Dirigent der Vernichtung
Neues Buch über die Eroberung Mexikos durch Cortés
Vor 500 Jahren, am 18. Februar 1519, landete eine Handvoll Abenteurer unter dem Oberbefehl des spanischen Hidalgos Hernan Cortéz an der Küste von Yucatán und eroberte binnen weniger Jahre das Aztekenreich in Mittelamerika. Viel Gelehrtentinte ist über der Frage vergossen worden, wie es einer kleinen Schar Konquistadoren gelingen konnte, eine so mächtige Hochkultur zu bezwingen.

Foto: Verlag CH Beck
Wohltuend differenziert erzählt Stefan Rinke, Professor für Geschichte Lateinamerikas an der Freien Universität Berlin, in seinem Buch „Conquistadoren und Atzeken – Cortés und die Eroberung Mexikos“ die Geschichte der Eroberung Mexikos und beleuchtet Ursachen, Verlauf und Hintergründe dieses historisch wirkmächtigen Geschehens. Dabei zeigt er auf, dass es nicht allein die von den Europäern eingeschleppten Krankheiten (»biologische Konquista«) oder der Glaube der Azteken an eine Wiederkehr der Götter waren, die den Eroberern in die Hände spielten. Vielmehr sei dieser »Kampf der Kulturen« vor allem ein Krieg der rivalisierenden indianischen Stadtstaaten gegeneinander gewesen, den Cortez als »Dirigent der Vernichtung« geschickt eingefädelt und so die indigenen Völker gegeneinander ausgespielt hat.
Deutlich arbeitet Rinke auch heraus, dass die Landnahme im Zeichen des Kreuzes in Wirklichkeit ein Beutekrieg war. Nicht die christliche Mission, wie offiziell behauptet, sondern die Gier nach Gold und Sklaven habe die Europäer im 16. Jahrhundert in die Neue Welt gelockt.
Besonders lesenswert sind die Ausführungen zum Ausbeutungs- und Unterdrückungssystem der neuen Herren: Königliche Lizenzen (»Capitulationes«) erlaubten es den Konquistadoren, die eroberten Gebiete im Namen der Krone in Besitz zu nehmen und kommerziell auszubeuten. Und durch die Institution der »Encomienda« stand jedem spanischen Gutsherrn eine bestimmte Zahl an indigenen Arbeitskräften zu. Ein höchst lesenswertes Buch, das den Blick auf die Eroberung Mexikos und den Untergang des Aztekenreichs schärft.
28 Euro, Hardcover, Verlag CH Beck, ISBN 978-3-406-73399-4, 399 Seiten mit 27 Abbildungen und elf Karten