Letzte Aktualisierung: 19.04.2024
FAUST I FAUST II und die linke Seite
von Helmut Poppe
(03.07.2020) Wie hätten Sie’s gerne beim Wein – 'nachhaltig' oder 'Bio'? Bericht aus unserer schönen Region.
Kenner behaupten, dass der Wein im Rheingau um eine Stufe herber in den Angaben und letztendlich bei der Verköstigung ausfällt als sein Gegenüber auf der anderen Seite des Stromes. Wie dem auch sei. Bei einer kurzen Exploration verschiedener Lagen und Anbieter stießen wir auf drei Anbieter ganz in der Nähe. Es lohnt sich diese zu besuchen und deren Angebote auszuprobieren.
FAUST I findet man im schönen Martinsthal, nahe Eltville.
Eigentlich auf der Suche nach einem Winzer, den wir über ‚Ecken‘ in Polen kennen gelernt haben. Denn dort – wer mag es glauben – wird mittlerweile selbst in der Nähe der Ostsee Wein – und zwar durchaus trinkbarer – angebaut. Zurück zu Nummer I, Christian lautet der Vorname des Weingut – und Ferienhäuserbesitzers, hier wird Wert gelegt auf Nachhaltigkeit statt Bio. Ein besonderer Service lautet: „Auf Wunsch gestalten wir Ihnen Ihren Sekt- oder Weinempfang, im Umkreis von 50 km, ab 50 Personen. Für Ihren Geburtstag, Ihre Hochzeit oder Ihr Firmenjubiläum leihen wir gerne Wein- und Sektgläser. …“ Gute Idee, diesen Vorschlag sollte man sich merken.
Zwei Ecken weiter im Ort sind der Polen-Pionier und sein Vater in einem fast gleichnamigen Gut zu finden. Deren Weine nennen sich – wie soll es auch anders sein „Mephisto“, „Faust“ oder auch „Wildsau“. Als überzeugte Bio-Winzer produzieren Sie Weine von teuflisch trocken bis himmlisch süß. Die Einflüsse von Boden und Mikroklima geben ihren Weinen einen unverwechselbaren Charakter. Es sind klare Weine mit einer feinfruchtigen Aromatik, gepaart mit frischer Säure und prägender Mineralität. Der erhöhte Aufwand für die Bio-Kultur drückt sich auch im Preis aus. Sie liegen je nach Sorte und Lage in etwa um einige Euro höher als die Weine der Mitanbieter, die mit herkömmlichen Methoden arbeiten. Hier darf man sich ruhig die Frage stellen, ähnlich wie beim Fleisch, ob generell die Kosten für Wein schlichtweg zu niedrig angesetzt sind. Qualität soll und darf sich in den Preisen ausdrücken.
Kennen lernen kann man Faust-Vater, Sohn und deren Produkte übrigens auch in der Domäne Mechthildshausen bei Wiesbaden, wo man allerlei anderes Kulinarisches erwerben kann.
Hier geht es zur bemerkenswert gut gemachten Webseite von Karl-Werner und Frank Faust.
Kupfer und Traktor oder doch eher nachhaltig?
Rasch über den Rhein ins Nachbar-Bundesland und zwar nach Ober-Olm. Einer anderen Philosophie folgen dort die Brüder aus der ‚Generation X“ Holger und Hagen Fleischmann. Sie setzen auf Nachhaltigkeit beim Wein und stellen die Frage nach deutlich erhöhtem Aufwand der vielen Treckerdurchfahrten zur Entfernung des Boden-Wildwuchses und nach hohem Kupfer Einsatz zur Vernichtung von ‚Unkraut‘ . Irgendwie werden sich vielleicht beide Welten irgendwo und irgendwann treffen. Eines bleibt, alle drei Anbieter bieten exzellente Weine mit Genussgarantie. Dies aus unserer Region, die es sich lohnt erst recht zu jetzigen zeiten tiefer kennen zu lernen. Einen Einblick ins Angebot bietet auch hier eine wirklich gut gemachter Internetauftritt, der es auch erlaubt online zu bestellen. Besonders gut haben uns gefallen der 2019er Riesling zu einem wirklich fairen Preis und der Gewürztraminer, den auch als Sekt. Hier bestätigt sich auch die eingangs gestellte Behauptung nach den gefällig wirkenden Noten mit weniger Säureeindruck linksrheinsicher Lagen. Es mag ein Zufall sein. Die Roten Eckerts sind auf jeden Fall auch eine Beachtung wert. Dementsprechend kamen wir mit einem gut gefüllten Wagen zurück. Wir werden uns ihm sehr bald etwas intensiver zuwenden - aber im Maßen.