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Erfolgskurve bei der Lederwarenmesse hält an

Immer mehr ausländische Aussteller in Offenbach

Die Internationale Lederwarenmessen in Offenbach (ILM) ging gestern mit optimistischen Prognosen zu Ende. Die 300 Aussteller waren durchaus zufrieden und lobten die Messe Offenbach mit ihrem neuen Ausstellungskonzept.
Crossover Bag, Beschläge aus Vollrindleder – für Männer
Crossover Bag, Beschläge aus Vollrindleder – für Männer
Foto: Messe Offenbach
Crossbody umgehängt -  für Frauen.
Crossbody umgehängt - für Frauen.
Foto: Messe Offenbach
Messe-Geschäftsführer Arnd Hinrich Kappe bei seinem Ausstellungsbericht
Messe-Geschäftsführer Arnd Hinrich Kappe bei seinem Ausstellungsbericht
Foto: Karl-Heinz Stier

„Die 150. Ausgabe der ILM war eine sehr gute Messe mit vielen Innovationen und neuen Konzepten“, so die allgemeine Meinung. Die Branche war in Aufbruch-Stimmung, wie auch einzelne Aussteller berichteten. „Wir haben in Offenbach festvereinbarte Termine mit unseren Kunden, erreichen aber auch internationale Neu-Kunden. Vor allem der Sonntag war sehr stark frequentiert“, sagte Klaus Wurmseder (ROECKL). Oder: „Wir kommen ursprünglich aus dem Textil-Bereich, bieten hier aber nachhaltige Sneakers und Backpags an. Das Interesse an solchen erklärungsbedürftigen Produkten war sehr groß“, meinte Henning Soedentopp (MELAWEAR). Kleinere Formate beim Reisegepäck, sogenannte  Kabinenkoffer, wurden wegen der anhaltenden Beliebtheit von Kurzreisen stark nachgefragt. Kleinere Formate liegen auch bei den neuen Taschen im Trend. „Boxy Bags mit Gliederketten kommen vor allem in Farbe hervorragend an“, betont Constanze Alef, die mit Seidenfett und FREDsBRUDER vertreten war. Und Georg Picard vom gleichnamigen Unternehmen in Obertshausen bei Offenbach stellte fest: „Es läuft tip top. Die Bestandskunden schreiben mehr, die Neukunden aus dem Ausland nehmen zu. Vor allem Osteuropa wächst beachtlich“.

Neben den Ausstellern sprach auch die Messegesellschaft von einer Fortsetzung des bisherigen erfolgreichen Geschäfts-Verlauf. Nach Ansicht von Geschäftsführer Arnd Hinrich Kappe hat sich ILM im Taschen– und Reisegepäck-Segment zur wichtigsten Messe weltweit entwickelt. Dafür sprächen nicht  nur die wachsenden Besucherzahlen, auch auf Ausstellerseite steige das Interesse kontinuierlich. Mit rund 300 Ausstellern war die Messe wieder komplett ausgebucht. 56 Prozent kommen diesmal aus dem Ausland, drei Prozent mehr als im Vorjahr. „Wir haben sogar auf den Fluren ausgestellt“, meinte Kappe und ergänzt: „Wir können nicht mehr, wir wollen auch nicht mehr, denn das ist jetzt genau das, was die Branche sehen mag“.

Viele klangvolle Namen haben inzwischen den Weg zur ILM eingeschlagen. Neben den führenden deutschen Marken zeigten traditionell die Taschenanbieter aus dem südeuropäischen Raum Flagge in Offenbach und eine Reihe von Newcomern ihre Produkte. „Themen wie Nachhaltigkeit, Fair Trade und Vegan beschäftigten derzeit den Verbraucher. Aus diesem Bereich haben wir einige sehr interessante Start-up-Unternehmen gewinnen können“. Das galt auch für die attraktive, inspirierende Gestaltung der Stände, so der Geschäftsführer weiter.

Auf der 150. Ausstellung werden Taschen, Kleinlederwaren, Reise- und Freizeittaschen, Business- und Schulartikel sowie Schirme, Handschuhe, Gürtel und modische Accessoires für die Saison 2019/20 angeboten. Doch der Erfolg der Messe geht weit über die Präsentation neuer Kollektionen hinaus. Themen wie Produkt-Inszenierungen und Story-Telling beschäftigten mittlerweile die Branche. Ideen, wie der stationäre Handel die Kunden begeistern kann, werden händeringend gesucht. Arnd Hinrich Kappe ist davon überzeugt, dass Offenbach auch künftig der perfekte Ort für Industrie und Handel ist, um als Arbeits- und Ordermesse strategische Gespräche zu führen und innovative Konzepte zu entwickeln. Das sei gerade bei einer zunehmend von Digitalisierung geprägten Welt unerlässlich.

Bei der den eigentlichen Messetagen vorausgehende Pressekonferenz haben auch die Verbände zur aktuellen Lage Stellung bezogen. Der Verband der Deutschen Lederwaren– und Kofferindustrie sprach im letzten Jahr von einer Zunahme der Verkaufserlöse um 0,8 Prozent auf 613 Millionen Euro. Die Branche befinde sich nach Mitteilung von Hauptgeschäftsführer Manfred Junkert aufgrund des Wandels im Einzel – und Online-Handel im Umbruch. Dennoch war das Inlandsgeschäft mit einer Steigerung um 1,1 Prozent dominierend, die Auslandsmärkte mit 25 Prozent des Umsatzes hatten nur 0,2 Prozent aufzuweisen. Nichtsdestotrotz wurden Lederwaren und Koffer im Wert von 2 Milliarden Euro exportiert. Die wichtigsten Abnehmer waren Frankreich, die Schweiz und Österreich.

Unterschiedlich entwickelte sich die Ausfuhr nach Asien. Zuwächse gab es für China (plus 12,6 %), Südkorea(plus 8,7 %) und Singapur (plus 12 %), Einbrüche bei Japan um minus 12,4 %. Für 2019 erwarten fast 60 Prozent der Lederwarenhersteller eine bessere Entwicklung des Exportgeschäfts, wobei die aktuellen Entwicklungen wie z.B. der Brexit oder immer mehr die weiteren aktuellen Entwicklungen auf internationaler Ebene Einfluss haben könnten.

Zuversichtlich für 2019 ist auch der Deutsche Lederwareneinzelhandel, nachdem das abgelaufene Jahr ein Umsatz-Minus von 0,5 Prozent erbrachte. Dies ist nach Aussagen von Sprecher Axel Augustin auf den langen Sommer zurückzuführen, der die Besucherfrequenzen in den Innenstädten deutlich sinken ließ.

Was die Herbst- und Wintertrends für 2019/2020 angeht, so verkündet Martin Wuttke in der für ihn eigenen Sprache bei der Präsentation der Taschen- und Koffertrends, dass neben der Sportlichkeit mehr und mehr die beruhigende Eleganz dominiere. Kräftige Farben, wie Hip Bags klassisch um die Hüfte geschlungen oder sportlich crossbody umgehängt auf grüne Kleidung als die neue Modefarbe – dahin gehe der Trend bei Frauen. Nicht so bei den Männern. Hier stehen nach wie vor die Rücksäcke hoch im Kurs, ein Ende des Trends sei nicht abzusehen. Es gebe insgesamt eine „Trendwende bei den Silhouetten, eine leisere Stilistik definiere sich“.

Geschäftsführer Kappe kündigte an, dasss die nächsten Ausgaben der ILM wieder zu den gewohnten Terminen Anfang/Mitte März bzw. Anfang/Mitte September stattfinden.