Letzte Aktualisierung: 20.09.2024
Fachgespräch zum Thema Transdisziplinarität
von Ilse Romahn
(30.08.2024) Wie kann Transdisziplinarität stärker in die Arbeit integriert werden, und was ist der Gewinn für die Menschen in der Stadt? Diese und weitere Fragen wurden am Mittwoch, 28. August, im Museum Angewandte Kunst mit rund 120 Anwesenden diskutiert. Aber was bedeutet der sperrige Begriff Transdisziplinarität überhaupt – und warum ist es wichtig, darüber zu sprechen?
Die Veranstaltung war ein Fachgespräch im Zuge des ESF-Plus-Programms Bildungskommune der Stadt Frankfurt und fand in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Erziehungswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt statt. In der ersten Runde der Veranstaltungsreihe der Fachgespräche diskutierte Bildungs- und Baudezernentin Sylvia Weber mit verschiedenen Teilnehmerinnen und Teilnehmern über berufliche Bildung.
Beim zweiten Fachgespräch mit dem Titel „Frankfurter Bildungslandschaft transdisziplinär gestalten“ stand das Thema der Transdisziplinarität im Mittelpunkt. Gemeint ist damit ein einfaches Prinzip, das bereits an vielen Stellen gelebt wird: Unterschiedliches Wissen aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, Verwaltung und auch Zivilgesellschaft zusammenzubringen. Durch übergreifendes Zusammenwirken und Zusammendenken können komplexe Probleme dann besser verstanden und effizientere Antworten gefunden werden.
Transdisziplinäres Handeln kann somit die Bildungslandschaft verbessern, da mit einem gemeinsamen Erfahrungswissen die Stärken und Schwächen der kommunalen Bildungsangebote ermittelt und gezielt gestärkt werden können. „Wir haben so viele engagierte Menschen in unserer Bildungslandschaft, die ganz unterschiedliche Fachgebiete und Funktionen haben. Es wäre fatal, dieses Wissen, die Erfahrungen und Kenntnisse nicht einzubeziehen. Diesen Schatz müssen wir für die Gestaltung der Frankfurter Bildungslandschaft nutzen. Mit transdisziplinärer Zusammenarbeit schaffen wir Grundlagen für positive Bildungszugänge und Bildungsverläufe für die in Frankfurt lebenden Menschen“, sagte Weber.
Wolfgang Meseth, Professor am Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft an der Goethe-Universität, war als Redner eingeladen. Er sagte: „Transdisziplinarität beschreibt den Anspruch, unterschiedliche Erfahrungen, Wissensformen und Perspektiven aus Wissenschaft, Politik, Verwaltung, pädagogischer Praxis und Zivilgesellschaft zur Bearbeitung einer gesellschaftlichen Herausforderung zu integrieren. Wesentlicher Mehrwert der transdisziplinären Zusammenarbeit ist die genaue, insbesondere sozialräumliche Bedarfs-, Bedürfnis- und Problemermittlung des lokalen Bildungsangebotes. Wo soll eine neue Schule gebaut werden, wo bedarf es weiterer Kita-Plätze? Wie lässt sich der Übergang von Schule verbessen, sind außerschulische Angebote in einem Stadtteil hinreichend vorhanden, sind sie den Jugendlichen und Eltern bekannt und wie können solche Angebote gezielt gefördert werden? Solche Entwicklungsaufgaben gilt es zu identifizieren und in einen transdisziplinären Klärungsprozess zu bringen. Ein solcher Prozess gelingt dann aber nicht von selbst. Die Perspektiven müssen koordiniert und bewertet werden, das birgt Konfliktstoff, aber auch die Chance auf kreative Impulse und neue Perspektiven. Wichtig für das Gelingen sind klare Verfahrens-, Entscheidungs- und Dokumentationsprozesse sowie die Klärung von Zuständigkeiten in diesen Prozessen.“
Auf dem Podium diskutierten Weber und Meseth zudem mit Frank Dievernich, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Polytechnische Gesellschaft, Carola Schlögl-Ngum, Studierende mit Schwerpunkt Bildung für nachhaltige Entwicklung an der Goethe-Universität, und Rebekka Rammé, die sich ehrenamtlich für Kinder und Jugendliche einsetzt.
Die Podiumsteilnehmer sprachen darüber, wie mehr unterschiedliche Menschen für Beteiligungsprozesse gewonnen werden können. Zudem ging es um gewachsene Anforderungen an Kommunen und Bildungseinrichtungen. „Wir müssen diesen Anforderungen durch eine bessere und effizientere Zusammenarbeit begegnen. Das erwartet auch die Stadtgesellschaft von ihrer Verwaltung. Bisher werden in der transdisziplinären Zusammenarbeit zivilgesellschaftliche Organisationen, Bürger und Unternehmen zu wenig einbezogen. Hier können wir noch besser werden. Denn Transdisziplinarität erlaubt es, Probleme aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Das führt zu innovativeren und nachhaltigeren Lösungen“, sagte Stadträtin Weber.
In der Veranstaltungsreihe im Programm „Bildungskommune“ folgen weitere Fachgespräche zum Thema „Inklusion“ am Montag, 11. November, in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit und „Datenbasiertes kommunales Bildungsmanagement und Ökonomie“ am 14. Januar 2025. (ffm)