Letzte Aktualisierung: 19.03.2024
Ein Roman, der real sein könnte
Alexander Hoffmanns neues Buch „Mainopoly“ spielt in Frankfurt und in seinem Umfeld
von Norbert Dörholt
(30.09.2022) Wer in Frankfurt, Offenbach oder im näheren Umland der beiden Städte wohnt, wird den neuen Krimi von Alexander Hoffmann „Mainopoly“ mit besonderem Interesse lesen, denn viele der Schauplätze dürften ihm wohlvertraut sein. Aber auch der Ortsunkundige muss bei der Lektüre nicht orientierungslos herumirren, denn er wird vom Autor fest an die Hand genommen und auf spannende Art und Weise durch die wilde Wege zwischen skrupelloser Habgier und menschlichem Anstand geführt.
Das Thema könnte aktueller kaum sein, denn es begegnet einem in irgendeiner Form beinahe täglich in den Medien wie im Alltagsleben. Ob in Form von „Heuschrecken“, die Firmen oft auf kriminelle Weise übernehmen, um sie auszuplündern, ob in Cum-Ex-Geschäften, im Wirecard-Skandal und ähnlichen Wirtschaftsskandalen.
Die Handlung kurz zusammengefasst: Friedrich Köller, Inhaber der Köllerwerke in der (fiktiven) Kleinstadt Schaffenfels bei Frankfurt, stirbt fünf Tage vor der notariellen Übertragung an den von ihm vorgesehenen Firmennachfolger, den Geschäftsführer Romberg. Zufall? Kurz darauf entbrennt ein Machtkampf zwischen Romberg, der die Firma traditionell und mit Sorge für die Arbeitsplätze weiterführen will, und dem Erben Köller Junior. Dieser erweist sich als Turbokapitalist, der das Unternehmen gewinnbringend zerschlagen will.
Der Ausgang der Auseinandersetzung ist existenziell für das wirtschaftliche Schicksal des Städtchens. Als der Streit eskaliert, sind beide Seiten in der Wahl ihrer Waffen nicht zimperlich. Es kommt zu wilden Streiks und verdeckten Operationen – bis ein Köller-Mitarbeiter ermordet wird. Doch wem galt der Anschlag wirklich? Romberg? Oder dem Junior? Und welche Rolle spielt die attraktive Unternehmensberaterin Iris Putlitz, welche die biedere Luzie, die den Park rund um das Firmengelände pflegt? Und wer ist jener „Heinzelmann“, der Romberg anonym mit wertvollen Informationen versorgt?
An Spannung mangelt es also nicht, es gibt überaschende Wendungen, anrührende Szenen, tiefe Einblicke in der Seele dunkle Pfade, aber auch schräge Szenen, skurrile Situationen und Wortwitz. Das alles beherrscht der gelernte Journalist Alexander Hoffmann ganz hervorragend und das macht seine Romane stets zu einem unterhaltsamen Vergnügen. Der Unterhaltungswert von „Mainopoly“ jedenfalls füllt die ja befristete Lebenszeit deutlich angenehmer aus, als sich in der gleichen Zeit irgendeinen Schwachsinn vor dem Fernseher reinzuziehen.
Stichwort angenehm: Wohltuend und das Ganze leseleicht macht die Tatsache, dass die insgesamt 49 Kapitel jeweils nur wenige Seiten lang sind. Das entspannt ganz ungemein beim Lesen. Denken Sie, geneigter Leser, auch mal daran, wenn Sie bei der Lektüre von Mainopoly langsam auf Los, pardon zur Lösung, vorrücken.
Noch ein Wort zum Autor: Alexander Hoffmann arbeitete lange als politischer Journalist, zuletzt für die „Süddeutsche Zeitung“. In seiner journalistischen Laufbahn wurde er mit dem Theodor-Wolff-Preis und dem Wächterpreis der deutschen Tagespresse ausgezeichnet. Dann wechselte er als Unternehmensberater in die internationale Wirtschaft und schrieb erfolgreiche Sachbücher zu Zeitgeschichte, Wirtschaftsgeschichte und Medizin.
Zu seinen belletristischen Veröffentlichungen zählen mittlerweile ein satirischer Roman und fünf Krimis. Heute ist er auch als Kolumnist aktiv und schreibt Beiträge für Tageszeitungen sowie Magazine. Alexander Hoffmann lebt in Wissembourg/Frankreich und Frankfurt am Main. Mehr über den Autoren findet man auf www.hoffmannschreibt.de
(„Mainopoly“, 2022 Gmeiner-Verlag, 250 Seiten, 14 €. ISBN 978-3-8392-0281-4. Gibt es auch als E-Book und als Hörbuch.)