Kultur

Ein Ort der Träume und Visionen

Journalisten besuchten das Crespo-Haus in Frankfurt

„Gutmenschen“ ist inzwischen zum Schimpfwort verkommen. Dabei gibt es zu wenig gute Menschen, die altruistisch ihre Zeit, ihr Leben, ihre Ressourcen für andere Menschen geben, und zu viele im Deckmäntelchen des vermeintlich guten, die den Worten keine Taten folgen lassen. Ulrike Crespo war eine wirklich „Gute“ und ihr Vermächtnis ist in guten Händen, der Crespo-Stiftung, die jetzt im wandelbaren Crespo-Haus in der Weißfrauenstraße 1-3 in Frankfurt ihren Sitz hat.

Die journalistischen Urgesteine Heike Borufka, Dr. Christian Meyn, Vorstand Crespo Stiftung, Jan Wagner, Dr. Ina Knobloch und Rainer Bechtold (v.l.n.r.) im Crespo-Haus.
Die journalistischen Urgesteine Heike Borufka, Dr. Christian Meyn, Vorstand Crespo Stiftung, Jan Wagner, Dr. Ina Knobloch und Rainer Bechtold (v.l.n.r.) im Crespo-Haus.
Foto: Crespo-Stiftung
Auch die Heilige Barbara trifft man an im Crespo-Haus.
Auch die Heilige Barbara trifft man an im Crespo-Haus.
Foto: Dr. Ina Knobloch

Es ist ein offenes Haus der Visionen und wandelbar wie die Stifterin selbst. Ulrike Crespo war vieles, Künstlerin, Psychologin, Archäologin, Kunsthistorikerin, Lehrerin, Stifterin, Fotografin und damit auch irgendwie Journalistin. Ihre Fotografien sind ausdrucksstark und künstlerisch, ihre Motive sind die vielen Gesichter der Natur: Lockend, dynamisch, majestätisch, bedrohlich und gleichzeitig bedroht, melancholisch, düster, romantisch, sehnsüchtig, wandlungsfähig wie das Haus aus den 50iger Jahren, das die Stiftung im Geiste der Gründerin saniert und umgebaut hat. Nichts ist starr, als beweglich und mobil, Vorhänge als Raumteiler, Schreibtische auf Rollen, klapp- und faltbares Mobiliar, barrierefrei und offen.

Offen im wahrsten Sinne des Wortes ist das Crespo-Haus, was die Journalisten des Deutschen Journalistenverbands gleich beim Empfang zu spüren bekommen. Obwohl die Journalisten zunächst niemand erkennt, werden die Teilnehmer des Ortsverband Frankfurt wie selbstverständlich aufgenommen und eingeladen. Es sind nicht die einzigen Gästen im Crespo Haus, gleichzeitig zur Führung für den OV-Frankfurt findet eine Tagung statt.

Kurz darauf findet und begrüßt Vorstand Dr. Christian Mayn lächelnd die Journalistengruppe im Tumult der Kaffeepause: „Bedienen Sie sich, wir sind für alle da und der Kaffee auch für Sie.“ Mayn wirkt auf die Journalisten nicht nur vertraut, er ist auch sehr vertraut mit dem Deutschen Journalistenverband, quasi mit dem DJV aufgewachsen, denn sein Vater war jahrelang Vorsitzender des Verbands, dem größten Journalisten-Verband weltweit. Seine bisherigen Aufgabenfelder waren so vielfältig wie die Crespo-Stiftung selbst.

„Ich brenne nicht nur für eine Sache“, wird Ulrike Crespo auf der Seite des Städel zitiert. Die Mäzenin hat laut Städel eines der bedeutendsten Vermächtnisse von Kunstwerken der klassischen Moderne und der internationalen Nachkriegskunst der letzten Jahrzehnte dem Museum überlassen.

Einige Werke sind auch im Stiftungshaus zu sehen, aber vor allem Fotografien von der Stifterin selbst, die es vor allem in der damaligen Zeit als Frau in einer von Männern dominierten Kunstwelt sehr schwer gehabt haben dürfte und sie wusste, dass ihre Herkunft eine zentrale Rolle bei der Anerkennung gespielt haben dürfte. In der Nachkriegszeit war es für Frauen fast unmöglich in der Kunstwelt akzeptiert zu werden, wenn kein Mäzen aus der Verwandtschaft dahinter stand. Bei Ulrike Crespo waren es Eltern und Großeltern, die das Talent der Künstlerin erkannten, förderten und die entsprechenden Mittel dazu hatten.

Ulrike „Ulli“ Crespo war eine Enkelin des Wella AG-Gründers Karl Ströher. Sie wuchs in Darmstadt auf und studierte nach einer Ausbildung zur Hotelfachfrau Französisch, Kunstgeschichte und Archäologie in Lausanne und Genf, gehörte nach dem Verkauf des „Haar-Imperiums“ zu einer der Erben. Das Vermögen nahm sie an, um anderen Möglichkeiten zu geben, die sie hatte, aber die meisten anderen, vor allem Frauen und benachteiligte Minderheiten, nicht haben. Crespo wollte niemanden belehren oder ihre Ideen aufzwingen, sondern setzte auf Entfaltung. So auch der Umgang mit dem Haus das die Stiftung für ihre Zwecke sanierte. Ein klassisches Haus der 50iger Jahre, dessen klassische Elemente vom Treppenhaus bis zu den Fenstern erhalten und sorgfältig restauriert wurden, aber auch ein Mosaik mit Darstellung der Heiligen Barbara von Nikomedien, unter anderem Schutzpatronin der Elektriker und die so vielfältig in ihrem Einsatz ist, wie auch die Stifterin.

Passend als Pendant zum Stadthaus der verwunschene Glenkeen Garden im Südosten von Irland, er dürfte den Träumen vieler entsprechen. Ein Ort am Meer, mit Aussicht auf ein Miniaturarchipel. Teilweise mit Skulpturen, Staudengruppierungen, Wiesen, Wegen, Wäldchen und Wasserläufen für menschliches Wohlbefinden gestaltet, teilweise ohne direkte Eingriffe des Menschen der Natur zur Verfügung gestellt. Drei Häuschen im Cottage-Stil – gut gemacht, mit Komfort aber ohne Luxus – liegen verstreut in diesem paradiesischem Naturkunstwerk, das die Stifterin als ihren Rückzugsort geschaffen hat und jetzt von einem halben Dutzend Gärtner für Menschen erhalten wird, die Kraft und Kreativität aus diesem Natur-Kulturraum schöpfen und in ihre Werke fließen lassen. Einige davon sind hier in Frankfurt im Crespo-Haus zu sehen. Werke die wirken, so wie die Worte von Christian Meyn über Ulrike Crespo und die Stiftung.