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Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

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Ein zeitgemäßer Erinnerungsort, der Geschichte sichtbar macht

Ideenwettbewerb für Neu-Präsentation der Fragmente des Thoraschreins der 1938 zerstörten Synagoge am Börneplatz

von Ilse Romahn

(29.11.2022) Die erhaltenen Fragmente des Thoraschreins der am 10. November 1938 durch Brandstiftung zerstörten Synagoge am Börneplatz sollen 2023/24 anlässlich des 75. Jubiläums der Wiederbegründung der Jüdischen Gemeinde Frankfurt wieder in den synagogalen Kontext integriert werden.

Die Fragmente des „Aron haKodesch“ der orthodoxen Synagoge wurden 1987 bei Grabungen für den Neubau der Frankfurter Stadtwerke entdeckt und seitdem mehrfach im musealen Kontext gezeigt.

Die Jüdische Gemeinde Frankfurt beabsichtigt ihre Reintegration in die Westend-Synagoge. Es gilt, einen historischen Bezugspunkt zu schaffen, der in die Räume der heutigen Jüdischen Gemeinde integriert wird und die Verbindung mit den Rechtsvorgängergemeinden der heutigen Gemeinde herzustellen.

Als heutiges rituelles Zentrum der Gemeinde vereint die Westend-Synagoge drei Strömungen (Egalitärer Minjan (liberaler Ritus), Modern-Orthodox/Konservativ und Orthodox) unter einem Dach. Im „Shtibl“, einem kleinen Gebetsraum, wird eine orthodoxere Praxis gelebt, die der der Börneplatz-Synagoge als ehemaligem Zentrum der Orthodoxie am nächsten kommt. Angestrebt wird, dass die Fragmente dort ihren neuen Platz finden sollen.

Ziel ist eine symbolkräftige und dauerhafte Präsentation
Um dieses Vorhaben zu verwirklichen, hat die Jüdische Gemeinde Frankfurt einen geladenen Ideenwettbewerb ausgelobt, an dem sich ausgewählte Künstlerinnen und Künstler sowie Gestalterinnen und Gestalter beteiligen. Sie wurden gebeten, bis 01.05.2023 Skizzen, Entwürfe, Konzepte, Pläne, Zeichnungen, 3D-Designs, Webseiten, Apps, Installationen (Modell) bzw. weitere Formate sowie eine schriftliche Projektbeschreibung einzureichen. Der Wettbewerb und die Umsetzung des Vorhabens werden durch die Holger Koppe-Stiftung unterstützt.

Angestrebt wird eine zeitgemäße, symbolkräftige und dauerhafte künstlerisch-architektonische Präsentation der Fragmente in der Westend-Synagoge, die auch die alltägliche religiöse Nutzung des Ortes mitbedenkt. Die widersprüchliche Geschichte – der vormals zentrale, monumentale Thoraschrein einerseits und das Zeugnis der Verfolgung und Zerstörung andererseits – soll durch die Präsentation sichtbar gemacht werden.

Eine Fachjury wird aus den Einreichungen ein Konzept auswählen, das mit 2500 Euro prämiert wird und für dessen Produktion ein Betrag in Höhe von 9000 Euro zur Verfügung steht. Der Jury gehören an: Dr. Wolfgang David, Leitender Direktor des Archäologischen Museums Frankfurt; Marc Grünbaum, Mitglied des Vorstands und Kulturdezernent der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main; Dr. Holger Koppe in Vertretung der nach ihm benannten Stiftung sowie Ester Bruzkus und Peter Greenberg, Bruzkus Architekten Berlin.

Langfristig wird die Restituierung der Fragmente angestrebt
Initiator der Ausschreibung ist die Jüdische Gemeinde Frankfurt am Main. Partner des Wettbewerbs ist das Archäologische Museum Frankfurt, das der Gemeinde die Fragmente zunächst als Dauerleihgabe überlässt. Langfristig wird jedoch die Restituierung der Fragmente an die Jüdische Gemeinde Frankfurt angestrebt.

Die Gemeinde behält sich vor, eingereichte Entwürfe öffentlich im Gemeindekontext auszustellen; dabei wird jeweils der Name des Urhebers / der Urheberin genannt. Eine Umsetzung der Erstplatzierung wird bis 01.02.2024 angestrebt.

Jüdische Gemeinde Frankfurt am Main www.jg-ffm.de