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Letzte Aktualisierung: 16.04.2024

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Einzelhandel stärken: Anzahl der Unternehmen sinkt

von Bernd Bauschmann

(25.05.2020) Der Onlinehandel und der stationäre Einzelhandel werden vermutlich keine Freunde mehr. Während der klassische Shop in den Einkaufszeilen deutscher Großstädte nach und nach Verluste beklagt, erfreut sich das Shoppingerlebnis im Internet großer Beliebtheit. Die Folge: Läden müssen schließen. Doch der Einzelhandel hätte eine Chance, das Ruder herumzureißen und neue Möglichkeiten für ihre Kunden zu implementieren.

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Symbolbild
Foto: Pixabay / Free-Photos
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Digitale Kasse im Smartphone-Format
Foto: Pixabay / Obsahovka
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Es ist ein paradoxes Tänzeln zwischen Jubeln und Bangen: Der deutsche Einzelhandel hat seit Jahren unter den digitalen Möglichkeiten des Internets zu leiden. Obwohl zum wiederholten Male der Umsatz um 2,9 Prozent zum Vorjahr angestiegen ist, sinkt die Anzahl der Einzelhandelsunternehmen dagegen drastisch. Hohe Betriebskosten, steigende Mieten der Verkaufsräume und ausbleibende Gewinne sorgen für ein Ausdünnen der Innenstädte. Der sich im Plus befindliche Umsatz wird zum Großteil aus den einzelnen Filialen der großen Mode- und Warenhäuser generiert, gegen die kleine Familienbetriebe und Boutiquen nicht ankommen.

Neue Shops wachsen kaum noch nach. Lediglich moderne Pop-up-Stores, die für einen begrenzten Zeitraum als Event konzipiert sind, übernehmen die leeren Ladenflächen. In Großstädten wie Berlin und München werden damit tolle Erfolge erzielt, die jedoch nicht von Dauer sind. Selbst Instagram ist auf diesen Zug aufgesprungen. Zudem sind oftmals Onlinehändler die Betreiber dieser Stores, die einmalig ihren Kunden das Shoppingerlebnis und spezielle Angebote auch offline zur Verfügung stellen wollen.

Moderne Wege führen zur Zielgruppe
Einige Unternehmen haben sich bereits an neue Möglichkeiten gewagt, um Kunden zu beweisen, dass der Einzelhandel auch modern und digital sein kann. Die Modemarke Adidas setzt beispielsweise in ihren Stores auf Partyatmosphäre statt auf klassische Verkaufssituationen. Besondere Events mit DJs und exklusiven Aktionen locken die junge Zielgruppe in die Läden, wo neue Produkte im passenden Umfeld präsentiert werden. Neue Sneaker bei coolen Beats kaufen? Die bisherigen Aktionen in Berlin haben Eindruck hinterlassen und die Idee des individuellen Vorteilprogramms vorangetrieben.

Andere Unternehmen wie die Klier Hair Group setzten dagegen auf die Tatsache, sich dem Kunden mehr zu widmen. Statt komplizierter und langwieriger Verkaufsvorgänge wollen sich die Friseure auf die zwischenmenschliche Ebene konzentrieren. Machbar wird dies durch ein Update der Kassensysteme, das aus dem Hause Tillhub stammt. Mit den mobil basierten Systemen werden Kassiervorgänge beschleunigt und digital verarbeitet. Warenbestände werden gleichzeitig mit dem Lager abgeglichen und machen aufwendige Inventuren zum schnellen Check. Auch die technischen Komponenten erweitern das Zahlungsangebot auf digitale Schnittstellen wie ApplePay oder GooglePay. Kontaktlos und sicher nach der neuen Kassensicherungsverordnung. Damit kommt Klier nicht nur den Bedürfnissen der jüngeren Kundschaft entgegen, sondern spart auch Zeit und investiert diese in das Kundenerlebnis.  

Zeichen sehen und erkennen
Es liegt an den Retailern und Einzelhandelsläden selbst, die Zügel in die Hand zu nehmen und für einen Aufschwung zu sorgen. Allein durch Präsenz vor Ort wird der Kunde nicht in den Laden gelockt. Moderne Anpassungen und Möglichkeiten, die digitalen Bezahlmöglichkeiten in die Offline-Welt zu transportieren und ein Erlebnis zu schaffen, sind die Aufgaben, die es zu lösen gilt. Nur auf diesem Wege können die kaufkräftigen Kunden wieder für ein Wachstum an Geschäften in den deutschen Innenstädten sorgen. Wer die Tür öffnet und auf Kundschaft hofft, wird untergehen.