Don Giovanni“ und „Im Weissen Rössl“ by Fliegende Volksbühne im Kulturfestival des Höchster Schwimmvereins
„Don Giovanni“ und „Im Weissen Rössl“ sind beides Ikonen der klassischen musikalischen Kultur, wurden hier aber von der Fliegenden Volksbühne etwas anders dargeboten. Im Rahmen des vom Höchster Schwimmverein 1893 e.V. zu Ehren seines 125-jährigen Jubiläums veranstalteten Kulturfestival wurden beide Stücke von der Fliegenden Volksbühne aufgeführt.
In diesem Fall bestand diese aus 3 Personen: Michael Quast, Sänger, Schauspieler und Kabarettist; Sabine Fischmann, Musikerin, Chansonsängerin und Schauspielerin, sowie am Klavier kongenial Markus Neumayer. Drei Menschen, die alles, na ja, fast alles können, sind genug, um Ralph Benatzkys personen- und gassenhauerreiche Operette „Im Weißen Rössl“ nicht nur ohne Verlust, sondern sogar mit einem Zugewinn an Witz aufzuführen. Und es braucht noch nicht einmal einen Peter Alexander mit Akzent und treuherzigem Augenaufschlag; treuherzig ist vielleicht das Einzige, das Michael Quast nicht kann.
Sabine Fischmann, fesch in ein Dirndl gewandet, ist die resolute Wirtin Josepha, ist ein reizend lispelndes Klärchen und auch noch „bitte sehr, bitte gleich“- ein Piccolo Franzl, der sich dauernd - für nix!, der Arme - Watschn einfängt. Fischmann jodelt absolut professionell und ist multiinstrumental auf der Bühne aktiv.
Michael Quast ist Kellner Leopold, außerdem ein berlinernder Giesecke, ein sächselnder Professor Hinzelmann, ein die bekannten Texte trocken am Pult vortragender Dr. Siedler und natürlich ein schöner Sigismund. Bei Bedarf greift er zur Geige, trommelt und rasselt, bei Bedarf gibt er – akustisch, versteht sich – das Huhn, den Hahn, die Kuh, den Hund.
Der „Don Giovanni“, dieser mozart’sche Monolith der Klassik, kommt hier als eine grandios, virtuoses Ménage à trois, die mit Frechheit, Spielwitz und übersprudelnder Musikalität trotzdem, oder gerade deswegen ganz nah dran ist, an Mozarts lustvollem Genie.
Mozarts „Don Giovanni“, 1787 in Prag uraufgeführt, ist eine der bekanntesten und meistgespielten Opern auf internationalen Bühnen. Als „dramma giocoso“, als komisches Drama, haben Mozart und sein Librettist da Ponte ihr Stück bezeichnet – als Tragikomödie. Und genau das bieten die drei Künstler von der Fliegenden Volksbühne Frankfurt! Bravo Sabine Fischmann, Michael Quast und Markus Neumayer.
Wie muss man sich das vorstellen? „Don Giovanni“ – ein Acht-Personen-Stück mit viel zusätzlichem Personal im Hintergrund – zu dritt? Michael Quast und Sabine Fischmann stellen sich der Herausforderung und präsentieren, am Flügel begleitet und gesteigert von Markus Neumeyer, einen rasanten Abend. Mit Frechheit und übersprudelndem Witz singen und spielen sie sich an Mozart heran und von ihm weg. In den Rezitativen, bei denen selbst der Opernfreund nicht immer versteht, was genau vor sich geht, sind die beiden Komödianten at their best.
Frisch wirkt auch die Übertragung von da Pontes Libretto in ein heutiges Deutsch, es lässt den Text zupackend und ohne Obertitel verständlich werden. Wenn das das „komische Drama“, irgendwo und irgendwann ernst genommen wurde, dann hier im phantasievollen Spiel und intelligenten Spaß des „Don Giovanni à trois“!
Im Festzelt des HöSV bebte die Bühne, das Publikum hat es genossen.