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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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Filmreihe „Von hier. Filme als Archive der Migrationsgesellschaft“ startet

von Ilse Romahn

(13.09.2021) Das 60-jährige Jubiläum des Anwerbeabkommens zwischen der Türkei und der Bundesrepublik Deutschland nimmt das DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum zum Anlass, bis 28. September Filme zu zeigen, die in der bisherigeren Erzählung „deutscher Filmgeschichte“ marginalisiert wurden, weil ihre Autoren nicht „von hier“ waren.

„They call it love“ von King Ampaw
Foto: King Ampaw
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Filme wie Kenan Ormanlars „Gastarbeiter aus der Türkei“, King Ampaws „They call it love“, Bogdan Žižićs in Frankfurt gedrehte Werke „Nicht hinauslehnen“ und „Gastarbeiter“ sowie „Empfänger unbekannt“ von Sohrab Shahid Saless stellen Klischeebilder von Fremde und Zugehörigkeit ebenso infrage wie etablierte Kategorisierungen deutscher Filmgeschichte. Zu den Wiederentdeckungen der Filmreihe gehört der Kurzfilm „Black is black“ von King Ampaw, einer der ersten Filme, die ein Afroamerikaner in Deutschland gedreht hat. Die Kurzfilme „Antrag“ und „Hausordnung“ von Želimir Žilnik galten lange Zeit als verschollen und werden erstmalig zusammen mit anderen Kurzfilmen des Regisseurs gezeigt.
 
Die Fragestellung der Reihe reicht jedoch weit über eine Werkschau hinaus. Die Diskussionsveranstaltungen reflektieren auch die bisherige (film)archivarische Praxis. „Das Programm wirft viele wichtige und dringliche Fragen auf“, erklärt Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Ina Hartwig: „Wenn Filme als ‚vergessen‘ gelten, dann muss man auch danach fragen, von wem sie eigentlich vergessen wurden und konsequenterweise auch danach, von wem vielleicht nicht? Was gehört zur ‚deutschen‘ Geschichte und wer legt dies fest? Wieso sind ‚migrantische‘ Erinnerungen auch heute noch seltener Teil des kollektiven Gedächtnisses? Wie können sich Archive und Museen öffnen und ihre Arbeit neu denken?“ Diese und weitere Fragen werden in der Podiumsdiskussion „Kino, Geschichte und Archive der Migrationsgesellschaft“ am Samstag, 18. September, um 15.30 Uhr diskutiert.
 
Kuratiert wurde die Reihe in Zusammenarbeit mit dem Gastkurator Tobias Hering, der bereits seit einigen Jahren mit seinen Filmreihen Lücken in der Filmgeschichtsschreibung aufzeigt, zuletzt mit einer Reihe in Berlin zu Vertragsarbeit und Internationalismus in der DDR. (ffm)