viertägiges Fest für Bürgerinnen und Bürger eröffnet
von Ilse Romahn
(19.05.2023) Vor exakt 175 Jahren trat in der Paulskirche das erste frei gewählte gesamtdeutsche Parlament zusammen. Die Stadt hat daher am Donnerstag, 18. Mai, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Vertreterinnen und Vertreter der Verfassungsorgane des Bundes und des Landes Hessen und weitere Gäste an dem historischen Ort empfangen.
Oberbürgermeister Mike Josef begrüßte als Hausherr der „Wiege der deutschen Demokratie“ die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Namen der Stadt. Frankfurt begeht die Feierlichkeiten zu dem Jubiläum mit einem viertägigen Fest, dessen Schirmherr ebenfalls Bundespräsident Steinmeier ist.
Neben dem Staatsoberhaupt gehörten zu den Gästen Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, Bundesinnenministerin Nancy Faeser sowie der Präsident des Bundesverfassungsgerichtes, Stephan Harbarth. Ebenfalls gekommen waren Landtagspräsidentin Astrid Wallmann, der hessische Ministerpräsident Boris Rhein sowie weitere Repräsentanten des Landes. Die Stadt Frankfurt war neben Oberbürgermeister Josef durch Stadtverordnetenvorsteherin Hilime Arslaner und Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg vertreten. An dem Festakt nahmen rund 600 Gäste teil.
Bundespräsident Steinmeier sagte: „1848 ist ein entscheidendes Jahr – und es muss in unserer Erinnerung lebendig bleiben. Märzrevolution und Paulskirche sind große und folgenreiche Ereignisse der deutschen Freiheits- und Demokratiegeschichte. Wir haben allen Grund, das zu feiern – auch als Zeichen gegen die Verächter unserer parlamentarischen Demokratie.“
Ministerpräsident Rhein führte aus: „Jede gesellschaftliche Entwicklung braucht Menschen, die für ihre Überzeugungen auch gegen Widerstände einstehen. Daran erinnert uns der mutige Kampf der Nationalversammlung und der visionären Frauen und Männer dieser Zeit. Der 18. Mai ist ein Festtag der Demokratie und des Parlamentarismus, der mit dem Paulskirchenfest einen würdigen Rahmen findet.“
„Wir freuen uns und sind sehr stolz, mit der Paulskirche einen Ort zu haben, der für Grundrechte und Demokratie steht“, betonte Oberbürgermeister Josef.
Zu den weiteren Programmpunkten in der Paulskirche gehörte ein moderiertes Podiumsgespräch, an dem Bundestagspräsidentin Bas, Landtagspräsidentin Wallmann und Stadtverordnetenvorsteherin Arslaner als Repräsentantinnen von Parlamenten unterschiedlicher Mitbestimmungsebenen teilnahmen. Historische Redeauszüge von 1848 ließen für die Gäste die Debatten der damaligen Nationalversammlung noch einmal lebendig werden.
Gemeinsame Eröffnung des Paulskirchenfestes
Frankfurt feiert das Jubiläum der Paulskirchenversammlung mit einem großen Bürgerfest mit Angeboten in unterschiedlichen Teilen der Stadt. Bundespräsident Steinmeier, Innenministerin Faeser und Oberbürgermeister Josef eröffneten auf dem Römerberg die mehrtägigen Feierlichkeiten. Zu dem Programm gehören etwa Mitmachangebote, kulturelle Inszenierungen, Führungen und politische Diskussionen.
Der Bundespräsident sagte: „Ich wünsche mir, dass dieser Ort, die Paulskirche, noch stärker als bisher zu einem lebendigen Erinnerungs- und Lernort für die Demokratie wird. Ein Ort, der zusammen mit einem künftigen Haus der Demokratie, dreierlei leistet: Erinnerung, Bildung und demokratische Debatte.“
Innenministerin Faeser betonte: „Ich wünsche mir, dass auch heute wieder von Frankfurt ein belebender Impuls für das demokratische Bewusstsein im ganzen Land ausgeht. Denn Freiheit und Vielfalt kommen nicht von allein und sie bleiben auch nicht von allein. Wir müssen unsere Demokratie und unsere Werte schützen.“
Oberbürgermeister Josef betonte: „Wir werden auf dieser Tradition aufbauen und an der Stärkung von Demokratie, Menschenrechten und soziale Teilhabe weiterhin arbeiten. Die vielen Angebote anlässlich des 175-jährigen Jubiläums der Nationalversammlung zeigen einiges davon.“
Der Bundespräsident und der Oberbürgermeister machten sich während eines Rundganges ein persönliches Bild von dem Paulskirchenfest und nutzten die Gelegenheit zum Gespräch mit Besucherinnen und Besuchern.
Die Paulskirche als „Wiege der Demokratie“
Am 18. Mai 1848 versammelten sich in der Paulskirche die Mitglieder des ersten gesamtdeutschen Parlaments, um über eine freiheitliche Verfassung und die Bildung eines deutschen Nationalstaats zu beraten. Sie gilt daher als „Wiege der deutschen Demokratie“, symbolisiert sie doch wie kein anderer Ort die Tradition einer freiheitlichen Verfassung und universaler Menschenrechte der gemeinsamen Nation. Der damals verabschiedete Entwurf hat mit seinem Grundrechtskatalog die Weimarer Reichsverfassung und das Grundgesetz der Bundesrepublik geprägt.
Die Nationalversammlung bestand aus rund 800 gewählten Abgeordneten aus verschiedenen Teilen des deutschen Sprachraums. Sie repräsentierten unterschiedliche politische Strömungen, darunter Liberale, Demokraten und Konservative. Das Parlament tagte bis 1849 und wurde während der Märzrevolution im Vorjahr einberufen.
Die Paulskirche bietet sich vor diesem Hintergrund als Ort zur Vermittlung demokratischer Grundwerte an. Daher soll in unmittelbarer Nähe des historischen Baus ein Haus der Demokratie als Ort für Kommunikation und historisch-politische Bildung entstehen. (ffm)