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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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Elektrobusse in Frankfurt: Leise, umweltfreundlich und in dichtem Takt

Weitere drei Buslinien fahren mit Strom

von Ilse Romahn

(02.03.2021) Der Frankfurter Stadtbusverkehr wird noch umweltfreundlicher. Drei weitere Linien sind in diesen Wochen mit batterieelektrischen Bussen komplett auf lokal emissionsfreien Betrieb umgestellt worden. Das Bundesumweltministerium fördert die Elektrifizierung mit mehreren Millionen Euro.

E-Bus vor dem Einsatz
Foto: Stadt Frankfurt / traffiQ-Krutsch
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Ein großer Schritt war die Umstellung der Metrobuslinie M60 auf batterieelektrische Busse. Seit Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2020 sind die E-Busse zuverlässig, abgasfrei und leise zwischen Eschersheim und Rödelheim unterwegs. Aufgeladen werden sie im Müllheizkraftwerk (MHKW) Frankfurt am Main, das den benötigten Strom bei der Verbrennung von Hausmüll selbst produziert. Im Frühjahr 2021 werden auch die Linien 33 und 37 mit neuen Bussen „elektrifiziert“. Die Linie 52 folgt zum Ende dieses Jahres.

Bundesumweltministerium fördert mit 7,81 Millionen Euro
„Frankfurt zeigt vorbildlich, wie in Städten aus Klimazielen greifbare Realität werden kann“, erklärt Florian Pronold, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU). „Die Stadt setzt sich seit Langem für den Klimaschutz ein, seit 2018 elektrifiziert sie konsequent ihren Busverkehr. Denn Elektrobusse sind sauberer und deutlich leiser als herkömmliche Busse. Damit sind sie gut für die Umwelt und die Lebensqualität in den Städten.“

Neben der Anschaffung von 34 der neuen Busse fördert das BMU teilweise auch die notwendige Ladeinfrastruktur. Dabei werden bei den Fahrzeugen die gegenüber einem Dieselbus entstehenden Mehrkosten mit bis zu 80 Prozent finanziert. Die Ladeinfrastruktur für die Linie M60 von Transdev wird mit bis zu 40 Prozent gefördert. Insgesamt werden für die Umstellung der Buslinien 37, M60 und 52 rund 7,81 Millionen Euro Fördergelder nach Frankfurt fließen.

Die Umstellung der Linie 33 und die Ladeinfrastruktur der ICB wird aus Mitteln des Landes Hessen gefördert.

Nahverkehr ausbauen und noch klimafreundlicher gestalten
Verkehrsdezernent Klaus Oesterling stellt fest: „Durch den Einsatz von Elektrobussen auf den Frankfurter Linien werden die lokalen Emissionen des innerstädtischen Verkehrs maßgeblich verringert.“ Das wichtigste Ziel bleibe, den heute schon besonders umweltfreundlichen Nahverkehr auszubauen und noch klimafreundlicher zu machen. Traditionell wird ein Großteil des öffentlichen Nahverkehrs in Frankfurt am Main schon elektrisch abgewickelt, nämlich mit S-Bahn, U-Bahn und Straßenbahn. „Schritt für Schritt,“ sagt der traffiQ-Aufsichtsratsvorsitzende, „elektrifizieren wir nun den Busverkehr: Bereits 2018 wurde die Linie 75 als erste hessische Buslinie komplett auf E-Busse umgestellt. Nach der Linie M60 mit 13 Bussen werden im Frühjahr 2021 auch die Linien 33 und 37 im Gutleutviertel elektrifiziert, hier kommen elf E-Busse zum Einsatz. Die Linie 52 im Gallus folgt mit zwölf Bussen zum Ende des Jahres. Ab Sommer 2022 sollen auf der Linie M36 insgesamt 13 Brennstoffzellenbusse verkehren.“

Bahn und Bus sind Beitrag zum Umweltschutz
Die Frankfurter Umweltdezernentin und FES-Aufsichtsratsvorsitzende Rosemarie Heilig erklärt: „Die Kooperation zwischen der FES und dem Busunternehmen Transdev Rhein-Main GmbH ist ein weithin sichtbares Signal für die klimafreundliche Verkehrswende. Erstmals werden in Deutschland Müllverbrennung, Energieerzeugung und batteriegestützte, emissionsfreie Mobilität zusammengedacht. Frankfurt setzt auch dank FES hier neue Standards. Künftig werden vom MHKW Frankfurt aus sowohl Busse als auch Müllfahrzeuge emissionsfrei ein- und ausfahren, elektrifiziert durch die Verbrennung des Hausmülls unserer Bürgerinnen und Bürger. Ich wüsste nicht, was man mit Müll besseres machen könnte.“

Metrobuslinie M60: Trotz knapper Zeit termingerecht gestartet
Betreiber der Buslinie M60 ist das Unternehmen Transdev Rhein-Main. Geschäftsführer Heiko Schütte zeigt sich zufrieden: „Ich freue mich, dass es uns gelungen ist, die M60 trotz extrem knappem Zeitrahmen termingerecht auf elektrische Busse umzustellen. Dafür haben wir unsere Mitarbeitenden auf die zahlreichen Anforderungen der neuen E-Busse geschult und können nun mit Stolz behaupten: Industrielle Elektromobilität ist ein Teil unserer DNA geworden. Die Erfahrung der internationalen Transdev-Gruppe hat bewiesen, dass Elektromobilität im großen Maßstab und zu wirtschaftlichen Preisen umgesetzt werden kann: Allein in Europa setzt die Transdev-Gruppe bereits mehr als 1000 Elektrobusse ein und betreibt damit die größte europäische E-Bus-Flotte. Davon profitiert nun auch Frankfurt am Main, das mit der M60 jetzt über die erste vollumfänglich Zero-Emission-gefahrene Buslinie verfügt, die eine Laufleistung von circa einer Million Kilometer im Jahr erbringt.“

Die Buslinien 33 und 37 betreibt das städtische Unternehmen In-der-City Bus GmbH (ICB). Es kann auf die Erfahrung mit der Elektrifizierung der Linie 75 im Dezember 2018 zurückgreifen. Seither werden auf dieser innerstädtischen Linie jährlich etwa 200 Tonnen Kohlendioxid (CO2) und 640 kg Stickoxid (NOx) weniger an die Umwelt abgegeben. „Einsatzstabilität und laufleistungsabhängige Betriebskosten der Batteriebusse überzeugen. Insgesamt überwiegen die Vorteile den Nachteil der höheren Investitionskosten bei weitem“, resümiert ICB-Geschäftsführer Christian Schaefer die Erfahrungen mit den Elektrobussen im Fahrbetrieb. Jetzt werden erstmals Erfahrungen mit elektrischen Gelenkbussen gesammelt. „Die ICB hat in den letzten Jahren die interne Expertise zur Bewältigung des Technologiewechsels von Diesel auf lokal emissionsfreie, geräuscharme und mit Strom und ab 2022 auch mit Wasserstoff betriebene E-Busse aufgebaut. Der Elektromotor ist der Antrieb der Zukunft“, sagt Schaefer.

Ausgezeichnetes Zusammenspiel
Tom Reinhold, Geschäftsführer der Frankfurter Nahverkehrsgesellschaft traffiQ, ergänzt: „Gemeinsam mit unseren Busunternehmen ist es gelungen, zwei herausfordernde Projekte für umweltfreundliche Mobilität in Frankfurt punktgenau umzusetzen. Damit war anfangs nicht zu rechnen.“ Allgemein waren zum Beispiel deutlich längere Lieferfristen für die Elektrobusse erwartet worden. Auch galt es frühzeitig, sich um Fördermittel für die gegenüber einem Dieselbus etwa doppelt so teuren Elektrobusse zu bemühen. „Ein ausgezeichnetes Zusammenspiel zwischen städtischem Auftraggeber, den Busunternehmen und auch der FES, das durch den termingenauen Start belohnt wurde“, findet Reinhold.

Umweltfreundliches Paket für die M60: Müllentsorgung, Stromerzeugung, Nahverkehr
Den für den Betrieb der Busse auf der Metrobuslinie M60 nötigen Strom stellt die FES Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH auf ihrer Betriebsstätte in Heddernheim bereit. Fünf Ladesäulen mit je zwei Ladeanschlüssen wurden installiert, um die 13 E-Busse zu laden. Da die Busse über den Tag verteilt eingesetzt werden, stehen immer genug Stationen zur Verfügung. Ein Ladevorgang dauert maximal dreieinhalb Stunden.

Im Laufe des Jahres 2021 wird die Ladeinfrastruktur um vier weitere Ladesäulen ergänzt. FES-Geschäftsführer Dirk Remmert: „Abfallverbrennungsanlagen werden in der Öffentlichkeit oft nicht als das angesehen, was sie sind: Machtvolle Energie- und Wärmeerzeuger, die nicht nur unsere Wohnungen im Winter warmhalten, sondern mit denen die Lösung von Zukunftsfragen in unseren Städten plötzlich in greifbare Nähe rückt.“ (ffm)