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Letzte Aktualisierung: 02.06.2023

Ehre für die „Schlappeschneider“

von Ilse Romahn

(19.05.2023) Auf Initiative der Eintracht erhalten die Inhaber der ehemaligen Hausschuhfirma Schneider Stoplersteine.

Auf dem Grundstück des StadtRAUMfrankfurt in der Mainzer Landstraße stand früher die Hausschuhfirma J.C. & A. Schneider (JCAS). Das Unternehmen war bereits in den 1920/30er Jahren die weltweit größte Hausschuhfirma und einer der größten Arbeitgeber im Gallus, bekannt auch als „Schlappeschneider“. Die jüdischen Inhaber Fritz und Lothar Adler fungierten unter anderem als Mäzene für Eintracht Frankfurt, sie stellten Arbeitsplätze für Spieler zur Verfügung.

Während der Novemberpogrome 1938 wurde Fritz Adler verhaftet. Die NS-Stellen knüpften seine Freilassung aus dem KZ Buchenwald an die Unterschrift seines Bruders Lothar für die „Arisierung“ der Firma. Fritz und Lothar Adler konnten mit ihren Familien fliehen; beide lebten bis zu ihrem Tod in den USA.

Am 16. Mai haben das Eintracht-Museum und die Frankfurter Stolperstein-Initiative vor dem Gebäude Mainzer Landstraße 281-291 Stolpersteine für Fritz, Brunhilde, Lothar und Ellen Adler verlegt. Eric Adler, der Enkel von Lothar Adler, war mit seiner Frau Gabriele bei der Verlegung dabei.

Eintracht Frankfurt, das Eintracht Frankfurt Museum und die Fanabteilung des Vereins sind seit Jahren engagiert in der Erinnerungsarbeit für die jüdischen Mitglieder. Im vergangenen Jahr wurde das Eintracht-Museum vom DFB für seine Erinnerungsarbeit mit dem Julius-Hirsch-Preis ausgezeichnet.

Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg bedankte sich für das Engagement der Eintracht. Sie sagte: „Ohne Ihren Einsatz wäre diese Stolperstein-Verlegung nicht möglich gewesen. Mit den Stolpersteinen setzen wir ein Zeichen, dass wir die Opfer nicht vergessen und ihnen ein ehrendes Andenken wahren. Die Erinnerung an die Verbrechen der Nazi-Diktatur endet nie. Sie ist fester Bestandteil des Gedächtnisses unserer Stadt. Denn ohne Erinnerung gibt es keine Zukunft.“

Die Historie des Sitzes der Firma Schneider – heute ist dort unter anderem das Amt für multikulturelle Angelegenheiten untergebracht - ist auf der Archivseite/2008 der Website der Gallusprojekte des Sportkreises Frankfurt unter gallus-sportkreis-frankfurt.de nachzulesen. (ffm)