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Letzte Aktualisierung: 05.12.2024

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Es gibt doch noch Paradiese

Dr. Ina Knobloch lädt ein zum Dschungel-Abenteuer

von Norbert Dörholt

(27.11.2024) Gerade aus dem Dschungel von Costa Rica zurückgekehrt, erzählt die promovierte Biologin, Journalistin und preisgekrönte Filmemacherin am Donnerstag, den 28. November, ab 19.30 Uhr in der Villa Clementine in Wiesbaden von ihren Abenteuern und liest aus ihrem neuen National Geographic Buch „Mein Costa Rica – 40 Jahre im Einsatz für den Dschungel“. Ein multimediales Vergnügen im Rahmen des Filmfestivals Natourale, mit Musik vom Frankfurter Zweierlei.

Bildergalerie
Dr. Ina Knobloch präsentiert in Ihrer zweiten Welt Costa Rica Ihr Buch.
Foto: Privat
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Ja wer schaut denn da so neugierig aus dem Gebüsch?
Foto: Privat
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Ina Knobloch zusammen mit Hannes Jaenicke bei der Arbeit an ihrem Spiegel-Bestseller "Aufschrei der Meere"
Foto: Privat
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Für unsere heimischen Vorgärten wäre dieser Baumriese aus Costa Rica wohl ein wenig mächtig.
Foto: Privat
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Was dem Europäer sein Schoßhündchen ist dem Costa Ricaner sein Äffchen.
Foto: Privat
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Im Anschluss lädt die Autorin gemeinsam mit LaVialla und TropicaVerde zu einem kulinarischen Empfang mit Signierstunde. Karten gibt es direkt bei der Natourale: https://natourale.de/events/lesung-dr-ina-knobloch-mein-costa-rica-40-jahre-im-einsatz-fuer-den-dschungel/

Als Appetithäppchen ein kleiner Auszug aus dem Werk

„Dschungel“ – allein das Wort hat bei mir schon immer Glücksgefühle und Sehnsüchte ausgelöst. In Costa Rica ging mein Traum in Erfüllung, dort bin ich seit vierzig Jahren immer wieder im Einsatz für den Dschungel, für Forschung und Naturschutz, als Vermittlerin zwischen den Welten.

Costa Rica heißt „Reiche Küste“. Der Reichtum des mittelamerikanischen Landes war schon immer die Natur, ein Dschungelparadies mit einer Artenvielfalt, die hierzulande kaum vorstellbar ist, in einem demokratischen Land ohne Militär. Ein Mekka für Biologinnen und Naturliebhaber, ein Paradies für Ornithologen und genau so, wie ich mir als Kind den Dschungel vorgestellt und ersehnt hatte. Ein exotisch, bedrohter Sehnsuchtsort, den ich während meines Studiums entdeckt hatte und der nicht nur mein Herz in Windeseile eroberte, sondern zu meiner Mission wurde, für Natur, Klima und Zukunft der Menschheit. Meine Jugend war eine düstere Zeit voller Zukunftsängste, geprägt von dem Mantra meiner Generation:

„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“

Neben vielen unterhaltend aufbereitenden wissenschaftlichen Fakten lässt die Autorin ihre Leser auch anekdotisch an ihren Abenteuern teilhaben:

"An diesem ersten Abend in Nosara schienen mir alle guten Geister wohlgesonnen und boten ein einzigartiges Naturspektakel. Gebannt und fasziniert starrte ich noch lange nachdem die Sonne längst untergegangen war auf die schillernden rot-orange-Töne am spektakulären Himmel, die sich im immer dunkler werdenden Pazifik spiegelten. Der Mangrovenwald war bald kaum mehr zu erkennen, aber die Grillen zirpten immer lauter, begleitet von anderen, exotischen Urwaldgeräuschen. Ich inhalierte den Dschungel mit allen Sinnen und fühlte mich wie im Paradies. Doch plötzlich war es stockfinster. Das flammende Spektakel am Himmel schien wie mit einem Lichtschalter ausgeknipst, der letzte Funken Helligkeit war abrupt verschwunden. Die Sterne funkelten am Himmel, aber vom erhellenden Mond keine Spur. Kein Wunder bei Neumond. Tropische Nächte ohne Mond sind rabenschwarz. Meine erste Nacht im Dschungel war genauso eine Nacht.

Im gleichen Augenblick übermannte mich die unvermeidliche Müdigkeit nach der langen Reise, was meinen Gastgebern wohl nicht entging. „Zeig Ina doch mal ihr Zimmer“, bat Monika ihren kleinen Sohn Christoph und zeigte dabei in die finstere Nacht auf einen vom Dschungel überwucherten Hügel neben dem Haus. Mir war vorher gar nicht aufgefallen, dass das Haus nur eine große offene Wohnküche barg und keinerlei weitere Zimmer.

Trotzdem war ich mir sicher, dass die beiden mich ein wenig auf den Arm nehmen wollten. Doch noch bevor ich etwas sagen konnte, ergänzte Roland ganz stolz: „Ja, ja, ich habe dir doch erzählt, dass meine beiden Gästezimmer jetzt endlich fertig sind. Da oben hast du ganz deine Ruhe.“

Wortlos starrte ich immer noch in Richtung der schwarzen Wand, bis sich meine Augen etwas an die Dunkelheit gewöhnt hatten und ich schemenhafte Umrisse von riesigen Bäumen erkennen konnte. Der Junge bewegte sich leichtfüßig, wie Mogli durch den Dschungel, leuchtete mir aber wenigstens mit einer Taschenlampe.

Beklommen folgte ich dem Vierjährigen in den düsteren Urwald, während Zikaden und andere nächtliche Urwaldtiere ihr Orchester gerade zu einem Crescendo anstimmten. So schien es mir jedenfalls, während ich stumm den stockfinsteren Urwaldhügel hinauf folgte.

Nach gefühlt endlosen Minuten, die wahrscheinlich nur Sekunden waren, erreichten wir eine Anhöhe, gekrönt von zwei kleinen Bungalows, die sich organisch zwischen Felsen und Urwaldbäume schmiegten. Auf der zum Meer gerichteten Seite trennten einzig Schiebetüren mit Moskito-Gittern den Schlafraum vom Dschungel. Kein Schloss, kein Sichtschutz, direkter Blick vom Bett zu Dschungel, Mangroven und Meer – nach Sonnenaufgang. Freier Blick auch in die andere Richtung. Ich wähnte allerlei glotzende Augen auf mich gerichtet, vom Jaguar bis zum Brüllaffen. Noch während ich mich in dem schlichten, aber eleganten Zimmer umschaute, war Christoph in der Dunkelheit verschwunden. Wenn ich jetzt noch eine Frage gehabt hätte, wäre mir nichts anderes übrig geblieben, als dem dunklen Urwaldpfad zum Haupthaus folgen – nix handy und whatsapp, einfach allein im Dschungel.

Ich beschloss keine Fragen zu haben und duschte ausgiebig. Den kleinen Krebs, der durch den Ausguss gekrabbelt kam, bemerkte ich erst, als ich die Duschwanne sauber machen wollte. Wobei sich der kleine Krabbler mindestens genauso erschreckt hatte wie ich und wieder schnurstracks im Ausguss verschwand. Für einen Moment war ich über die Entfernung zum Haupthaus froh, meinen spitzen Schrei hatten die nächtlichen Urwaldgeräusche wahrscheinlich verschluckt, zumindest sprach mich am nächsten Morgen keiner darauf an.

Trotz Müdigkeit konnte ich nicht gleich einschlafen und dann sah ich sie alle: Meine vielen kleinen Mitbewohner. Hier verschwand eine Spinne hinter dem Spiegel, dort ein Käfer unter einem Bild und da eine Ameise in einer Ritze. Willkommen im Urwald! Ich beschloss, dass ich die Tiere in Ruhe lassen würde und die Tiere mich. Das gleichmäßige Geräusch der entfernten Brandung, das kontinuierlich in mein Ohr drang, gepaart mit dem gleichmäßigen Zirpen der Zikaden entspannte mich ein wenig. Nach einer Weile konnte ich sogar einen silbernen Streifen des Pazifiks sehen, der sich still und heimlich auch in meine Träume schlich.

Aber selbst im Traum wäre ich nicht darauf gekommen, dass ich Jahrzehnte später nur wenige Meter entfernt, in meinem eigenen Baumhaus von dem Dschungelkonzert in den Schlaf gesungen werde."

"Mein Costa Rica – 40 Jahre im Einsatz für den Dschungel" ist eine einzigartige Entdeckungsreise durch Costa Ricas Naturwunder von den 1980er Jahren bis heute, mit Einsätzen im Dschungel, an Feuerbergen, auf Flüssen und in Nationalparks. Die Biologin Ina Knobloch erforschte das Regenwalddach, pflanzte Bäume und schützt Wälder und Meeresschildkröten.

Im Wipfel des Dschungels, mit Blick auf den pazifischen Ozean, hat sie sich vor zehn Jahren einen Traum erfüllt und aus dem Holz einiger Bäume, die sie in den 1980iger Jahren auf einer Rinderweide pflanzte, ein Baumhaus gebaut und in einer ARTE-Fernsehreihe dokumentiert und präsentiert in dem Buch jetzt erstmals umfangreich Fotos von ihrem „Wipfelparadies“.

Die promovierte Biologin erklärt unterhaltend und leicht verständlich, aber wissenschaftlich fundiert, die Bedeutung der Biodiversität für das Klima und das Überleben der Menschheit, sowie die Einzigartigkeit von Pflanzen als Heil- und Nahrungsmittel, sowie die Bedeutung von Tieren wie dem Quetzal, Jaguar, Tukan und Faultier für Ökosysteme und Kultur. Zudem würdigt sie Helden, die Costa Rica zu einem Naturparadies und weltweiten Vorreiter in Naturschutz und Nachhaltigkeit gemacht haben. Ein „must have“ für alle Costa Rica Fans und am Thema Klima und Artenvielfalt interessierte Leser!

Dr. Ina Knobloch, lebt als Filmproduzentin und freie Autorin in Frankfurt am Main und Costa Rica. 1989 gründete sie den Tropenschutzverein Tropicaverde, promovierte über eine tropische Nutzpflanze, wechselte in den Journalismus und widmet sich seither dem Naturschutz, dem Filmen und Schreiben. Über einhundert Dokumentationen und Fernsehbeiträge produzierte und moderierte sie u.a. für ARD, ZDF und arte in den letzten 30 Jahren. Darüber hinaus schreibt sie Romane, Sachbücher für renommierte Zeitungen und Buchverlage. Ihr Band "Aufschrei der Meere" mit Hannes Jaenicke erklomm die Spiegel-Bestseller-Liste. Für Die Akte Oppenheimer erhielt sie den Hessischen Filmpreis. Ihr Parfüm-Bestseller (Der Duftmacher) kommt jetzt in Hof auf die Bühne.