Letzte Aktualisierung: 02.10.2024
Ein Jahr Struwwelpeter Museum in der neuen Frankfurter Altstadt
von Ilse Romahn
(23.09.2020) Seit genau einem Jahr ist die neue Frankfurter Altstadt um eine Attraktion reicher: Am 23. September 2019 eröffnete das Struwwelpeter Museum am neuen Standort in zwei rekonstruierten Altstadt-Häusern, den „Esslinger“-Häusern. Den Jahrestag begeht das Museum mit einer Neuauflage des Bilderbuchs „Der Struwwelpeter“ des Frankfurter Arztes und Schriftstellers Heinrich Hoffmann.
Seit seiner Gründung 1977 hatte das Museum in einer Villa im Westend seine Ausstellung gezeigt, seinerzeit auf wesentlich weniger Ausstellungsfläche. „Der Umzug in die Altstadt hat dem Struwwelpeter Museum einen regelrechten Schub gebracht“, berichtet Museumsleiterin Beate Zekorn-von Bebenburg. Allein in den ersten drei Monaten nach der Eröffnung hätten rund 17.000 kleine und große Besucherinnen und Besucher das Museum besichtigt – mehr als vorher in einem ganzen Jahr. „Leider hat die Corona-Krise auch das Struwwelpeter Museum hart getroffen“, stellt die Leiterin fest. Seit dem 10. Juni 2020 ist das Haus wieder geöffnet, allerdings vorerst mit reduzierten Öffnungszeiten. Mittwochs bis sonntags von 14 bis 18 Uhr kann das Museum besucht werden.
Dort werden auf 600 Quadratmetern nicht nur die bekannten Geschichten vom „Paulinchen“ bis zum „Fliegenden Robert“ erzählt und zahlreiche Adaptionen aus 175 Jahren Struwwelpeter-Historie gezeigt. Das Museum stellt in Porträts, Zeichnungen und Schriftstücken auch das Leben des Bilderbuch-Schöpfers vor, dessen Lebenswerk die Reform der Psychiatrie in Frankfurt war. Es bietet Wissenswertes für Erwachsene und spielerischen Zugang zu den Geschichten für Kinder. In Corona-Zeiten wurde die Ausstellung entsprechend angepasst. So können Informationen auf Touchscreens weiter abgerufen werden – hierfür erhalten Besucherinnen und Besucher am Eingang spezielle Stifte, damit die Bildschirme nicht mit den Händen angefasst werden müssen.
Die pandemiebedingt ruhigere Zeit nutzt das Museum zur Einführung digitaler Neuerungen. Eine in verschiedenen Sprachen abrufbare MuseumsApp soll demnächst unterhaltsam und informativ durch die Ausstellung führen.
Das Struwwelpeter Museum ist ein Inklusionsbetrieb. Muttergesellschaft ist die frankfurter werkgemeinschaft e.V., ein Anbieter von Teilhabeleistungen für psychisch erkrankte und behinderte Menschen. So bewahrt das Museum nicht nur den materiellen Nachlass von Heinrich Hoffmann, auch das geistige Erbe des Psychiatriereformers findet hier seine moderne Fortsetzung. Im Museumsshop sind Bücher, Postkarten und viele hübsche Produkte erhältlich, die in Werkstätten für behinderte Menschen gefertigt wurden. Neu im Sortiment ist eine Neuauflage des „Struwwelpeter“ in einer schönen, originalgetreuen Ausgabe des Museums (zum Preis von 9,90 Euro). Wie die Erstausgabe vor 175 Jahren wurde das Buch klimaschonend in Frankfurt am Main gedruckt. Im Nachwort der Museumsleiterin Beate Zekorn-von Bebenburg heißt es: „Heinrich Hoffmann ist es gelungen, Konflikte darzustellen, die auch nach über 175 Jahren aktuell sind und von Kindern ähnlich erlebt werden: Umgang mit Aggressionen, Gefahrenabschätzung, Unachtsamkeit oder Toleranz gegenüber Menschen mit anderer Hautfarbe.“ In Zeiten der Corona-Krise bekommt auch die Geschichte vom Daumenlutscher erstaunliche Aktualität. Die Verinnerlichung von Hygienestandards als Prophylaxe gegen Infektionskrankheiten hat seit Hoffmanns dramatischem Apell nicht an Bedeutung verloren.
Den Jahrestag begeht das Museum mit einer Neuauflage des Bilderbuchs „Der Struwwelpeter“ des Frankfurter Arztes und Schriftstellers Heinrich Hoffmann.
Struwwelpeter Museum, Frankfurt, Hinter dem Lämmchen 2-4 am Hühnermarkt. Tel. (069)9494767400
Corona-Öffnungszeiten: Mi-So 14 bis 18 Uhr. Eintritt 7 Euro, ermäßigt 3,50 Uhr, Kinder bis sechs Jahre frei. Führungen und Kindergeburtstage nach Vereinbarung.
Der Struwwelpeter oder lustige Geschichten und drollige Bilder für Kinder von 3 – 6 Jahren von Dr. Heinrich Hoffmann. Originalausgabe des Struwwelpeter Museums nach handkolorierten Struwwelpeter-Ausgaben aus dem 19. Jahrhundert. Mit einem Nachwort von Beate Zekorn-von Bebenburg. Frankfurt am Main: 2020. Druck: Henrich Druck & Medien GmbH, Frankfurt am Main. ISBN 978-3-9808588-0-9