Das Online-Gesellschaftsmagazin aus Frankfurt am Main

Letzte Aktualisierung: 06.09.2024

Werbung
Werbung

Entscheidend für echten Humor: Wärme!

von Ilse Romahn

(29.01.2024) Er ist der hessische Comedian schlechthin: Henni Nachtsheim. Das ehemalige Mitglied der Band „Rodgau Monotones“ und eine Hälfte des Humor-Duos „Badesalz“ war zu Gast bei der Katholischen Erwachsenenbildung Frankfurt (KEB). In der Veranstaltungsreihe „Die Macht der Worte“ gab er Einblicke hinter die Kulissen der Comedy und seine Kreativität.

Henni Nachtsheim: „Wenn jemand unglaublich wortgewandt ist, aber keine Wärme auf der Bühne hat, dann ist es, als würde man einem Humor-Referat zuhören – und das will keiner!“
Foto: Erika Priester
***

Für die mehr als 80 Gäste im Haus am Dom gab es obendrauf auch reichlich lustige Momente.

An Comedy ran getastet
„Wie macht man sich gute Laune – indem man sich selbst einen Witz erzählt?“, fragte gleich eingangs die Moderatorin Barbara Brüning. „Ich habe mir gerade einen Witz erzählt – den kannte ich noch gar nicht. Das ist super!“, lachte Henni Nachtsheim. Nein, ein Klassenclown sei er nie gewesen und das mit der Comedy sei auch eher zufällig gekommen.

Musiker war er und als Saxofonist bei den Rodgau Monotones wollte er als Überleitung zwischen den Songs mehr sagen können als den Titel des Liedes und wer es geschrieben hat. Das Entertainment bei einem Auftritt sollte nicht nur auf die Musikstücke begrenzt sein, sondern auch zwischen den Liedern sollte gute Unterhaltung stattfinden. So schrieb er die ersten witzigen Texte als Zwischenmoderation. Bei einem Rodgau Monotones-Doppelkonzert mit der Band Flatsch lernte er Gerd Knebel kennen, den Sänger von Flatsch. Von da an arbeiteten sie viel gemeinsam, denn schnell war der Wunsch da, ein abendfüllendes Programm rein mit Worten auf die Beine zu stellen. „Tatsächlich habe ich mich also eher an die Comedy ran getastet“, erzählte Henni Nachtsheim im Haus am Dom.

Gute Freunde seit mehr als 40 Jahren
Gute Laune ist für einen gelungenen Auftritt schon schön – aber keine Voraussetzung. Schließlich interessiere das die Zuschauer nicht, ob er sich gerade mit jemand gestritten habe. Wer professionell arbeitet, muss auf der Bühne abliefern und das gelinge ihm auch immer. Natürlich sei es ein echter Vorteil, dass er mit Gerd Knebel seit mehr als 40 Jahren eng befreundet ist, so Nachtsheim. „Er ist wirklich einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben, ein bedeutender Freund!“ Wenn die beiden miteinander sprechen, gehe es oft wie in einem Sketch zu: „Gute Laune ist bei uns ein unheimlich wichtiger Antrieb und die ist unheimlich oft auch echt da!“.

Nicht nach dem Publikum schielen – selbst Spaß haben
Für gute Gags sei es wichtig, nicht nach dem Publikum zu schielen, sondern selbst Spaß zu haben. Für die ersten Badesalz-Comedy-CDs habe er sich mit Gerd Knebel auf eine Insel verdrückt und dort dann tagelang zehn, zwölf Stunden am Stück geschrieben. Das sei ein so kreativer Prozess gewesen, dass die beiden über nichts anderes mehr nachdenken konnten. „Immer wenn wir uns selbst amüsiert und gelacht haben, dann hat es gut geklappt und dann haben wir es sozusagen amtlich gemacht“, erinnert sich Nachtsheim. Ein Duo-Programm zu schreiben sei ein lebhaftes Ping-Pong-Spiel, bei dem man gegenseitig die Texte verbessert. Bei Solo-Programmen sei das Schreiben viel anstrengender, da schaue niemand drüber und es sei ein komischer Prozess, der viel mit Überwindung zu tun habe.

„Funny bones“ und ganz viel Wärme
Für den Comedy-Nachwuchs hatte der Profi auch noch handfeste Tipps. Einfach mal ein kleines Programm schreiben, sich hinsetzen und Gags notieren. Und dann ab damit auf die Bühne und ausprobieren. Es gebe jede Menge Möglichkeiten, seine Witze an Publikum zu testen, die müsse man einfach nutzen. Wichtig sei dabei auch ein gewisses angeborenes komisches Talent, die „funny bones“, wie man es im englischen Sprachraum nennt. Außerdem sei Wärme eine Grundvoraussetzung, um die Zuschauer zu erreichen. „Wenn jemand unglaublich wortgewandt ist, aber keine Wärme auf der Bühne hat, dann ist es, als würde man einem Humor-Referat zuhören – und das will keiner!“.

Der komplette Link: https://www.youtube.com/watch?v=oAgGV4nbH8A&lc=UgyZaj6MbM7eLWp3PeV4AaABAg

Beim nächsten Termin der Reihe „Die Macht der Worte“ am Freitag, 8. März 2024, geht es ab 19:30 Uhr um das Thema „Internationale Spannung“. Gast ist dann der Bestsellerautor Ivan Leon Menger. Sein Hörspiel „Monster 1983“ erreichte Platin Status. Er schrieb mehrere Folgen für „Die drei Fragezeichen“ und arbeitete mit den Größen der deutschen Synchronsprecherszene zusammen. Seine Romane sind in mehreren Sprachen erschienen. Wie man Spannung mit Worten produziert, verrät er uns. Und auch, wie man Menschen mit Worten an die Kopfhörer fesselt. Eintritt frei.