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Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

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Entschleunigung auf einer Flussfahrt durch das Dourotal

von Gesine Unverzagt

(25.02.2020) Endlich brechen wir auf, um das Dourotal im Norden Portugals auf einer lang ersehnten Flussfahrt zu erleben. Der Douro, überspannt von zahlreichen Brücken, entspringt in Spaniens Sierra de Urbión und mündet bei Porto im Atlantik. Es sind die nördlichsten Kilometer Portugals, die das Weinbaugebiet ausmachen. Seit 2001 gehört Alto Duoro zum UNESCO-Welterbe.

Bildergalerie
Blick auf die Altstadt von Porto
Foto: Gesine Unverzagt
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Arosa Alva an einer der zahlreichen Brücken
Foto: Gesine Unverzagt
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Ufer des Douro
Foto: Gesine Unverzagt
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Weinbaugebiet an den Hängen des Ufers
Foto: Gesine Unverzagt
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Kirche Nossa Senhora da Consolação in Guimares
Foto: Gesine Unverzagt
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Portwein ist allgegenwärtig
Foto: Gesine Unverzagt
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Die Reise beginnt und endet in Porto. Wir sind zu neugierig, um noch ein paar Tage zu warten und haben uns für eine Besichtigung der zweitgrößten Stadt Portugals gleich am ersten Tag entschieden. Bei einem Rundgang durch die Altstadt bewundern wir die Fassaden mit den berühmten portugiesischen Kacheln, den Azulejos. Ein opulenter Prunkbau ist der Bahnhof São Bento 20.000 blau-weiße Kacheln historischer Szenen schmücken das Gebäude. Gleich nebenan befindet sich die Livreria Lello, als weltschönste gepriesene Buchhandlung in bester Jugendstilarchitektur. Um die Ecke auf der Praça Gomes Teixeira lauschen wir das erste Mal auf unserer Reise dem traurig-schönen Gesang einer Fadosängerin.

Wer durch die engen Gassen, gesäumt von kleinen bunten Häusern, schlendert, den verführen zahlreiche Cafés, Restaurants und Weinläden. Diese Altstadt besitzt einen besonderen Charme - eine Mischung aus Verfall und vitaler Schönheit. Welch wunderbarer Einstieg in eine Reise.

An der Uferpromenade auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses sehen wir unser Schiff, die A-Rosa Alva an ihrem Liegeplatz. Diesen erreichen wir nach Überquerung einer ersten imposanten Stahlbrücke und beobachten dabei, wie eine Gruppe Jugendlicher sich unter großem Beifall und Gejohle der Zuschauer als eine Art Mutprobe von dort in die Fluten des Douro stürzen. Glücklicherweise tuckert nicht gerade einer der Rabelos vorbei – Boote, die extra für das Verschiffen der Portweinfässer gebaut wurden.

Am Schiff werden wir von der gesamten Crew persönlich begrüßt. An Deck, das später immer wieder Ausblicke auf eine fulminante Natur und malerische Orte erlaubt, erfahren wir Einiges über unser Schiff und die geplante Route. z.B. dass es 63 Außenkabinen gibt und dass sich im unteren Bereich ein Massage- und Wellnessbereich befindet, an Deck ein Minigolfplatz und ein Whirlpool. Und wie wir später voller Bewunderung erleben werden: Auf unserer insgesamt 211 Kilometer langen Flussstrecke sind fünf beeindruckende Schleusen zu bewältigen.

Wir verlassen in einem wohltuenden Tempo Porto, vorbei an dessen bunten Häusern, die an den Hängen zu kleben scheinen, an weiteren spektakulären Brücken und zahlreichen historischen Anwesen. Auf dem ersten Teil der Strecke ist das Ufer noch stark besiedelt. Dann wird der Fluss schmaler und schlängelt sich durch eine Landschaft mit Pinien, Kiefern und steilen Felsformationen, wilden Zitronen-, Oliven- und Mandelbäumen an den Steilhängen immer tiefer in das Gebiet mit den terrassierten Weinbergen, die in mühevoller Arbeit von Generationen angelegt wurden. Die entschleunigende Fahrt durch herrliche Landschaften und Weingärten, vorbei an kleinen Dörfern ist spektakulär. Hier wurde nicht nur der Portwein erfunden. Inzwischen ist die Region auch bekannt für hervorragenden Rotwein.

Dann die erste Schleuse, die mit großartiger Technik ausgestattet den ehemals wilden Fluss befahrbar macht. In Zentimeterarbeit lenkt unser Kapitän Renato Braga beeindruckend sicher das Schiff immer wieder in die Schleusen, die eine Höhe bis zu bis zu 35 Meter erreichen.

Wir legen in dem kleinen Ort Ragua an und besuchen das örtliche Museum mit mehrsprachigen Beschreibungen der kulturellen Entwicklung dieser Region. Hier wird die Geschichte, die Kultur und die Identität der Weinbauregion erklärt. Es ist ein wunderbares Museum, ein Kulturzentrum, das die Symbiose von Tradition und Moderne veranschaulicht.

Der Ort ist auch Ausgangspunkt für einen Ausflug nach Lamego, ein hübsches kleines Städtchen und wichtiger Pilgerort Portugals. 686 Stufen führen hinauf zur barocken Kirche Nossa Senhora dos Ramédios. Wir fahren hinauf, um dann die Treppe gemächlich hinunterzugehen, immer mit einem herrlichen Ausblick auf das Städtchen.

Zurück an Bord haben die Gäste sich viel zu erzählen und werden belohnt mit dem köstlichen Menü vom Chefkoch Mat und etlichen Gläsern Dourowein. Man lernt sich kennen, entdeckt gemeinsame Interessen. Die mehrsprachigen Kellner und Kellnerinnen sind überaus aufmerksam.

Zentrum der Portweinregion ist Pinão. Hier ist die Kulturlandschaft am schönsten, denn an den Hängen zwischen den Weinanbauterrassen befinden sich zahlreiche hübsche Quintas, Portweingüter, die zum Verkosten einladen. Nachdem wir unterschiedliche Sorten probieren konnten und uns entsprechend eingedeckt haben, erhalten wir den Tipp, unbedingt noch den Bahnhof der Linha do Douro anzuschauen, ebenfalls ausgestattet mit wunderschönen Azulejos.

Barca d’ Alva ist ein kleiner vergessener Ort am Douro an der Grenze zu Spanien. Nur der Bahnhof soll sehenswert sein, ist aber heute nur noch eine Ruine mit einer Schönheit, die man nur noch erahnen kann. Diese Atmosphäre eines verlassenen Dorfes erinnert sofort an Schilderungen des kolumbianischen Schriftstellers Garcia Marquez.

Wir schlendern zurück zum Kai und tatsächlich, da gibt es ein Café. Fünf Jugendliche sitzen um einen Tisch herum und singen lauthals gemeinsam mit dem Sänger, der von dem auf dem Tisch liegenden Handy den Ton angibt. Es herrscht eine ausgelassene Stimmung, so dass wir uns dazusetzen. Als wir unseren Espresso bezahlen wollen, zeigt der Wirt auf das Paar in der Ecke. Es sind Alexandre und Cecilia, Mitarbeiter vom Schiff, die uns unbedingt einladen wollen. Die portugiesische Herzlichkeit ist erneut allgegenwärtig und einfach berührend.

Barca d’Alva ist Ausgangspunkt für den Ausflug nach Spanien in die Universitätsstadt Salamanca. Die zwei Stunden dauernde Fahrt führt vorbei an kargen Landschaften mit Olivenhainen, Stechginster und Steineichen. Rinder- und Schafsherden laufen frei herum. In Gattern lümmeln schwarze iberische Schweine, aus denen der berühmte Schinken Jamon de Pata Negra hergestellt wird.

Studenten und die riesige Kathedrale prägen das Bild von Salamanca, wegen der überwiegend aus Sandstein gebauten Häuser Goldene Stadt genannt. Es lohnt der Besuch, denn die großartige Altstadt gehört zum UNESCO-Kulturerbe. Das spanische Mittagessen wird begleitet von drei temperamentvollen Flamencotänzerinnen mit großer Stimmgewalt.

Nur bis Barca d’Alva ist der Fluss befahrbar, nun geht es zurück flussabwärts in Richtung Porto. Das Wasser des Douro schimmert in den schönsten Farben, mit Spiegelung der Vegetation an den Hängen und dem blauen Himmel, durchbrochen von den sanften Wellen des Schiffes.

Ein weiteres Highlight auf unserer Dourofahrt ist der Ausflug nach Guimarães. 2012 europäische Kulturhauptstadt. Das verträumte Universitätsstädtchen gilt als Wiege Portugals, denn hier wurde König Alfons geboren. Er machte die Grafschaft Portucale im 12. Jahrhundert unabhängig von Spanien und Guimarães zur Hauptstadt. Von Touristen fast noch unentdeckt pulsiert hier ein buntes Szene- und Kulturleben. Treffpunkt der jungen Leute ist der Olivenbaumplatz, die Praça da Oliveira. Das malerische Stadtzentrum gehört zum UNESCO-Welterbe. Mit seinen 50 000 Einwohnern ist es bisher die kleinste europäische Kulturhauptstadt mit einer mächtigen Stadtburg aus dem 10. Jahrhundert und dem 1420 erbauten Paço Ducal, dem Palast der Herzöge von Braganza.

Begeistert und beeindruckt von der Schönheit von Guimarães, kehren wir auf unser schwimmendes Hotel zurück. Gestreichelt vom lauen Wind und erfüllt von der Geschichte Portugals, treffen sich die Kreuzfahrer an Deck, um das Erlebte mit anderen auszutauschen bis Kellner João auftaucht mit einem Tablett voller Gläser mit Vinho Verde. „Ihr sollt es schön haben und genießen,“ was uns auf dieser Reise so oft gelungen ist.

Preise:
7 Nächte auf dem Douro ab 1.599 € pro Person im April bis November inkl. Flug inkl. Vollpension
A-Rosa Service Center Tel (0381)2026001
www.a-rosa.de