Das Online-Gesellschaftsmagazin aus Frankfurt am Main

Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

Werbung
Werbung

,Ein kleines Weihnachtswunder‘

Paulsgemeinde zieht für Weihnachtsgottesdienst in die Paulskirche / OB Feldmann: ,Auch ein Ort des Glaubens‘

von Ilse Romahn

(23.11.2020) Ein Weihnachtsgottesdienst in einer Kirche: Für gewöhnlich keine große Nachricht. Doch wenn es sich bei der Kirche um die Paulskirche handelt, sieht die Sache anders aus.

Stadtdekan Achim Knecht, Pfarrerin Andrea Braunberger-Myers (St. Pauligemeinde) und Oberbürgermeister Peter Feldmann bei der Pressekonferenz anlässlich des Weihnachtsgottesdienstes in der Paulskirche
Foto: Stadt Frankfurt / Holger Menzel
***

In diesem Jahr wird die Paulsgemeinde an Heiligabend von der Alten Nikolaikirche in die Paulskirche umziehen – und dort zwei Gottesdienste abhalten. Das kündigte Oberbürgermeister Peter Feldmann gemeinsam mit Gemeindepfarrerin Andrea Braunberger-Myers und Stadtdekan Dr. Achim Knecht an.

„Wir kennen die Paulskirche als Ort des Widerstreits und der Debatte, als Ort gelebter Demokratie“, so Feldmann. „Und doch thront ein Kreuz auf dem Turm. Und doch ist sie auch ein Ort des Glaubens.“

Bereits im Sommer habe er bei einem Treffen mit dem Stadtdekan angeregt, diesen für viele unbekannten Aspekt der Paulskirchen-Geschichte wieder lebendig werden zu lassen – und zu überlegen, ob dort wieder Gottesdienste stattfinden könnten. Der Oberbürgermeister: „Und wie es im Leben so ist, manchmal gehen die Dinge ganz schnell.“

Wegen der Corona-Einschränkungen war die Paulsgemeinde nämlich auf der Suche nach einer Alternative, so Gemeindepfarrerin Andrea Braunberger-Myers: „Unser Infektionsschutzkonzept sieht für die Alte Nikolaikirche 32 Plätze vor. An Heiligabend kommen pro Gottesdienst aber bis zu 250 Personen.“

Sie erinnerte an die wechselhafte Tradition der Paulskirche, die von 1833 bis 1944 evangelische Hauptkirche war, und nach dem Wiederaufbau 1948 als Nationaldenkmal wiedereröffnet wurde.

Feldmann: „Sie wollen, dass Ihre Gemeinde Heiligabend feiern kann, dass niemand alleine zu Hause sitzen muss. Dafür schließe ich Ihnen gerne die Paulskirche auf. Für mich ist das ein kleines Weihnachtswunder.“ Statt eines symbolischen Schlüssels überreichte er Braunberger-Myers einen kleinen Weihnachtsbaum – als Zeichen der Hoffnung in schwierigen Zeiten: „Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen für diesen ganz besonderen Gottesdienst.“

Für die beiden Gottesdienste an Heiligabend soll es ein Anmeldeverfahren geben. Start in dieser Woche über einen Link auf der Gemeinde-Homepage.

Kreative Lösungen, um möglichst viele Gläubige teilhaben zu haben – dafür machte sich auch Stadtdekan Achim Knecht stark: „Wir wollen niemanden abweisen müssen. Deshalb planen wir im Moment unter anderem, im Stadion am Bornheimer Hang einen Ökumenischen Gottesdienst anzubieten.“

Knecht kündigte an, dass sich die Evangelische Kirche in die Diskussion um die Sanierung der Paulskirche gerne einbringen werde: „Wir fühlen uns mit dieser Kirche und ihrer Geschichte verbunden. 1848 hat der Gemeindevorstand die Kirche für die Nationalversammlung geöffnet. Auf der anderen Seite steht das eigene zwiespältige Verhalten während der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus. Wir wollen all diese Facetten sichtbar machen.“ (ffm)