Durchs irre Germanistan
Eine Buchempfehlung zum Thema Ampel-Republik
Neugierig geworden? Dann gehen Sie doch bitte schnell zu Ihrer nächsten Buchhandlung, legen 20 Euro auf den Tresen und nehmen dieses Buch, mittlerweile sogar Spiegel-Bestseller, mit. Wenn nicht vorhanden (weil vielleicht ausverkauft): Die ISBN-Nummer lautet 978-3-95890-593-1, und erschienen ist es im Europa Verlag München. Das Geld, kann ich Ihnen, liebe Leser, versichern, wäre gut angelegt, denn dieses Buch macht nicht nur deutlich, dass und was da im Staate Dänemark faul ist, pardon im irren Germanistan natürlich. Die Texte sind außerdem mit einem kräftigen Schuss Humor gewürzt, so dass man den darin geschilderten täglich zu erlebenden Wahnwitz einigermaßen verträgt. Und die jeweiligen Kapitel über Personen und Zustände sind erfreulich kurz geschrieben, zwischen zwei und vier Seiten im Schnitt, so dass die Informationen auch wohldosiert ankommen.
Um was geht es nun? Tja, man kratzt sich am Kopf. War Deutschland nicht eben noch das beliebteste Land der Welt, beneideter Exportweltmeister und begehrter Investitionsstandort mit einer funktionierenden Verwaltung und bestens ausgebildeten Fachkräften? Der Dreiklang aus Demokratie, Marktwirtschaft und einer Arbeitsdisziplin, die im Rest der Welt zugleich gefürchtet und belächelt wird, hat den Ruf „Made in Germany“ zum Weltkulturerbe gemacht. Trotz aller Krisen galten die 16 Merkel-Jahre als goldene Epoche von Wachstum und pragmatischer Staatsführung im Zeichen der Raute. Ruhe war oberste Bürgerpflicht. Motto: „Wir schaffen das.“
Knapp zwei Jahre später zeigt sich jedoch das wahre Erbe der Ex-Kanzlerin, die das Land in einen nachhaltigen Dämmerzustand versetzt hat: Die Realität schlägt mit Macht zurück, ob bei der verteidigungsunfähigen Bundeswehr oder der verfehlten Energiepolitik, ob in Sachen Migration und Integration, Digitalisierung, Bildung oder Wohnungsbau. Im Land fehlt es buchstäblich an allem, besonders die tragende Mitte der Gesellschaft ist betroffen: Krankenschwestern und Pflegekräfte, Lehrer und Sozialarbeiter, Busfahrer, Handwerker, Polizeibeamte, Feuerwehrleute und Soldaten, also allesamt systemrelevante Berufe.
Leider gehört auch Humor zur Mangelware in der Ampel-Republik, denn Ironie passt nicht zur woken, politisch korrekten, achtsamen, diversen und nachhaltigen Gesellschaft, die niemanden zurücklassen will und eben deshalb nicht vorwärtskommt.
Die Autoren beobachten, protokollieren und resümieren, wie gesagt mit viel Humor, und Liebe zum Detail, was in diesem merkwürdigen Land vorgeht und viele Zeitgenossen ratlos oder wütend zurücklässt: einen größenwahnsinnigen Moralismus, realitätsferne Illusionen, strukturell schlechte Laune und Angst vor der Freiheit.
Und um wen handelt es sich nun bei den beiden Autoren? Sie waren auch vor ihrem Buch keine Unbekannten. Der eine heißt Henryk M. Broder, Jahrgang 1948, geboren in Katowice/Polen, Abitur und Führerschein in Köln. Autor für St. Pauli Nachrichten, Spiegel, profil, Zeit, Weltwoche, FR, FAZ, SZ und andere Mainstream-Medien. Seit 2011 Reporter bei der WELT-Gruppe. Henryk M. Broder hat zahlreiche Bücher veröffentlicht und ist Gründer und Mitherausgeber des Autorenblogs achgut.com „Achse des Guten“. Er lebt in Augsburg, Berlin und Franzensbad.
Der andere Autor ist Reinhard Mohr, Jahrgang 1955. Er studierte Soziologie an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main und arbeitete u.a. für die taz und die FAZ, den Spiegel und den Stern. Im Europa Verlag erschien 2021 sein Buch „Deutschland zwischen Größenwahn und Selbstverleugnung“. Reinhard Mohr lebt in Berlin Prenzlauer Berg und schreibt als freier Journalist vor allem für Welt am Sonntag und NZZ.