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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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Empfang der Nachfahren Carl Fellners im Kaisersaal

Letzter Bürgermeister der Freien Reichsstadt Frankfurt geehrt

von Ilse Romahn

(09.05.2022) Carl Constanz Victor Fellner war der letzte Bürgermeister der Freien Stadt Frankfurt. An ihn und seine richtungsweisenden Reformen erinnert eine Porträtbüste im Rathaus Römer. Diese wurde bereits am 26. Februar 2021 von Vertretern der Stadt enthüllt.

Vor der Fellner-Büste: Andres Jaffe, Anne Fellner, Bernd Heidenreich, Martina Wyhing.
Foto: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Bernd Georg
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Seinerzeit fand die Veranstaltung zur Enthüllung der Fellner-Büste pandemiebedingt im Foyer des Kaisersaals im kleinen Kreis und im Beisein von Nachfahren Fellners statt. Am Freitag, 6. Mai, wurde durch den Magistrat ein Kaisersaal-Empfang für die Nachfahren Fellners nachgeholt.
 
Stadtrat Bernd Heidenreich hieß die Gäste im Namen des Magistrats willkommen, darunter auch Nachfahren Fellners. Er hatte die Ehrung Fellners 2021 aus Anlass des 150. Todestages des einstigen Bürgermeisters angestoßen. „Die von Fellner vorangetriebenen Reformen haben nicht nur überkommene politische Strukturen aufgebrochen, sondern den Weg Frankfurts in die Moderne maßgeblich geebnet. In einer Zeit der Not bürgte er persönlich für die Schulden seiner Heimatstadt und weigerte sich, Mitbürger und Kollegen gegenüber der preußischen Besatzungsmacht zu denunzieren. Damit bewies er Opferbereitschaft und Zivilcourage,“ sagte Heidenreich.
 
Fellner war der letzte sogenannte Ältere Bürgermeister der Freien Stadt Frankfurt vor deren preußischen Besetzung 1866. Das Amt ist vergleichbar mit dem Amt des heutigen Oberbürgermeisters.  Die Umstände der Besetzung stellten ihn vor ein Dilemma: Die Preußen verlangten von der Stadt eine zweite Kriegskontribution von 25 Millionen Gulden, nachdem bereits 5,75 Millionen Gulden gezahlt worden sind. Die Frankfurter lehnten ab. Die Besatzungsmacht verlangte eine Liste der politisch Verantwortlichen, um das Geld selber einzutreiben. Fellner wollte sich keiner Gewalt beugen und wählte den Freitod.
 
„Wir können Geschichte nicht umschreiben oder ihr Drama neu inszenieren, indem wir erlittenes Unrecht ungeschehen machen“, sagte Heidenreich gewandt an die Nachfahren Fellners und alle weiteren Gäste. „Aber wir können ein kleines Stück Gerechtigkeit wiederherstellen, indem wir den Schleier des Vergessens von Persönlichkeiten nehmen, die unverdient ins historische Abseits geraten sind. Diese Gerechtigkeit wird heute Carl Fellner und seiner Familie zuteil.“ (ffm)