Archiv-Kultur

Eindeutig bis zweifelhaft. Skulpturen und ihre Geschichten (Erworben 1933–1945)

Ausstellung im Liebieghaus Skulpturersammlung bis 27. August 2017

Im Frühjahr blickt die Liebieghaus Skulpturensammlung auf ein bislang kaum beachtetes Kapitel ihrer Sammlungs- und Museumsgeschichte zurück: die Zeit des Nationalsozialismus und die während dieser Jahre getätigten Erwerbungen. Die Ausstellung „Eindeutig bis zweifelhaft. Skulpturen und ihre Geschichten (Erworben 1933–1945)“ gewährt vom 4. Mai bis 27. August 2017 anhand von zwölf ausgewählten Objekten Einblicke in die Historie des Museums in den Jahren 1933 bis 1945 und erzählt von den Menschen, die mit diesen Kunstwerken aufs Engste verbunden waren und sind.
Heilige Maria Magdalena, um 1465, Hans Multscher, ca. 1400 - 1467, erworben 1938
Heilige Maria Magdalena, um 1465, Hans Multscher, ca. 1400 - 1467, erworben 1938
Foto: Liebieghaus Skulpturensammlung
Heiliger Florian, Süddeutschland, 19. Jahrhundert, erworben 1939
Heiliger Florian, Süddeutschland, 19. Jahrhundert, erworben 1939
Foto: Liebieghaus Skulpturensammlung

Als eines der ersten Museen Deutschlands untersucht das Städel Museum bereits seit dem Jahr 2001 seine Sammlungen auf verfolgungsbedingt entzogene Kunstwerke. Im Frühjahr 2015 wurde die Provenienzforschung um ein umfassendes Projekt zur systematischen Untersuchung der Bestände der Liebieghaus Skulpturensammlung erweitert, das vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste und der Stadt Frankfurt am Main unterstützt wird. In der Sonderausstellung werden nun die aktuellen Forschungsergebnisse dieser Initiative vorgestellt und mittels eines Parcours durch die drei Hauptabteilungen der Skulpturensammlung – Antike, Mittelalter und Renaissance bis Klassizismus – präsentiert.

Die Ausstellung erzählt die bewegten Geschichten von Sammlern wie Harry Fuld, Maximilian von Goldschmidt-Rothschild oder Carl von Weinberg, die dem Liebieghaus über Jahrzehnte hinweg eng verbunden waren, sowie von heute fast vergessenen Sammlerpersönlichkeiten wie dem Ehepaar Oswald und Alice Feis. Auch das mitunter widersprüchliche Handeln der Museumsmitarbeiter während der Zeit des Nationalsozialismus, insbesondere des Direktors Alfred Wolters, ist Teil der Präsentation. Als Einführung dient ein konzentrierter Überblick über die Geschichte des Liebieghauses unter besonderer Berücksichtigung der Zeit von 1933 bis 1945. Thematisiert werden rechtmäßige und unrechtmäßige Erwerbungen im In- und Ausland, aber auch Personalpolitik, kriegsbedingte Museumsschließung, Auslagerung und Kriegsverluste sowie Restitutionsvereinbarungen der Nachkriegszeit. Die zwölf ausgewählten Objektbeispiele stehen stellvertretend für bestimmte Erwerbungsarten und damit verbundene Handlungsweisen. Dabei werden der Öffentlichkeit auch jüngste, noch unveröffentlichte Erkenntnisse vorgestellt.
 
Liebieghaus Skulpturensammlung, Schaumainkai 71, Frankfurt