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Für mehr Gesundheitskompetenz in Frankfurt

Zehn Jahre KoGi-Lotsinnen und -Lotsen, zehn Jahre Gesundheitsförderung und Prävention vor Ort: Im Jahr 2013 wurden die ersten Frankfurter Gesundheitslotsinnen und -lotsen ausgebildet. Seither beraten sie die Menschen in Frankfurts Stadtteilen über Gesundheitsthemen von A wie Alterserkrankungen bis Z wie Zahngesundheit.
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Gesundheitsdezernentin Elke Voitl mit KoGi-Lotsinnen und -Lotsen vor dem Gesundheitsamt
Foto: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Bernd Kammerer

„Unsere Frankfurter Gesundheitslotsinnen und -losten leisten tolle Arbeit“, sagt Sozial- und Gesundheitsdezernentin Elke Voitl. „Mit ihren Besuchen in Stadtteilzentren, Vereinen oder Familienbildungsstätten helfen sie, die Gesundheit direkt dort zu fördern, wo es einen Bedarf gibt. Sie beraten kultursensibel, beantworten Fragen, klären auf, nehmen Ängste und vor allen Dingen nehmen sie sich Zeit, um den Menschen zuzuhören.“ Dr. Peter Tinnemann, Leiter des Gesundheitsamts, ergänzt: „Die KoGi-Lotsinnen und -Lotsen leisten enorm wichtige Präventionsarbeit: Mit ihrer Unterstützung gelingt es uns, die Menschen in allen Teilen der Stadt zu erreichen, insbesondere auch diejenigen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Zu erleben, wie wissbegierig sie die Inhalte ihrer Ausbildung aufnehmen und wie engagiert sie ihr Wissen weitergeben, ist eine große Bereicherung für unsere tägliche Arbeit.“
 
Ziel des Projekts „Kommunale Gesundheitsinitiativen interkulturell“, kurz KoGi, ist es, Gesundheitsaufklärung anzubieten sowie die gegenseitige kulturelle Öffnung und die Gesundheitskompetenz vulnerabler Gruppen zu fördern. Bislang wurden rund 100 ehrenamtliche Gesundheitslotsinnen und -lotsen im generalistischen Bereich sowie 62 Elementarlotsinnen und -lotsen ausgebildet. Insgesamt beraten derzeit rund 80 KoGis in 35 Sprachen, etwa Türkisch, Persisch, Ukrainisch oder auch Japanisch zu Themen der Gesundheitskompetenz. Diejenigen mit der generalistischen Ausbildung besuchen auch Menschen, die in Gemeinschaftsunterkünften leben.

KoGi ist ein Gemeinschaftsprojekt des Gesundheitsamts Frankfurt und des Vereins Kinder im Zentrum Gallus – Mehrgenerationenhaus Gallus. Hier berichtet Dr. Manuela Schade, die das Projekt aus dem Gesundheitsamt heraus leitet und koordiniert, wie sich das Projekt entwickelt hat, warum das Angebot so wichtig ist und welche Pläne es für die Zukunft gibt.
 
Welche Bedeutung haben die KoGi-Lotsinnen und -Lotsen für die Frankfurterinnen und Frankfurter?
DR. MANUELA SCHADE: Unsere KoGis sind eine ganz wichtige Institution, um die Gesundheitskompetenz der Menschen in den Stadtteilen zu stärken. Das Angebot richtet sich besonders an die Menschen, die benachteiligt sind, sei es, weil sie von Armut betroffen sind oder nicht gut deutsch sprechen. Für sie ist unser Angebot von besonders großem Wert. Das können wir auch daran ablesen, wie gut es angenommen wird: Dieses Jahr gab es rund 100 Veranstaltungen der Gesundheitslotsinnen und -lotsen und nochmal so viele der Elementarlotsinnen und -lotsen. Der nächste Lehrgang im Elementarbereich startet übrigens im Januar. Wer sich bewerben möchte, ist herzlich dazu aufgerufen, sich mit einem Motivationsschreiben und seinem Lebenslauf per E-Mail an kogi@kiz-gallus.org zu bewerben.
 
Wie hat sich das Angebot über die Jahre entwickelt?
SCHADE: Die KoGi-Initiative wurde 2007 in unserem Amt von Dr. Hans Wolter ins Leben gerufen, 2013 fand der erste KoGi-Lehrgang statt, seit 2020 ist der Verein Kinder im Zentrum Gallus – Mehrgenerationenhaus Gallus unser Partner. Zusammen erarbeiten wir partizipativ die Inhalte der Ausbildung, die Schulungen übernehmen Kolleginnen und Kollegen aus den verschiedenen Abteilungen des Gesundheitsamtes und auch externe Kooperationspartner. 2021 haben wir den ersten Jahrgang Elementarlotsinnen und -lotsen ausgebildet. Dieser Bereich wird mit Mitteln der gesetzlichen Krankenkassen des GKV-Bündnisses im Rahmen des Präventionsgesetzes bis Mitte 2024 gefördert. Sie informieren über Themen, die speziell auf den Bedarf von Eltern mit Kindern im Krippen-, Kindergarten-, oder Grundschulalter zugeschnitten sind. Dieses Jahr haben wir auch bei den generalistisch ausgebildeten Lotsinnen und Lotsen ein detailliertes Curriculum mit Lernzielen für die Schulung ausgearbeitet sowie Inhalte und Gestaltung der Präsentationen auf das gleiche Qualitätsniveau gebracht.
 
Bei den Treffen des Gesundheitsbeirats für Frankfurt kam die Idee auf, mittels digitaler Formate die Gesundheitskompetenz der Frankfurterinnen und Frankfurter zu stärken. Demnächst wird eine KoGi-Videoserie erscheinen – wer soll damit erreicht werden?
SCHADE: So viele Menschen wie möglich. Wir haben einen großen Pool von Gesundheitslotsinnen und -lotsen, aber natürlich können sie nicht überall gleichzeitig beraten. Mit den Videos erreichen wir die Frankfurterinnen und Frankfurter niedrigschwellig und jederzeit und informieren sie auf Augenhöhe beispielsweise über Medienkompetenz, Zahngesundheit oder Ernährung. Mit den Videos machen wir auch darauf aufmerksam, dass es das KoGi-Angebot überhaupt gibt. Für die Serie haben wir gemeinsam mit der Kommunikation des Gesundheitsamtes Lotsinnen und Lotsen gecastet, die Clips entstehen auch in der Kommunikation.
 
Welche Pläne gibt es für die Zukunft?
SCHADE: Ganz konkrete: Kommendes Jahr wollen wir Klimalotsinnen und -lotsen und Klimeinsam-Buddys ausbilden. Damit tragen wir den immer heißer werdenden Sommern Rechnung. Die Klimeinsam-Buddys sollen während Hitzeperioden alleinstehende, ältere oder sozial isolierte Menschen regelmäßig besuchen und nachsehen, ob es ihnen gut geht. Zusätzlich sollen sie auch Anregungen geben, wie die Besuchten ihr Wohnumfeld der Hitze anpassen können. Auch Aspekte von Einsamkeit werden angesprochen, ebenso zeigen die Buddys den Menschen Optionen für soziale Teilhabe auf. Damit schützen wir die Menschen vor Hitze und tun gleichzeitig etwas gegen Einsamkeit. Das Angebot der Klimalotsinnen und -lotsen richtet sich mit Informationen zu Hitzeschutz aber auch zu Wetterereignissen wie Starkregen oder Sturm sowie klimabezogenen Inhalten an Gruppen in ihren jeweiligen Lebenswelten. Das neue Curriculum für die Schulungen soll Anfang nächsten Jahres in einer Arbeitsgruppe partizipativ erarbeitet werden.
 
Was wünschen Sie den KoGis?
SCHADE: Die Gesundheit von benachteiligten Menschen zu fördern und Chancengleichheit herzustellen, ist eine Investition in die Zukunft. Darum wünsche ich mir für das KoGi-Projekt, dass es eine fest verankerte Institution in Frankfurt wird. (ffm)