Extremismus in Schulbüchern
Geschichts- und Sozialkundebücher aller 16 Bundesländer wurden daraufhin analysiert, ob Extremismus vorhanden ist, welche Formen präsentiert werden und was problematisch ist und verbessert werden könnte. Die entstandene Publikation „Preventing Violent Extremism through Education (PVE-E)“ von Dr. Eleni Christodoulou und Dr. Simona Szakács, Wissenschaftlerinnen am GEI, ist als Open-Access-Veröffentlichung verfügbar.
Der Bildungsbereich spielt bezüglich der Prävention von extremistischer Gewalt eine wichtige Rolle. Insbesondere Lehrpläne und Schulbücher können Inhalte, Ziele und Methoden umfassen, die spezifisch dafür entwickelt wurden, das Aufkommen von Extremismus zu verhindern, der zu Gewalt führen kann. Darstellungen von gewalttätigem Extremismus kommen am häufigsten dort vor, wo die Rede von „Terrorismus“ oder von „Extremismus“ in ihren unterschiedlichen Kontexten ist.
Die Behandlung des Themas in den Schulbüchern erfolgt daher in zwei „Begriffswelten“. Die Wissenschaftlerinnen des GEI fanden heraus, dass das Thema „Terrorismus“ überwiegend international verortet und nur sporadisch auf Deutschland bezogen wird. Auf der inhaltlichen Ebene steht die Bedrohung der globalen Sicherheit, manchmal auch der inneren Sicherheit im Zentrum; die Erörterung selbst ist für die Schülerinnen und Schüler oft zu abstrakt und von ihrer Alltagswirklichkeit abgehoben.
„Unter den verschiedenen Formen wird am häufigsten der islamistische Terrorismus angesprochen, dessen Komplexität und interne Differenzierung sowie die umstrittenen Begrifflichkeiten jedoch weder diskutiert noch problematisiert werden“, erläutert Dr. Eleni Christodoulou. „Wir haben festgestellt, dass Extremismus ausnahmslos als eine Bedrohung der inneren demokratischen Ordnung angesehen wird. Dabei werden häufig Verbindungen zwischen Geschichte und Gegenwart hergestellt und das Thema mit Blick auf die Relevanz für die Schülerinnen und Schüler aufbereitet. Am häufigsten wird Extremismus in Form von Rechtsextremismus thematisiert. Spezifische Formen wie die Islamfeindlichkeit werden jedoch weitgehend ausgespart“, ergänzt die Autorin.
Darüber hinaus zeigte die Analyse, dass der Ausdruck „Prävention von gewalttätigem Extremismus“ in keinem der ausgewerteten Lehrplandokumente und Schulbücher auftaucht. Es gibt jedoch Inhalte, um die Prävention von gewalttätigem Extremismus durch Bildung voranzubringen. Verschiedenen Formen von Extremismus, die zu Gewalt führen können, z. B. rechtsradikaler, linksextremistischer und islamistischer Extremismus, werden entweder separat oder in Kombination ausführlich thematisiert. Im Fach Geschichte sind die häufigsten PVE-relevanten Inhaltsthemen der Nationalsozialismus, Deutschland im Kalten Krieg und die Welt nach dem Kalten Krieg.
In den Sozialkundefächern sind die Themen mit PVE-E-relevanten Inhalten meist Demokratie, Menschenrechte und die grundlegende Verfassungsordnung, Konfliktlösung sowie Frieden und Sicherheit.
In einigen Fällen eröffnen Lehrpläne und Schulbücher Schülerinnen und Schülern die Gelegenheit, sich aktiv mit den Mitteln der Terrorismusbekämpfung oder mit dem Argumentieren gegen extremistische Sichtweisen zu befassen. Um dies anschaulich zu machen, werden in der Studie Beispiele guter und problematischer Praktiken aus den insgesamt 137 analysierten Schulbüchern vorgestellt.
Eine Zusammenfassung der Untersuchung im Anhang. Die Publikation steht unter Creative-Commons-Lizenz (cc-by-nd) und als Download zu Verfügung:https://repository.gei.de/handle/11428/297 https://zenodo.org/record/1489032
Weitere Informationen zum Projekt:http://www.gei.de/abteilungen/schulbuch-und-gesellschaft/preventing-violent-extremism-through-education-pve-e.html